Chili im ORF

Dominic Heinzl: Sein erstes "Chili"

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Nach der ersten Ausgabe des Society-Magazins "Chili" von Dominic Heinzl im ORF sind die Meinungen geteilt.

Ein staatstragender Beginn hätte es laut Drehbuch werden sollen. Um seinen Senderwechsel zum ORF einen scharfen Start zu verleihen, hatte es Dominc Heinzl auf die Staatsspitzen höchstpersönlich abgesehen und lud Werner Faymann und Josef Pröll zum astrologischen Show-Down mit Expertin Helga Kuhn.

Spassverderber
Die dankende Absage des Kanzlers war sodann auch der eigentliche Einstieg in die erste Sendung von "Chili", der neuen Heinzl-Show im ORF. Für Faymann gab es dafür gleich mal Schelte vom verschmähten Moderator.

Josef Pröll hingegen machte beim Schabernak ums Idealgewicht locker mit und ließ die würzigen Kommentare über sein Aussehen („schön ist er nicht“) dauergrinsend und leicht perplex über sich ergehen. Der Kanzler hat sich nicht getraut, attestierte Dominic Heinzl, sonst hätte er bestimmt auch sein Fett abbekommen.

Frauenflugtag
Der nächste Beitrag spielte bei einem Side-Event am Rande des Skiflug Weltcups am Kulm („Seitenblicke“ berichtete bereits am Sonntag), wo Frauen das Skispringen auf einer Mini-Schanze ausprobieren durften. Freilich drehte sich alles nur um das Team von Dominc Heinzl, für das die Promis scharenweise antanzten. So wenig ungezwungen wie das arrangierte Aufeinandertreffen geriet dann auch der fertig gestaltete Beitrag. Die Sager von Vera Russwurm, Gregor Schlierenzauer, Hubert Neuper, Nik Berger, Toni Innauer und Co.. waren ohne Würze, die Kommentare von Dominic auch.

No Comment
Nach einem eher faden EPK-Zusammenschnitt des Kino-Blockbusters Avatar und Marion Bendas Beitrag über die EAV-Witzlinge Klaus Eberhartinger und Thomas Spitzer, die sich seltsam medienkritisch präsentierten, folgte der nächste Vorstoß Heinzls in die höheren Gefilde der Society-Berichterstattung. Eine Rathaus-Gala im Beisein von Königin Beatrix aus den Niederlanden mit Top-Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Dort zeigte man dem Team von Heinzl wiederum die kalte Schulter, denn die Ausbeute an interessanten Interview-Partnern war dürftig. Als Retourkutsche wurde der Wiener Bürgermeister Häupl beim Nasenbohren gezeigt – Dominics erste Machtdemonstration im ORF.

Lugner, ahoi
Zum Schluss der Sendung kam der Auftritt jenes Mannes, den man mit Sicherheit von nun an noch viel öfters im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ertragen muss. Richard Lugner feierte seinen Einstand bei „Chili“ und durfte zum Auftakt über den geplatzten Deal mit seinem vermeintlichen Opernball-Stargast Katie Price berichten. Spätestens dann wollten viele rasch wieder umschalten – so wie früher von ATV zum ORF. Alle bekennenden und anonymen Heinzl-Fans werden ihre Zapp-Gewohnheiten nun radikal umstellen müssen.

Studio
Wer auch immer für das Design des neuen Heinzl-Studios verantwortlich ist, sollte zur Strafe ein Maul voll Chili-Schoten hinunter würgen. Irgendwo zwischen Krampus-Disco und Grottenbahn, ließe sich die die Farbenwelt aus rot und orange Tönen beschreiben, mit denen die Augen des Fernsehbetrachters malträtiert werden. Schlechter Geschmack zählte zwar von je her zu Dominic Heinzls Markenzeichen, aber diesmal scheint er übertrieben zu haben.

Temposchwund
Inhaltliche Unterschiede zu seinen bisherigen Arbeiten bei ATV waren nach der ersten Sendung nicht erkennbar, wohl aber gestalterische. Die Kameraführung und Schnittgestaltung in den Beiträgen wirkte generell ruhiger, was aber auch an der mangelnden Praxis mit den neuen Geräten liegen mag.

Konkurrent Seitenblicke
In den nächsten Monaten wird sich herausstellen, ob der überaus schlaue Direktor Alexander Wrabetz den Dominic in den ORF holte, um einen genialen Society-Reporter ins Boot zu holen, oder um einen aufstrebenden Privat-Sender sein Zugpferd abzuwerben. Der Sendetermin zur gleichen Zeit mit der Zeit im Bild gilt unter Experten als Nachteil. Ohne Top-Prominenz in den Beiträgen hat „Chili“ um 19:30 wenig Chancen auf Quotenrekorde. Die feine Gesellschaft kann ihre Medienverpflichtungen gegenüber dem ORF nach wie vor in den Seitenblicken ableisten, ohne wie bei "Chili" mit den Lugners und Co. in Berührung kommen zu müssen. Die alteingesessene Seitenblicke-Redakteure werden Dominic Heinzl ihr Terrain bestimmt nicht kampflos überlassen.

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