2020 war ein Jahr wie kein anderes: Der Familienreport untersucht jetzt die Auswirkungen von Corona auf die Gesellschaft – und zeigt, wie sich unser (Zusammen-)Leben im letzten Jahrzehnt verändert hat.
Zahlen lügen nicht: Der neueste Bericht „Familien in Zahlen 2021“ des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Universität Wien nahm die Zeitspanne von 2010 bis 2020 genauer unter die Lupe – und als wären diese Veränderungen nicht alleine schon spannend genug, werden dabei auch noch die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Gesellschaft mehr als deutlich. Familienministerin Susanne Raab: „Die Ergebnisse helfen uns, unsere Politik bei den Bedürfnissen der Menschen anzusetzen.“ So gibt’s vor allem bei der Kinderbetreuung noch viel Aufholbedarf. Was die Studie über Familie in all ihren Formen, Eheschließungen oder das Alter von Müttern bei ihrer ersten Geburt sagt: Hier die wichtigsten Zahlen.
Starke Familienbande
Die Zahl der Familien im Sinne der Familienstatistik (inkludiert Paarhaushalte mit und ohne Kinder sowie Alleinerziehendenhaushalte) hat sich von 2010 auf 2020 um 5,4 % auf 2.459.900 erhöht. Hier nehmen vor allem Paare ohne Kids einen immer größer werden Anteil ein. Auch beim Thema Alleinerzieher:innen vollzieht sich ein Wandel: Um 7,6 Prozent sank die Anzahl dieser mit Kindern unter 15 Jahren in den vergangenen zehn Jahren. Und: 2010 waren 72,8 Prozent der Eltern mit Kindern unter 15 Jahren verheiratet oder in einer eingetragenen Partnerschaft lebend – 2020 ging dieser Wert leicht zurück (71,2 %). Dass Single-Haushalte ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft sind, beweisen auch die neuesten Zahlen: 2010 gab’s 1,3 Millionen – zehn Jahre später bereits 1,506 Millionen Haushalte in Österreich, die nur eine Person zählten.
Jawort und Scheidung
Corona heißt der Spielverderber vorm Traualtar, der 2020 für einen Rückgang von 13,8 Prozent der Eheschließungen sorgte. Gab’s 2019 noch 46.034 Jaworte in Österreich, trauten sich im Folgejahr nur mehr 39.662 Paare. Weniger Ehen, weniger Scheidungen: Pandemiebedingt knickte auch diese Rate 2020 ein – 14.870 Scheidungen! Zum Vergleich: 2019 waren es noch 16.351. Trotzdem schlug Corona erbarmungslos zu: Im April 2020 wurden während des ersten Lockdowns 137 Ehen geschieden, im Juli wurde dagegen der höchste Monatswert mit 1.634 Scheidungen verzeichnet. Drum warte, wer sich ewig binde – das mittlere Alter bei der Erstheirat stieg: Lag dieses 2010 noch bei 29,3 Jahren (Frauen) bzw. 31,9 Jahren (Männer), waren Frauen 2020 31 Jahre, Männer 33,3 Jahre bei ihrem Gang zum Altar alt.
Mütter werden älter
Ein weiteres Ergebnis, das nicht überrascht, ist, dass Frauen später Nachwuchs bekommen. 2010 lag das durchschnittliche Alter einer Frau bei ihrer ersten Geburt bei 28,5 Jahren – 2020 hingegen bei 30 Jahren. Ein bisheriger Höchstwert! Zum Vergleich: 1973 betrug das durchschnittliche Erstgebäralter 22,8 Jahren (der niedrigste Wert überhaupt!). Insgesamt gab es 2020 83.603 Geburten zu feiern, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent bedeutet. Generell nahm die Zahl der Geburten in Österreich seit 2016 kontinuierlich ab.
Betreuungszuwachs
Beim Thema Kinderbetreuung zeigt der Familienreport die wohl deutlichste Veränderung, die auf die Pandemie zurückzuführen ist, auf: Waren 2010 19 Prozent der Kleinkinder unter drei Jahren in Betreuung, stieg diese Rate 2020 auf 29,9 Prozent an. Heißt: Jedes dritte Kleinkind genoss institutionelle oder Tageselternbetreuung!
Erwerbstätigkeit
Bei Frauen zwischen 25 und 49 (mit Kids unter 15 Jahren) erhöhte sich die Teilzeitquote um 4,6 Prozentpunkte: 2010 waren es 70,9, 2020 75,5 Prozent. Zum Vergleich: Die Teilzeitquote dieser Gruppe lag für Männer bei 8,3 Prozent (2020).