Seit 2016 ist die "Mode Wien" Plattform für Designer:innen, Kleidermacher:innen und Textilunternehmer:innen. Warum es diese braucht - und was sie zu bieten hat.
Weil kleine Mode- & Textilunternehmen kaum Marketing-Budget haben, werden sie von der "Mode Wien" unterstützt - mit Fotoproduktionen, Events & Networking. Seit knapp zwei Jahren vertritt Patrizia Markus als Wiener Innungsmeisterin die Interessen von Unternehmer: innen der Mode- und Bekleidungstechnik. Kein einfacher Job, denn viele der - meist kleinen - Betriebe sind von der Krise stark betroffen. Mit der Plattform "Mode Wien" verbindet Markus seit 2016 das Nützliche mit dem Schönen: mit Events, Pop-up-Stores und nicht zuletzt den aktuellen Look Books, die die Kreationen der "Mode Wien"- Designer:innen zeigen, wird Aufmerksamkeit für den wirtschaftlich bedrohten Zweig geschaffen. MADONNA zeigt die Vielfalt der heimischen Designs - und sprach mit Patrizia Markus über ihre Intention.
Das aktuelle Look Book der "Mode Wien" greift einmal mehr das Thema Diversität auf. Warum ist Ihnen das als Innungsmeisterin besonders wichtig?
PatrIzIa Markus: Das Thema Diversität ist für die Markenmode Wien nichts Neues, sondern wir besetzen dieses bereits seit vielen Jahren. Weil wir als Markenmode Wien den Konsument:innen ja zeigen wollen, dass wir Modemacher :innen jede Größe, jedes Alter, jede Körperform bedienen können. Deswegen haben wir eigentlich immer schon nicht nur an Modelgrößen gearbeitet, sondern etwa auch ältere Models genommen - damit wir die Vielfalt des weiblichen, aber auch männlichen Körpers und die einzelnen Handschriften unserer Designer:innen abbilden.
MD-Design
"Mode Wien" ist ja eine Plattform - warum ist eine solche vonnöten?
Markus: Wir wollen auf dieser Plattform den Konsument:innen in Wien das breite Spektrum, das heimische Modemacher:innen haben, zeigen. Von ganz günstiger Mode bis hin zu hochwertiger, teurer Mode, vom Hutmacher bis hin zu Schneider:innen, die auch Hundemäntel kreieren. Das Angebot dieser kleinen Betriebe ist wirklich vielfältig und wir wollen - ja, wir müssen - diese gerade in Zeiten wie diesen unterstützen. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit, denn gerade diese Betriebe produzieren ja sehr nachhaltig und hochqualitativ.
Pailletten-Bomberjacke von Julia Lara König.
Die Plattform "Mode Wien" gibt es ja bereits seit 2016. Da war das Thema Nachhaltigkeit in der Mode ja noch nicht so stark im Fokus. spüren sie, dass die Nachfrage heute wesentlich größer ist?
Markus: Ja, gerade in den letzten zwei Jahren, auch aufgrund der Pandemie, hat sich das Bewusstsein der Konsument:innen stark verändert. Sie achten verstärkt darauf, woher ihre Kleidungsstücke kommen, welche Materialien verwendet werden - und unter welchen Produktionsbedingungen gearbeitet wird. Das Interesse, was all das betrifft, ist auf jeden Fall gestiegen.
Umgekehrt sind aber auch gerade für kleine Unternehmen die Probleme in der Pandemie größer geworden... Waren bzw. sind sie dafür auch Anlaufstelle?
Markus: Ja, durchaus, denn viele Unternehmer:innen hatten in Zeiten der Lockdowns große wirtschaftliche Probleme -und viele haben sie immer noch. Denn das Kaufverhalten hat sich im Lockdown, aber natütlich auch durch Home Office, das viele Firmen ja weiterhin anbieten, verändert. Es wird einfach nicht mehr so viel Neues benötigt. Auch für Anlassmode, wie für Taufen, Hochzeiten, Bälle oder Events, wird derzeit nicht so viel -etwa für eine Maßanfertigung - ausgegeben.
Wie versucht die "Mode Wien" dem entgegenzuwirken?
Markus: Indem wir eben mit unserem Look Book für Aufmerksamkeit sorgen und den Modemacher:innen eine Werbeplattform bieten. Was sie am meisten brauchen ist Werbung, denn gerade kleine Unternehmer:innen haben kein Marketing-Budget. Was wir aber auch organisieren sind regelmäßige Pop-up-Stores, wo Designer:innen ihre Kollektionen verkaufen können -und Kund:innen tolle, nachhaltige Mode zu fairen Preisen shoppen können.
Bräuchte es für die Betriebe, die Sie mit der Plattform unterstützen, nicht weit höhere finanzielle Förderungen?
Markus: Ja, das Problem ist nur, dass die Wirtschaftskammer -so wie alle anderen großen Förderstellen -das Thema Mode nicht wirklich als wichtig einstuft. Deshalb liegt mir das Projekt "Mode Wien" ja auch so am Herzen, weil es sonst niemanden gibt, der in diesen Zweig investiert. Ich verwende die Hälfte des "Mode Wien"-Budgets nur für die Öffentlichkeitsarbeit, um die rund 100 Betriebe, die in unserem Netzwerk sind, mit Werbung zu unterstützen.
Stichwort Netzwerk - belebt aus Ihrer Sicht Konkurrenz das Geschäft?
Markus: Definitiv! Je mehr heimische Betriebe es in einer Stadt gibt, desto besser -und je intensiver diese zusammenarbeiten, desto größer sind die Erfolgschancen. Wir sehen das ja allein schon bei unseren Pop-up-Veranstaltungen. Das Interesse der Kund:innen daran wird immer größer -und die teilnehmenden Betriebe immer mehr, wodurch das Angebot auch interessanter wird. Und auch immer vielfältiger! Darum geht es ja letztendlich: Mode für jeden Typ, jedes Alter und jeden Geschmack anbieten zu können -und Wien als Fashion-Hot Spot zu etablieren. Davon träumen wir.
© Sigrid Mayer
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Alle Infos, Termine und Looks der "Mode Wien" finden Sie unter modewien.at