Glücklich mit Baby und Karriere? Mit dem neuen Programm care+lead begleitet Business Coachin Vera Steinhäuser Mütter und Väter durch die herausfordernde Zeit um die Babypause.
Wie lassen sich Kind und Job vereinbaren und wie können wir die hohen Ansprüche, die wir an Elternschaft und Karriere haben, erfüllen? Viele junge Eltern, vor allem Frauen, stehen in der Zeit vor, während und nach der Babyzeit vor unzähligen Fragen und neuen Situationen, die es zu bewältigen gibt.
Maßgeschneiderte Unterstützung
Mit der leadhers+ academy (Informationen unter: leadhers.academy) hat Business Coachin Vera Steinhäuser ein Programm entwickelt, das Eltern bei der Vereinbarkeit von Kind und Karriere unterstützt. care+lead begleitet Caretaker mit praktischen Inhalten zu Selbst-Organisation, wertorientiertem Management, Mental Health, Self-Care, Embodiment, Legal und Cultural Topics. Neun Expert:innen begleiten die Teilnehmenden in drei Phasen – vor, während und nach der Babypause – durch das Programm.
Wie ist Ihr neues Programm care+lead entstanden?
Vera Steinhäuser: Wir haben 2023 mit der leadhers+ academy das Female Leadership Programm gestartet. Das ist ein sehr intensives Programm für Frauen, die schon in Führungsrollen sind oder sich in solche entwickeln wollen. Wir haben schnell erkannt, dass wir noch ein Thema angehen müssen, um mehr Frauen in Führungsrollen zu bekommen, und das ist die Vereinbarkeit. Für mich war klar, ich mache kein weiteres Mami-Programm, weil ich damit einbetonieren würde, was es eigentlich zu beheben gilt: Dass Kinder immer nur das Frauenthema sind. Ich habe gesagt, wir machen ein Programm für Caretaker, also für Mamas und Papas, die einen hohen Anspruch an die Karriere haben, aber auch an die Elternschaft.

Sie haben mit Fokusgruppen gearbeitet, um die Bedürfnisse von Eltern zu evaluieren. Was waren die wichtigsten Wünsche?
Steinhäuser: Auf der einen Seite Sicherheit und auf der anderen Seite Freiheit beziehungsweise Flexibilität. Das ist, wenn man das zum ersten Mal hört, fast ein bisschen, als würde man über zwei Endpunkte von einem Spektrum sprechen. So ist es aber nicht. Mit Sicherheit ist gemeint, dass Eltern das Gefühl haben wollen, sie werden am Arbeitsplatz oder am Arbeitsmarkt ernst genommen. Dass ihre Ressourcen, ihre Expertise und ihre Persönlichkeit wertgeschätzt werden. Im gleichen Atemzug brauchen sie diese Freiheit und Flexibilität. Gerade die, die das erste Mal Eltern werden, sind mit vielen Fragen vom Arbeitgeber, von der Arbeitgeberin überfordert. Fragen wie: Wie lange wirst du in Babypause gehen? Da wünschen sich viele noch mehr Freiraum und mehr Flexibilität.
Wie läuft care+lead ab? Kann man sich die Videos jederzeit ansehen?
Steinhäuser: Genau. Bei care+lead kann jeder und jede einsteigen, wann er oder sie will. Es sind bei den ersten Teilnehmenden tatsächlich auch Eltern dabei, die schon in Phase 3 sind. Die schauen sich interessanterweise trotzdem die Contents von Phase 1 und 2 an und ärgern sich vielleicht ein bisschen, dass sie das jetzt erst sehen.
Wie unterscheiden sich diese drei Phasen des Programms voneinander?
Steinhäuser: Es gibt unterschiedliche Schwerpunktthemen, je nachdem, was in diesen Phasen relevant ist. Das deckt sich auch mit dem Einsatz unserer Expert:innen. Wir haben zum Beispiel Erika Heimhilcher dabei, eine Hebamme und Motherood-Expertin. Sie ist vor allem in Phase 1 aktiv. Oder Sandra Runge, eine Top-Expertin zum Thema Elternrecht, was auch in Phase 1 ganz wichtig ist. Nicole Rimser ist für Kultur da. Von ihr kommt am meisten in Phase 3, wo es darum geht, wie man damit umgeht, wenn man zurückkommt. Es ist wirklich auf die einzelnen Bedürfnisse der unterschiedlichen Phasen ausgerichtet.
Wie sieht Ihr Part aus?
Steinhäuser: Ich bin vor allem für die Themen Leadership und Re-Empowerment zuständig. Leadership ist nicht nur für Menschen interessant, die schon in einer Führungsrolle sind, weil es immer auch um Selbstleadership geht. Eltern wissen, wie wichtig Leadership Skills sind, und man weiß auch, wie viel man dafür in der Elternrolle lernt. In Phase 1 gibt es einen Teil von mir, in dem man lernt, wie man sein Team vorbereiten oder verhandeln kann. Während der Babypause stellt sich die Frage, wie sehr ich weg bin. Wenn ich entscheide, ich bin ganz weg: Wie geht es mir damit? Wie kann ich darauf schauen, dass es mir gut geht? In Phase 3, wenn man zurückkommt, geht es wieder um Selbstmanagement.
Oft glauben Männer, sie machen eh schon alles. Die Realität ist aber meist eine andere. Wenn das Kind krank ist, hüpft zum Beispiel wieder die Mama.
Steinhäuser: Das ist in den meisten Realitäten so. Wir haben tolle Tools, die das sichtbar machen. Wo dann mal klar ist, wie es wirklich ausschaut. Es ist sehr weit verbreitet, dass die Männer glauben, sie tun eh so viel, aber wenn man es sich genau anschaut, ist es nicht so viel. Ganz weit verbreitet ist diese Haltung: „Ich unterstütze meine Frau.“ Ich höre in meinem Female Leadership Programm oft: „Mein Mann unterstützt mich irrsinnig“. Ich sage: „Das sind eure gemeinsamen Kinder. Er unterstützt dich nicht, er macht seinen Teil.“ Es geht viel um das Mindset. Wir haben alle noch viel vor uns, um das anzupassen.

Für Alleinerziehende gibt es einen Sonderpreis. Warum?
Steinhäuser: Ich war selber viele Jahre alleinerziehend und weiß, wie schwer das ist. Das ist nicht doppelt so schwer, sondern in vielen Bereichen um ein Vielfaches schwerer. Es war mir aus meiner Historie heraus ein besonderes Anliegen, den Frauen oder den Eltern ein ordentliches Goodie zu geben. Natürlich gibt es in dem Programm oft Paarübungen. Wir sagen immer dazu, wenn du alleinerziehend bist, schau mit wem in deinem Umfeld du das machen kannst. Ich will den Eltern, die alleinerziehend sind, mitgeben: Du hast vielleicht aktuell keinen Partner oder keine Partnerin, aber du bist nicht alleine. Wir müssen auch am gesellschaftlichen Bild etwas tun. Es ist hart, keine Frage, aber wir sind nicht die Opfer, die in der Ecke stehen.
Wie war das für Sie?
Steinhäuser: Für mich war das ein großes Thema. Es hat sich angefühlt, als wäre ich das, was ich niemals sein wollte. Es hat Kraft, Anstrengung und Selbstreflexion gekostet, um herauszukommen. Das ist ein altes Narrativ, das überhaupt nicht stimmt. Man kann als alleinerziehende Mama ein verdammt gutes Leben haben. Es ist hart. Vor allem die finanzielle Komponente darf man nicht vergessen.