Natascha Kampusch hat schwere Vorwürfe gegen ihre Heimat erhoben: In Österreich schlage ihr viel Missgunst und Aggressivität entgegen, die Medien seien penetrant, meinte das 21-jährige Entführungsopfer am Montag in Hamburg bei der Vorstellung einer TV-Dokumentation über ihre achtjährige Gefangenschaft in einem Verlies. Andere schlecht zu machen, "das ist so eine Wiener Mentalität", so Kampusch.
"Ein österreichischer Journalist hätte gleich etwas Unangenehmes, Intimes gefragt", im Unterschied zur recht ruhigen und geordneten Pressekonferenz in Hamburg, betonte Kampusch. Trotz der harschen Vorwürfe betonte die 21-Jährige weiter in Österreich leben zu wollen: "Wien ist meine Heimatstadt." Die vorgestellte Dokumentation "Natascha Kampusch - 3.096 Tage Gefangenschaft" ist 45 Minuten lang und wird am 25. Jänner 2010 um 21.00 Uhr im ARD gezeigt.
Erstmals will Kampusch nun die Mutter ihres Entführers Wolfgang Priklopil treffen: "In den nächsten zwei Monaten soll ein Kontakt zustande kommen", betonte die junge Frau. Jeder Mensch sollte auf eigenen Füßen stehen, so Kampusch zu Fragen nach ihren Eltern und Geschwistern: "Ich habe regelmäßigen Kontakt zu meiner Familie, aber nicht zu eng."
Knapp dreieinhalb Jahre nach ihrer Flucht habe sie weiterhin große Probleme, ins normale Leben zurückzufinden. "Ich lebe ganz zurückgezogen und zeige mich kaum in der Öffentlichkeit", erzählte das Entführungsopfer. Auf die Frage nach Freunden, antwortete sie: "Das ist natürlich auch sehr schwer." Sie habe ja keine normale Sozialisation gehabt, in der sie Freundschaften aufbauen hätte können, aber: "Ich hab' schon fast so Leute, die man als Freunde bezeichnen könnte, gewonnen."
Noch bis zum Ende des Jahres möchte Kampusch nach eigenen Angaben ihren Pflichtschulabschluss erlangen. Sie wünsche sich derzeit nichts mehr, als ein "normales Leben" führen zu können. "Ich habe offen gestanden gar keine Ahnung, wie sich mein Leben weiter gestalten wird", meinte die 21-Jährige im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft.