Am Dienstagnachmittag lud US-Rapper 50 Cent zum "Round Table" in ein Wiener Hotel am Kärntner Ring, um dort vor Journalisten Fragen über Gangsta-Rap, seine eigene Kondom-Marke und moralische Verpflichtungen zu beantworten. Und das mit einer Freundlichkeit und Eloquenz, die wenig mit seinem Gangster-Image zu tun hatte. Anlass war seine CD "Before I Self Destruct", die vor kurzem in den Handel kam.
Warum haben Sie das Album "Curtis" (2007) vor "Before I Self Destruct" veröffentlicht, obwohl letztgenanntes Album bereits vorher erscheinen hätte sollen?
50 Cent: "Nur das Konzept zu 'Before I Self Destruct' war vor 'Curtis' festgelegt und es war eigentlich nie tatsächlich schon als fixer Release geplant. Es gab zwar unfertige Songs, es gab Refrains, aber es war eben nur ein Konzept und danach gab es dasjenige zu 'Curtis' und ich entschloss mich, dieses für mein drittes Album zu verwenden."
"Before I Self Destruct" ist eher ein hartes Album geworden, so wie das Debüt "Get Rich or Die Tryin'" (2003) und obwohl es viele gute Kritiken gibt, gibt es auch einiges Negatives zu lesen.
50 Cent: "Wie kann man an einem Album etwas falsch finden, wenn gleich die erste Single daraus ('Crack a Bottle') auf Platz eins der US-Charts landet?"
Der Stil des neuen Albums erinnert, wie etwa beim Song "Strong Enough", an denjenigen von New Yorker Bands der Neunziger, wie Mobb Deep oder Raekwon. War das beabsichtigt?
50 Cent: "Ich wollte musikalisch das anbieten, was mir selbst gefallen hat. Anfangs war ich selbst ein Fan von Mobb Deep und es hat mich inspiriert, später auch mit ihnen zusammenzuarbeiten. Es gibt auf dem Album auch den Song 'Gangsta's Delight' (die 50 Cent-Version des HipHop-Klassikers 'Rapper's Delight', Anmerkung), er ist deswegen da, weil mein Publikum das Original nicht kennt und daher biete ich ihnen zum Teil klassisches Material in einem neuen Stil und neuem Vibe an. Ich hoffe, dass meine Hörer auch den Stellenwert meiner Auswahl erkennen und daran Gefallen finden."
Ist das Gerücht wahr, dass "Before I Self Destruct" das letzte Studioalbum sein wird?
50 Cent: "Es ist mein letztes Studioalbum unter meinem aktuellen Vertrag mit dem Label Interscope. Danach müssen wir den Verhandlungsprozess wieder starten.
Wenn man die Entwicklung im Hip-Hop in den letzten Jahren betrachtet, glauben Sie da, dass das Gangsta-Rap-Genre ein wenig aus der Mode gekommen ist?
50 Cent: "Es gab einfach solche Künstler bei den großen Plattenfirmen und diese entschieden sich, ihre Marketing-Dollars in diese zu investieren, aber diesen Lifestyle haben sie nicht dazu gepackt, der war schon da. Künstler erstrahlen und verschwinden wieder, jetzt sind halt die Hipster angesagt, die ihr Publikum damit locken wollen, indem sie sich so geben wie ihre potenziellen Fans."
Sie haben einmal gesagt, dass Sie früher gar nichts hatten. Machen Sie jetzt mit Ihrem Geld auf karitative Dinge?
50 Cent: "Ich hab bereits 2003 ein erstes Projekt dieser Art gestartet, habe es aber nicht großartig promotet. Ich mache unter anderem auch Gratisauftritte und habe zu Thanksgiving zum Beispiel mehr als tausend Truthähne für Obdachlose spendiert. Ich würde aber nicht sagen, dass es meine moralische Verpflichtung ist, sondern es ist mir ein persönliches Anliegen.
Am Dienstag war Welt-Aids-Tag und Sie haben ja auch eine eigene Kondom-Marke?
50 Cent: "Was ich mit meinen 'Magic Stick'-Kondomen erreichen wollte, war ein neuartiges 'Safer Sex'-Marketingkonzept zu entwickeln, das ein wenig cooler ist und so auch interessanter für die Kids."