Lernen im Schnee

Die nördlichste Schule der Welt

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Auf Spitzbergen wird neben Mathematik das Überleben im Eis geübt.



Wer die nördlichste Schule der Welt besuchen will, muss fast bis zum Nordpol reisen. Hier in der arktischen Kälte Spitzbergens, inmitten verschneiter Berge und arktischer Fjorde, lernen die Schüler nicht nur Mathematik und Englisch, sondern auch, wie sie in einer Lawine überleben, hungrige Eisbären verjagen und Rentiere häuten.

230 Kinder
Die 230 Kinder der Grundschule und der weiterführenden Schule in Longyearbyen büffeln nach einem normalen norwegischen Lehrplan, der aber dem Leben in der Arktis angepasst wurde.

Schneestiefel & Rentiere
Bevor der Unterricht losgeht, ziehen die Schüler ihre Schneestiefel aus und legen ihre Motorschlitten-Helme ab. Auch die an die Fassade gelehnten Ski und die Rentiere im Pausenhof zeigen, dass es sich hier um eine besondere Schule handelt.

Schule auch bie Schneesturm
"Egal ob Eiseskälte herrscht oder ein leichter Frost in der Luft liegt, die Schule bleibt geöffnet. Das gilt sogar bei Schneestürmen", erzählt Biologielehrerin Priitta Pöyhtäri Troen.

Natur kennenlernen
In dieser modernen Schule muss niemand schwänzen, um die freie Natur kennenzulernen. Das zeigt schon ein Blick in die Cafeteria, wo ein ausgestopfter Eisbär mit seinem Jungen Wache hält.

In einer Vitrine werden Miniaturen von Robben und Bären ausgestellt, die die erste Klasse gerade getöpfert hat.

Jagd-Kontingent
Die Schule hat sogar ihr eigenes Jagd-Kontingent. Jeden September gehen Lehrer und ältere Schüler auf die Pirsch, erlegen in der Wildnis mehrere Tiere und untersuchen sie. Siren Lindeth, eine temperamentvolle 18-Jährige, war im vergangenen Jahr erstmals dabei und zerlegte eigenhändig ein Rentier.

"Man muss ihnen die Kehle durchschneiden, sie häuten und sie dann ausweiden. Am besten mit bloßen Händen", erzählt Lindeth, die schon im Alter von drei Jahren von ihrem Vater auf die Jagd mitgenommen wurde. "Es ist so toll, seine eiskalten Hände in die noch warmen Gedärme zu tauchen."



Überleben lernen

Doch bei allem Spaß - in der Arktis lauern auch Gefahren. Wie sie damit umgehen, lernen die Kinder an einem Informationstag, den die Schule einmal im Jahr organisiert.

Mit Unterstützung kommunaler Behörden wird ihnen beigebracht, wie sie in einer Lawine überleben, sich vor Eisbären in Acht nehmen, gefährliche Gletscherspalten meiden und Motorschlitten reparieren.

Hoher Wechsel
Typisch für die nördlichste Schule der Welt ist auch, dass sich die Kinder und Jugendlichen die Türschnalle in die Hand geben. In der 1.800-Seelen-Stadt Longyearbyen bleiben die Menschen nämlich nur durchschnittlich dreieinhalb Jahre wohnen - zu unwirtlich ist das arktische Klima Spitzbergens.

"Jedes Jahr wechselt ein Viertel der Schüler", erzählt Biologielehrerin Troen. Kinder aus fast 20 Ländern drücken hier die Schulbank. Sie kommen aus Thailand, Bosnien oder Russland.

Langweile im Eis
Zu den russischen Schülern gehört der 19-jährige Alexander Ilzhasow, der gerade mit flinken Fingern einen Zauberwürfel dreht. Die Eltern des Burschen mit den Rastalocken zogen vor fünf Jahren aus der nahe gelegenen Bergarbeitersiedlung in Barentsburg her.

Er langweilt sich auch manchmal im ewigen Eis und will zum Zeitvertreib so viele Guinness-Rekorde wie möglich brechen, vom Verschlingen von Bananen über das Lösen von 3D-Puzzles bis zum Stelzen-Hüpfen. "Das ist das einzige, was mir einen Kick gibt."

Spaß mit Schlitten statt Mofa
Der 17-jährige Odin Kirkemoen ist einer der wenigen, die fast ihr gesamtes Leben auf der zu Norwegen gehörenden Insel verbracht haben. Um seinen Schulweg dürften ihn Jugendliche aus aller Welt beneiden: Jeden Morgen springt er auf seinen Motorschlitten und braust zur Schule.

Die Schlitten sind für die Teenager ungefähr das, was für Gleichaltrige weiter im Süden das Mofa bedeutet. In seiner Freizeit brettert er mit Freunden die steilen Eishänge hinauf und hinunter: "Die Motorschlitten sind es, die die Burschen hier halten", sagt Odin.

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