Das große Interview

Endlich frei! Neustart für Kathi Nehammer

Lange mied Katharina Nehammer die Öffentlichkeit – jetzt meldet sich die Ehefrau des Ex-Kanzlers zurück: Mit einem heißen Fashionshooting in
Designs von Atil Kutoglu für einen guten Zweck.

Ja, sie strahlt wieder – und man kann sich gut vorstellen, wieso. Schließlich hat Kathi (wie man sie nennen darf) Nehammer ihr Leben wieder zurück: ein recht unbeobachtetes Privatleben, einen Job, der sie erfüllt und Freude bereitet, Urlaube mit ihrer Familie, die nicht aufgrund aktueller Ereignisse abgebrochen werden müssen... Ganz gleich, wie man politisch zu ihrem Ehemann Karl Nehammer (52) steht – dass das Leben an der Seite eines Bundeskanzlers nicht ganz einfach ist, bleibt wohl unbestritten. Seit dessen Rücktritt im Jänner 2025 – ja, eigentlich schon längere Zeit davor – hat sich die Mutter zweier Teenager (17 und 15 Jahre alt) völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Während ihr Ehemann noch um die Bildung einer Regierung kämpfte, wagte sie im Stillen den beruflichen Wiedereinstieg. Inzwischen ist die 43-Jährige CEO des Agrarverlags und kann ihr Know-how als einstige Redakteurin und Medien-Geschäftsführerin nutzen. 

Happy: Im Jänner trat ihr Ehemann als Kanzler zurück - jetzt lebt seine Familie wieder ein

Happy: Im Jänner trat ihr Ehemann als Kanzler zurück - jetzt lebt seine Familie wieder ein "normales" Leben. 

© Barbara Nidetzky

Heißes Shooting für den guten Zweck 

Was sie Positives aus ihrer Zeit als „First Lady“ mitnimmt? „Das karitative Engagement, das ich damals gestartet habe“, erzählt sie im MADONNA-Interview anlässlich eines Modeshootings für die Charity-Initiative „Building Bridges“, die sie 2023 mit Star-Designer Atil Kutoglu gründete und deren Erlöse an das Rote Kreuz gehen. In Istanbul posierte Nehammer selbst in den Kreationen ihres inzwischen engen Freundes, der auch in einer Zeit zu ihr stand, als manch ein Designer keine Kleider für die Kanzlergattin schneidern wollte. Das Interview über ihren Einsatz, neue Ziele und den Abschied von ihrem geliebten Vater, TV-Legende Peter Nidetzky im so harten Jahr 2024.

In Istanbul posierte die ehemalige Kanzlergattin in heißen Looks von Kutoglu. 

In Istanbul posierte die ehemalige Kanzlergattin in heißen Looks von Kutoglu. 

© Barbara Nidetzky

"Ich habe gesagt: Warum ich?"

Die ehemalige Kanzlergattin im großen Fashion-Shooting am Bosporus in Couture von Atil Kutoglu – wie kam es dazu?
Katharina Nehammer: Unsere gemeinsame Arbeit für „Building Bridges“ hat 2023 begonnen, nach dem schweren Erdbeben in der Türkei haben wir eine große Charity-Auktion gemacht. 2024 haben wir ausgesetzt, im Wahljahr wollte ich nichts in der Öffentlichkeit machen. Aber jetzt greifen wir das Projekt zugunsten des Roten Kreuzes, das uns sehr am Herzen liegt, wieder auf. Atil kam dann auf die Idee, ein Shooting in Istanbul, seiner Heimat, zu machen und meinte: „Warum zeigen wir die neue Kollektion nicht an dir?“

Und Sie haben sofort Ja gesagt?
Nehammer: Ganz ehrlich? Nein. (lacht) Ich habe gesagt: „Du hast zig Models an der Hand, warum ich?“ Aber er meinte, er will es unbedingt mit mir machen. Und dann dachte ich: Warum eigentlich nicht? Heute geht das für mich. Früher hätte ich es sicher nicht gemacht.

Sie verbindet inzwischen eine enge Freundschaft mit Atil Kutoglu...
Nehammer: Sehr! Als ich damals für den Philharmoniker Ball ein Kleid brauchte und alle sagten, dass ich kein Kleid von der Stange tragen kann, habe ich mehrere Designer:innen angefragt. Viele haben abgesagt, weil sie wohl nichts mit mir zu tun haben wollten. Das war ziemlich enttäuschend. Ich wollte doch nur ein Kleid! Atil hat sofort gesagt: „Ich mach dir eines.“ Er hatte nie Berührungsängste, im Gegenteil. Das war so herzlich und das vergesse ich ihm nie. Atil ist ein nicht nur ein toller Designer, sondern vor allem auch ein super Mensch. So entstand eine echte Freundschaft. Auch mein Mann versteht sich sehr gut mit ihm.

Katharina Nehammer und Atil Kutoglu sind enge Freunde und gründeten die Charity

Katharina Nehammer und Atil Kutoglu sind enge Freunde und gründeten die Charity "Building Bridges". 

© Barbara Nidetzky
 

Also sind Sie im Juni nach Istanbul zum Fotoshooting geflogen...
Nehammer: ...mit drei Riesenkoffern mit Atils Kollektion und mit meiner Schwägerin Barbara Nidetzky, die eine tolle Fotografin ist. Aber es war schon ein echtes Abenteuer plötzlich vor der Kamera als Model zu posieren.   

Kathi Nehammer im großen Modeshooting - privat liebt sie Jeans und Sneakers. 

Kathi Nehammer im großen Modeshooting - privat liebt sie Jeans und Sneakers. 

© Barbara Nidetzky

"Ich war beruflich blockiert. Also dachte ich: Dann mache ich eben etwas mit Sinn..." 

Was war die größte Herausforderung?
Nehammer: Dass ich eben kein Model bin. Ein Kleid wog sechs Kilo, dazu die Hitze und High Heels – ich trage sonst ja nur Sneakers. (lacht) Und dann das Posing, das Licht, die ständige Konzentration. Also einfach ist das wirklich nicht. Aber Barbara wusste genau, wie sie mich ins richtige Licht rückt. Sie war selbst Model und hat mir dann auch ein paar Tricks gezeigt, wie man posieren muss, dass die Muskeln, die ich durch das viele Training habe, nicht zu voluminös aussehen. Aber wir hatten sehr viel Spaß.

Ihr Opernballkleid, das Sie auch im Shooting zeigen, wird dann wieder zugunsten „Building Bridges“ versteigert...
Nehammer: Ja, im Herbst wird wieder eine Auktion stattfinden, deren Reinerlös an das Rote Kreuz geht. Mir hat die Initiative von Anfang an sehr Spaß gemacht.

Nehammers Opernballkleid wird im Herbst zugunsten des Roten Kreuzes versteigert. 

Nehammers Opernballkleid wird im Herbst zugunsten des Roten Kreuzes versteigert. 

© Barbara Nidetzky
 

War die Charity auch eine Art Ausweg, weil Sie als Kanzlergattin beruflich nicht wirklich aktiv sein konnten?
Nehammer: Total. Ich konnte ja drei Jahre nicht arbeiten. Journalismus? Unmöglich! Innenministerium? Keine Chance. Ich war blockiert. Also habe ich mir gesagt: Dann mache ich eben etwas, das Sinn hat.

2024 mit Ehemann Karl Nehammer am Opernball. Das Kleid wird nun versteigert. 

2024 mit Ehemann Karl Nehammer am Opernball. Das Kleid wird nun versteigert. 

© Andreas Tischler/ViennaPress

"Bin froh, wenn unser Name nicht in der Zeitung steht"

Inzwischen haben Sie wieder einen Beruf als CEO des Agrarverlags. Was bedeutet es Ihnen, einer Arbeit nachzugehen?
Nehammer: Alles! Nicht wegen des Geldes – Karl und ich haben ein Gemeinschaftskonto. Ich habe einfach immer gerne gearbeitet. Ich war bei einem TV-Sender von der Praktikantin bis zur Referentin der Geschäftsführung. Und auch später im Ministerium habe ich mir alles selbst aufgebaut. Dann plötzlich nichts mehr machen zu können, ist hart. Umso mehr genieße ich nun meine Arbeit im Agrarverlag mit einem tollen Team. Einige Mitarbeiter:innen sind seit 25 Jahren dabei. Das sagt viel. Mein Ziel ist es nun, den Verlag digital aufzustellen. Fachmagazine brauchen da eine gute Strategie.  

Wie konsumieren Sie Medien? Seit dem Rücktritt Ihres Mannes vielleicht lieber gar nicht mehr?
Nehammer: (lacht) Doch, doch! Ich habe immer alle Zeitungen gelesen. Online über den Browser. Nur das Kommentarelesen habe ich mir schon länger abgewöhnt. Das ist Gift. Aber Zeitungen müssen sein. Und heute bin ich froh, wenn unser Name nicht darinsteht. (lacht)

Wie reagieren die Menschen heute auf der Straße auf Sie? Werden Sie erkannt?
Nehammer: Karl auf jeden Fall und die Leute sind sehr nett, muss ich sagen. Mich erkennen nicht so viele, aber ich war auch nie die typische Kanzlergattin und heute sieht man mich ja eigentlich nur noch in Jeans, ungeschminkt, in Sneakers.

Die Outfits, die Sie damals bei öffentlichen Auftritten trugen, haben Ihnen weniger Freude bereitet?
Nehammer: Ich bin eben nicht der Kostümchen-Typ. Das habe ich auch nicht vorgegeben zu sein. Aber Sneakers zum Cocktailkleid, wie ich es privat tragen würde, gingen damals nicht. Das wäre gegen das Protokoll gewesen. Jetzt kann ich wieder alles anziehen, wie ich es will. Andere sammeln High Heels, ich eher Jeans. Ich habe sicher an die 40 Paar.

Katharina Nehammer genießt ihr

Katharina Nehammer genießt ihr "neues, altes" Leben. 

© Barbara Nidetzky
 

Zurück zu Ihrer Arbeit. Sie engagieren sich seit kurzem auch für den Verein „.Freunde von Yad Vashem“, der sich dafür einsetzt, an die Opfer des Holocaust zu erinnern. Warum ist Ihnen dieses Thema ein großes Anliegen?
Nehammer: Mein Vater und auch meine Schwiegereltern waren Kriegskinder. Mir ist es besonders wichtig und auch ein Anliegen, dass unsere Kinder diese Erzählungen über die Gräueltaten des Holocausts verinnerlichen und mittragen. Yad Vashem ist ein stiller Zeuge der Vergangenheit, aber er soll auch eine laute Ermahnung für die Zukunft sein, dass so etwas nie wieder passieren darf. Das ist für mich ein Main Point, sich bei diesem Verein zu engagieren. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich gefragt wurde und ich habe natürlich sofort zugesagt. Aber unabhängig von einem Engagement bei Yad Vashem kann ich nur an alle appellieren, die Vergangenheit nicht zu vergessen.   

Kathi Nehammer mit Fotografin Barbara Nidetzky und Designer Atil Kutoglu. 

Kathi Nehammer mit Fotografin Barbara Nidetzky und Designer Atil Kutoglu. 

© Barbara Nidetzky

"Vor diesem Moment habe ich mich am meisten gefürchtet..." 

Im November letzten Jahres ist Ihr Vater, der bekannte TV-Journalist Peter Nidetzky, gestorben. Wie gehen Sie mit dem Schmerz über diesen traurigen Verlust um?
Nehammer: Mein Vater war sicher der Mensch in meinem Leben, der mich am meisten geprägt hat. Ich war immer ein totales Papa-Kind und ich vermisse ihn unendlich. Wie ich auch auf Facebook geschrieben habe: mein Papa war mein größtes Vorbild. (kämpft mit den Tränen) Vor dem Moment, mich von ihm verabschieden zu müssen, habe ich mich seit ich denken kann, immer am meisten gefürchtet. Aber ich trage ein Armband mit seinem Fingerabdruck und habe ihn immer bei mir.

Mit diesem entzückenden Foto verabschiedete sich Kathi Nehammer auf Facebook von ihrem geliebten Vater, TV-Legende Peter Nidetzky. 

Mit diesem entzückenden Foto verabschiedete sich Kathi Nehammer auf Facebook von ihrem geliebten Vater, TV-Legende Peter Nidetzky. 

© Facebook/KatharinaNehammer

"Mein persönliches Ziel? Unsere Kinder gut durch die Matura zu bringen!"

Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt – beruflich und persönlich?
Nehammer:
Beruflich möchte ich den Verlag wie gesagt in eine übergeordnete Digitalisierung bringen. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, aber ein notwendiges in einer Zeit, in der nichts mehr ohne Digitalisierung geht. Persönlich ist jetzt mal mein Ziel, unsere Kinder gut durch die Matura zu bringen. (lacht)

Und die karitative Arbeit für „Building Bridges“ soll auch weitergehen?
Nehammer: Auf jeden Fall! Ich freue mich schon auf unsere nächste Veranstaltung und weitere Ideen, die wir umsetzen, um einen Beitrag zu leisten. Ich würde auch gerne wieder einmal nach Afrika reisen, wo wir damals ja auch ein großes Trinkwasserprojekt unterstützt haben. Das läuft immer noch erfolgreich. Die Zeit dort hat mich, aber auch meine Kinder, sehr beeindruckt und geprägt.

Böse Zungen könnten Sie dafür kritisieren, dass Sie um Spenden für Charity-Projekte bitten, während wir mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben...

Nehammer: Das wäre, um ehrlich zu sein, eine sehr oberflächliche Argumentation. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun. Ich will ja auch niemanden dazu zwingen, etwas Gutes zu tun, aber ich würde gerne die Menschen dazu motivieren. Nicht mehr und nicht weniger.

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