Mit 22 wurde die Oberösterreicherin jüngste NR-Abgeordnete, mit 27 zog Claudia Plakolm nun als Staatssekretärin ins Bundeskanzleramt. MADONNA traf sie dort zum Interview.
Dass sie ein Vollprofi ist, ist sofort zu spüren. Kein Wunder, begann die politische Karriere der Waldinger Bürgermeister-Tochter quasi im Teenageralter. Von der oberösterreichischen Landesschulsprecherin zur Landesobfrau der Jungen ÖVP in OÖ, 2017 jüngste Nationalratsabgeordnete, 2020 Bundesobfrau der Jungen ÖVP – und nun, mit erst 27 Jahren, Staatssekretärin für Jugend und Generationen. Im frisch bezogenen Büro im Bundeskanzleramt (samt modernem Stehschreibtisch und Festivalposaune, die sie als Mitglied der Blasmusikkapelle in ihrem Heimatort geschenkt bekam) sprachen wir mit Claudia Plakolm über ihre Rolle als „Pacemakerin“.
Sie haben am Freitag Ihren 27. Geburtstag gefeiert. Hätten Sie gedacht, dass Sie da schon Staatssekretärin sind?
Claudia Plakolm: Wenn mir das jemand noch vor zwei Wochen gesagt hätte, hätte ich eher dreingeschaut wie ein Autobus, wie man bei uns sagt. (lacht) Mein Leben hat sich komplett verändert, aber es ist eine Riesenchance und ich freue mich sehr über diese Aufgabe, aber auch Herausforderung, jungen Menschen in Österreich eine Stimme in der Bundesregierung zu geben. Ich sehe mich gewissermaßen als Pacemakerin.
Wie haben Sie eigentlich davon erfahren?
Plakolm: Ich wohne in Wien in einer WG mit meinem jüngeren Bruder, der auf der TU studiert. Er hatte am nächsten Tag eine Uni-Präsentation und hat dementsprechend eine Nachtschicht eingelegt – und ich habe auch im Homeoffice gearbeitet. Da der 2. Dezember politisch ein ereignisreicher Tag war, haben wir zusammen die „ZiB 2“ angesehen und uns eine Pizza bestellt. Und plötzlich nach der „ZiB“ kam der Anruf von Karl Nehammer. Da habe ich nicht lange überlegen müssen.
Abgesehen von der Freude – wie groß sind Respekt und Nervosität?
Plakolm: Die sind definitiv vorhanden, das gehört ja dazu und war schon in der Vergangenheit, was mich auch antreibt und zu Bestleistungen anspornt. Ein bisschen Anspannung ist einfach nötig.
Nun ist Ihnen ja die ÖVP-Politik in die Wiege gelegt – wäre es je denkbar gewesen, zu einer anderen Partei zu gehen oder auch gar nicht politisch aktiv zu sein?
Plakolm: Ja, definitiv. Ich falle da eh ein bisschen aus der Reihe meiner drei Geschwister – ich bin die Einzige, die politisch aktiv ist. Bei mir hat irgendwie das eine zum anderen geführt, ich habe von klein auf im Elternhaus mitgekriegt, dass es wichtig ist, sich zu engagieren, und es war mir immer ein Anliegen, miteinander etwas zu bewegen – von der Jugendkapelle über die Landjugend bis hin zur Schülervertretung … Ehrlicherweise waren meine Eltern sogar diejenigen, die nicht von Sekunde eins davon begeistert waren.
Weil Ihr Vater als Bürgermeister sicher wusste, dass es nicht immer einfach ist …
Plakolm: Ganz genau. Meine Eltern haben immer gesagt: „Willst du dir das wirklich antun?“ Aber umso mehr ist es wichtig, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen und die Mischung macht es auf allen Ebenen aus – das Junge mit Älteren Politik machen, weil am Ende geht es immer um unsere Zukunft.
Ist die Jugend unter Sebastian Kurz zu kurz gekommen?
Plakolm: Nein, ganz im Gegenteil. Sebastian Kurz haben wir zu verdanken, dass gerade in den letzten vier Jahren irrsinnig viele junge Politiker:innen Verantwortung übernehmen durften, und das auf allen Ebenen.
Seit Ihrer Angelobung wird gerne der Vergleich zwischen Ex-Kanzler Kurz, der mit 25 Staatssekretär wurde, und Ihnen herangezogen. Ist er Ihr Vorbild?
Plakolm: Mit den Vorbildern habe ich es generell nicht so – hatte ich auch nie. Es gibt sicher Menschen, von denen man sich das eine oder andere abschauen kann, aber am Ende des Tages gehe ich meinen eigenen Weg. Abgesehen davon gibt es dieses Staatssekretariat für Jugend zum ersten Mal in der Geschichte.
Ganz oben auf Ihrer Agenda steht die psychische Gesundheit von Jugendlichen. 13 Millionen Euro werden dafür nun zur Verfügung gestellt. Ist das genug?
Plakolm: Die 13 Millionen müssen jetzt einmal klug investiert werden. Es muss aus meiner Sicht möglichst niederschwellig Hilfe für junge Menschen geben. Zwei Jahre lang stand das Virus im Vordergrund und wie das Virus uns Menschen krank macht und wie die Impfung wirkt, aber das Thema mentale Gesundheit ist vernachlässigt worden. Gerade bei jungen Menschen ist das ein riesengroßes Thema.
Wichtig ist sicher auch, das Vertrauen der Jugend in die Politik zu stärken …
Plakolm: Ich stelle generell das Gemeinsame vor das Trennende. Auch diese Krise können wir miteinander bewältigen. Deswegen habe ich gleich nach meiner Angelobung auch alle Jugendsprecher der im Parlament vertretenen Parteien kontaktiert – also nicht nur den Koalitionspartner, sondern alle. Ich möchte alle an einen Tisch holen. Ich glaube, gerade durch ein Miteinander in der Politik können wir das Vertrauen wieder heben.