Als Scheidungsanwältin von Philippa Strache sorgt sie für Schlagzeilen - dabei zählt für Kristina Venturini nicht der Promi-Status, sondern ein schnelles - und das beste Ergebnis, wie sie sagt.
Als knallhart, direkt und unverblümt gilt sie - sie selbst nennt sich indes "zielorientiert" und vor allem "voller Leidenschaft für meinen Beruf". Kristina Venturini (52) ist Rechtsanwältin für Familien-, Erb-, Zivil- und Schadenersatz- und Strafrecht mit Sitz in Wien und Hollabrunn. Die gebürtige Tirolerin und Top-Juristin genießt seit vielen Jahren das Vertrauen prominenter Klient:innen -2008 etwa vertrat die Ehefrau von Hemdenmacher Gino Venturini Lisi Polster gegen Kicker-Legende Toni Poster. Derzeit sorgt die Anwältin für Furore in der Scheidungssache "Strache gegen Strache". Mit aller Härte vertritt Kristina Venturini Philippa Strache und setzte HC Strache letzte Woche ein gnadenloses Scheidungsultimatum. Das Interview mit der Power-Juristin - über ihre Karriere in der immer noch herrschenden Männerdomäne, Gefühle und ihr persönliches Liebes-Geheimnis.
Frau Dr. Venturini, was macht Sie zu einer sogenannten Star-Anwältin?
Kristina Venturini: Ich glaube, ich unterscheide mich von den anderen Kollegen, da ich mit besonderem Engagement versuche, den Leuten in sehr raschen Gerichtsverfahren zu einer Lösung zu verhelfen. Mir ist es ein besonderes Anliegen, die Mandanten rasch vom Leid zu befreien. Jahrelang zu streiten, Nerven, Zeit und Geld zu investieren, bringt nichts. Das macht mich vielleicht zur Star-Anwältin. Aber für mich ist die Scheidung des Herrn Meier oder der Frau Müller genauso wichtig wie die eines Prominenten. Da mache ich keinerlei Unterschied -für mich sind alle Klient:innen gleich.
Mit kurzen Verfahren kann man aber nicht so viel Geld verdienen wie mit einem jahrelangen Gerichtskrieg, oder?
Venturini: Das sehe ich ganz anders. Ich kann auch bei einer guten, raschen Lösung ein gutes Honorar verlangen. Außerdem muss man schon auf die Menschen achten, dass sie in so einem Prozess nicht kaputtgehen.
Haben Sie von dieser Karriere, die Sie gemacht haben, schon am Anfang ihres Studiums geträumt?
Venturini: Nein, ich war von Beginn an eine Anwältin voller Leidenschaft und Herz. Dass sich mein Weg so ergeben hat, schließe ich eben aus diesem Engagement meinerseits. Und sicherlich hat die eine oder andere Scheidung vor vielen Jahren dazu beigetragen, dass ich in die Medien gekommen bin, was natürlich gute Werbung ist. Aber man muss ja auch beweisen, dass man nachhaltig arbeitet und den Ruf bewahren kann. Mein Mann, der ja damals schon prominent war, hat sicher auch zu meiner Bekanntheit beigetragen -da muss ich auch ihm danken. (lacht)
Sie haben gezielt ein Rechtsfach gewählt, in dem Sie mit Menschen zu tun haben. Nehmen Sie die Schicksale mancher Klient:innen nicht auch persönlich mit?
Venturini: Ja, weil ich auch versuche, nicht abzustumpfen und man einfach manchmal leidet, wenn man etwas mit Engagement macht. Ich habe diesbezüglich auch Vorsorge getroffen: Ich biete den Klient:innen an, zu einem Coaching oder in schlimmen Fällen zu einem Psychiater zu gehen - ich arbeite da mit tollen Leuten zusammen. Ich habe auch eine gute Kinderpsychologin an der Hand, da ja ganz oft in Scheidungsfällen die Kinder sehr leidtragend sind. Also ich versuche neben meiner juristischen Tätigkeiten auch so etwas abzufangen. Meine erste Frage lautet auch immer: "Lieben Sie Ihren Mann/Ihre Frau?" Wenn da ein Ja kommt, sage ich sofort: "Dann sind Sie bei mir falsch - gehen Sie bitte in eine Paartherapie." Oder ich biete Paaren eine Co-Mediation an, was bei meinen Kolleg:innen auch oft angefeindet wird, weil sie meinen, das nimmt uns das Geschäft weg. Ich sehe das ganz anders, denn man kann dadurch oft eine gute Lösung finden und der Anwalt muss ja ohnehin die Scheidungsvereinbarung machen.
Nehmen Sie Supervision in Anspruch?
Venturini: Nein, ich habe eine super Ehe, einen tollen Mann, mit dem ich viel Spaß habe, wir kochen zusammen, machen uns eine gute Flasche Wein auf und tauschen uns aus. Also ich nehme keine Supervision in Anspruch, ich nehme meinen Mann in Anspruch. (lacht)
Sie glauben trotz ihres Berufs an die Ehe - gibt es ein Erfolgsrezept?
Venturini: Man muss miteinander lachen und Spaß haben können, einander zuhören, die Leidenschaft darf nicht verloren gehen -und: nach Mitternacht geht man nicht alleine aus. Ich sage immer: was man sich bis Mitternacht nicht erzählt hat, erzählt man sich nicht mehr. Man muss sich nicht in Männer- und Frauenurlauben verwirklichen. Das Gemeinsame darf nicht verloren gehen.
Also getrennte Urlaube kommen nicht in Frage für Sie?
Venturini: Nein, kommt nicht in Frage. Nur die bewusst gewählte Einsamkeit meines Mannes, wenn er auf die Jagd geht, störe ich nicht. Aber da werde ich auch oft mitgenommen. Ansonsten verbringen wir möglichst viel Zeit zusammen, weil wir die wenige Freizeit, die wir beide haben, auch zusammen verbringen wollen.
In ihrem Beruf hören Sie täglich die unfassbarsten Dinge. Können Sie Geschichten, wie jene, die in der Causa Strache ans Tageslicht gekommen sind, noch überraschen oder kann Sie nichts mehr erschüttern?
Venturini: Doch, mich kann schon noch einiges erschüttern. Ich übe diesen Beruf jetzt seit 22 Jahren aus und ich bin trotzdem immer wieder erstaunt, was es alles gibt. Die Bandbreite ist enorm.
Die Juristerei ist immer noch eine Männerdomäne. Wie haben Sie sich - vor allem anfangs - in dieser durchgesetzt?
Venturini: Am Land war das ganz spannend -da gab es Kollegen, die haben mich mit den Worten begrüßt: "Was machen Sie hier bei Gericht? Eine Frau gehört hinter den Herd ..." Ich habe den Kollegen gesagt: "Das mache ich am Wochenende, in meiner Freizeit." Da herrschten also schon bei vielen sehr altmodische Ansichten.
Woher haben Sie dieses starke, selbstbewusste Auftreten?
Venturini: Sicher von meinen Eltern, da bin ich eine gute Mischung - und von meiner Großmutter. Ich wurde sehr streng erzogen, aber sehr zielorientiert. Mein Motto lautet: Geht nicht gibt 's nicht. Man muss sich auch etwas trauen. Bei mir weiß inzwischen jeder, wenn ich eine Frist setze und diese ist abgelaufen, kommt sofort eine Klage von mir.
Sie haben in der Causa Strache ja auch ein sehr hartes Ultimatum gestellt.
Venturini: Das ist ein strategischer Schritt, der ganz normal ist. Ich schreibe ja auch nicht alle Verfehlungen detailliert in die erste Klage, sondern deute zunächst nur an, um meinem Gegenüber die Chance zur Verhandlung zu geben. Man kann ja, wenn alles gut geht, bereits in der ersten Tagsatzung geschieden sein. Wenn man aber nicht auf meine Forderungen eingeht, ist die Lawine losgetreten: Dann mache ich einen Massey-Schriftsatz -mit Zeugen und Details.
Haben Sie mehr Frauen oder mehr Männer als Klient:innen?
Venturini: Das hält sich eigentlich die Waage - viele Männer kommen aus Vorsicht zu mir. (lacht)
Wie gehen Sie damit um, dass Sie wohl auch viele Feinde haben?
Venturini: Das ist korrekt: Ich habe viele Feinde, aber ich sehe das inzwischen als Kompliment an. Natürlich ist es manchmal unangenehm, aber das ist mein Job und das Gegenüber ist nicht auf die Welt gekommen, um mich zu lieben.
Fälle wie die Strache-Scheidung sind freilich sehr medienwirksam. ist das von vor- oder eher von Nachteil?
Venturini: Man muss es richtig dosieren. Manchmal kann man durch die Öffentlichkeit auch Botschaften absetzen - gerade bei Strache haben wir im Wissen, dass es dieses Kind gibt, gezielt nichts darüber gesagt. Deshalb waren wir auch sehr erstaunt, dass HC Strache das dann selbst über ein Medium an die Öffentlichkeit gebracht hat. Das verstehe ich ja bis heute nicht. Aber auch derlei Dinge passieren eben in diesem Beruf.