Intime Einblicke. Model Margrieta Wever spricht offen über Drogen, Magersucht und wie man mit dem Älterwerden am besten umgeht.
(c) dpaKleine Mädchen wollen Prinzessinnen werden, große MädchenTopmodel. Besonders beliebt sind deshalb Formate, die sich mit dem Traum vomModel-Dasein beschäftigen. So fährt etwa die Pro7-Sendung Germany’s NextTopmodel Rekord-Quoten (fast 400.000 nur in Österreich) ein.
Insidertipps
Ein prognostizierter Erfolg ist auch das Buch TraumberufTopmodel. Darin gibt Margrieta Wever (29), selbst seit zehn Jahren sehr erfolgreichals Model tätig (Bulgari, Escada, Douglas,
Otto) Insidertipps.
Im Interview mit MADONNA erzählt die Holländerin von denTücken des Business und wie man als Model erfolgreich wird.
Frau Wever, was hat die Leserin von Ihrem Buch?
Margrieta Wever: Ich habe selbst mit 17 angefangen zumodeln. Damals hatte ich
keine Ahnung, wie man vorgeht, um zu erreichen, was man sich erträumt. Ich habemir im Lauf der Jahre viele Notizen über meine Erfahrungen gemacht, und die sind die Basis des Buchsgeworden.
Welche Ratschläge hätten Ihnen denn damals geholfen?
Wever: Dass man aktiv an Termine und Reisen herangehen muss.Ich dachte anfangs, jetzt bin ich bei einer bekannten Agentur und muss nurwarten, dann wird sich Karl Lagerfeld schon melden. Was natürlich nichtpassiert.
Man muss schon selber nach Paris, New York und Mailand gehen, alleTermine abklappern, möglichst alle Jobs annehmen und hart daran arbeiten, sicheinen Namen aufzubauen. Und das kann heißen, dass man jahrelang
finanziell gerade so überlebt.
Wie lautet das Erfolgsrezept für ein Model?
Wever: Abgesehen vom Äußeren, ist es wichtig offen zu sein,schauspielerisches Talent zu haben, nicht abgehoben, sondern höflich undprofessionell zu sein. Sprich: ausgeschlafen, gepflegt, und gut aussehend. Alsonicht mit fettigen Haaren zu einem Shooting kommen.
Welche schlechten Erfahrungen haben Sie mit dem Modelbizgemacht?
Wever: Zum Beispiel in den Modelapartments. Es verschwindenimmer wieder
Sachen, wie das Lieblings-T-Shirt oder Essen aus dem Kühlschrank. Mobbing stehtauch auf der Tagesordnung.
Immer wieder wird diskutiert, dass die Models viel zu dünnsind. Herrscht tatsächlich so ein Druck auf die Mädchen?
Wever: Es gibt verschiedene Models. Solche, die kommerziellsehr gut arbeiten und nicht so dünn sind. Die machen zum BeispielKatalog-Shootings. Wenn man aber auf den Laufsteg will, in der Hoffnung, auchmal eine Riesenkampagne wie Gucci zu ergattern, sieht das anders aus.
Hier sinddie Mädchen wirklich sehr, sehr dünn. Manche sind von Natur aus so, vor allem,wenn sie sehr jung und erst mal in die Höhe gewachsen sind. Aber es gibt auch die, die hungern. Bei denen die Knie breiter sind als die Schenkeln.
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Man hört ja Geschichten wie beispielsweise, dassWattebäusche in Orangensaft getränkt und dann geschluckt werden, weil das sattmacht, ohne Kalorien zu haben.
Wever: Davon habe ich auch gehört. Mir ist auch schon oftaufgefallen, dass manche Mädchen wirklich kaum etwas essen und dann drei odervier Stunden zum Sport gehen, obwohl ja gar nichts zum Verbrennen da ist.
Ein anderes Klischee: Sex, Drogen und Alkohol – ist dassfixer Bestandteil des Jobs?
Wever: Es ist nicht so, dass man in ein Studio kommt unddort liegen schon die Linien Koks auf, und der Kunde sagt „hau mal rein unddann machen wir ein paar schöne Fotos“. Es ist auch nicht so, dass man mit der Limousineabgeholt und Schampus kredenzt wird.
Aber es gibt Partys, zu denen man alsModel geladen wird, wo es dann Drogen und viel Alkohol gibt. Ich denke, wer daja sagt, ist überfordert, meist sehr jung und einsam.
Oft fangen Mädchen sehr jung zum Modeln an. Müssen sich Elternda Sorgen machen?
Wever: Das liegt schon sehr an den Mädchen selbst. Wichtigist, dass sie Alkohol und Drogen links liegen lassen, und sich von Männern, dieerzählen, dass sie sooo tolle Kontakte haben, nicht den Kopf verdrehen lassen.
Oft steht man auch mit anderen Mädchen in Konkurrenz, die größer, dünner,schöner sind. Da herrscht enormer Druck. Und wenn man jung und noch nichtgefestigt ist, kann es gefährlich werden, dass man Sachen macht, die nichtgesund sind.
Was halten Sie von „Germany’s Next Topmodel“?
Wever: Das ist nichts anderes als die Suche, die großeAgenturen wie Elite oder Ford machen. Nur dass jeder Schritt mit derFernsehkamera verfolgt wird. Aber es gibt einen guten Einblick, was auf einenzukommt.
Sie sind jetzt seit zehn Jahren Model. Kann man mit diesemBeruf gut älter werden?
Wever: Früher war mit 25 meist Ende, aber heute werden immeröfter ältere Models verlangt. Wichtig ist, dass man sich nicht darauf verlässt.
Es kann von heute auf morgen vorbei sein, und dann besteht die Gefahr, dass manin ein tiefes Loch fällt. Man muss also ausbildungsmäßig und finanziellabgesichert sein.