Den scheidenden Ministerinnen Berger und Plassnik werden steile Karrieren zugeschrieben, von Silhavy und Kdolsky wird man nicht viel hören. Plus: Das sind die neuen Ministerinnen
(c) APAUnsere Ex-Ministerinnen
(c) ReutersMaria Berger
Ex-Justizministerin
Kompetent und sehr sachorientiert leitete die Juristin das Ressort. Als sicher gilt, dass Berger nach Brüssel – wo sie schon von 1996 bis 2007 Abgeordnete zum Europäischen Parlament war – zurückkehren wird. Die Oberösterreicherin möchte nächstes Jahr für Österreich als Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl ins Rennen gehen.
(c) APUrsula Plassnik
Ex-Außenministerin
Österreichs sympathischste Politikerin führte jahrelang die Beliebtheitsskala an. Die weltweit geschätzte Diplomatin (im Bild mit Intimus Georg Springer) bleibt derweil Nationalrätin und wird über kurz oder lang als Spitzendiplomatin (in Washington?) Karriere machen.
(c) PautyHeidrun Silhavy
Ex-Frauenministerin
Übernahm vor vier Monaten das Amt von Doris Bures, hat sich nach der Angelobung in ihrem Ministerium versteckt und ward nie mehr gesehen. „Ich werde die neue Frauenministerin tatkräftig in der Umsetzung frauenpolitischer Anliegen unterstützen und auch als Nationalrätin weiterhin mit ganzer Kraft für die Rechte der Frauen eintreten.“
(c) NiesnerAndrea Kdolsky
Ex-Gesundheitsministerin
Die glücklose Gesundheitsministerin, die vor allem wegen ihres bewegten Privatlebens – Scheidung und Affäre mit dem noch verheirateten ÖBB-Manager Philipp Ita – in den Schlagzeilen zu finden war, träumt davon, Managerin bei der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zu werden.
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Doris Bures (c) Wurnig Es ist keine leichte Aufgabe, die sie sich ausgesucht haben. Aber ohne Zweifel eine Spannende. Immerhin ruht (mitunter) auf den Schultern dieser fünf Ministerinnen die Hoffnung der ÖsterreicherInnen. Und egal, ob Claudia Schmied (49, Bundesministerin für Bildung, Kunst und Kultur), die ihr Ressort seit Jänner 2007 umsichtig und kompetent führt, Maria Fekter (52), die ihr Amt als Innenministerin behalten konnte, oder Doris Bures (48) – sie alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst und haben sich ihre neue Herausforderung hart erkämpft: Bures zum Beispiel war unter Alfred Gusenbauer Frauenministerin und wurde im Juni förmlich „über Nacht“ in die SPÖ-Parteizentrale zurückgeholt.
In der neuen Regierung wird sie mit der Leitung des Infrastrukturministeriums – einem Monsterressort – belohnt. Gabriele Heinisch-Hosek (47) übernimmt das Ministerium für Frauen, Medien und öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt – als Frauenministerin war sie schon bei der letzten Regierungsbildung, sowie bei der Claudia Schmied (c) Kernmayer Rückkehr von Doris Bures in die SPÖ-Bundesgeschäftsführung im Gespräch. Die einzige Polit-Newcomerin und wirkliche Überraschung in dem Frauen-Quintett ist Claudia Bandion-Ortner (41), die durch ihren Vorsitz im Bawag-Prozess bekannt wurde und als parteifreie Ministerin das Justizressort übernehmen wird. Lesen Sie in MADONNA, welche Frauen hinter den Politikerinnen stecken.
Von der Zahnarztgehilfin zur Infrastrukturministerin
Doris Bures hat die Demontage Alfred Gusenbauers schadlos überstanden und nun in ihrem alten Parteifreund Werner Faymann einen langjährigen Weggefährten und loyalen Förderer wiedergefunden. In den Koalitionsgesprächen verhandelte die Mutter einer erwachsenen Tochter nicht nur den Infrastruktur- und Wirtschaftsbereich, sondern war zuständig für die gesamte Koordination. Dem steten Aufstieg der gelernten Zahnarzt-Assistentin zur Vollblutpolitikerin – für ihre Performance als Frauenministerin wurde sie medial sehr gelobt – folgte der schmerzhafte private Maria Fekter (c) Appelt Michael Tiefschlag.
Nach 24 Jahren Beziehung trennte sich Bures Anfang des Jahres in aller Freundschaft von Wolfgang Jansky, dem Vater ihrer Tochter Bettina (22). Dass Faymann ihr „sein“ Ressort überlässt, zeigt, dass er ihr vertraut. Aber auch, dass er selbst noch ein Auge auf seine ehemalige Baustelle werfen wird. Eine Baustelle, die Bures mit ihrer kompetenten Art auf Vordermann bringen wird. Doris Bures: „Unser Ziel ist, dass Österreich im Standortwettbewerb ganz vorne mit dabei ist. Darum“, so die tatkräftige „Wieder-Ministerin“ weiter, „investieren wir Milliarden in Infrastruktur und Forschung. Diese Regierung hat vor allem eine Aufgabe: die Sicherung der Arbeitsplätze.“
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Claudia Bandion-Ortner (c) APA Vom Grauen Haus ins Ministerium
Die absolute Überraschung der neuen Regierung ist Richterin Claudia Bandion-Ortner, die parteiunabhängige Justizministerin wird. Die 41-Jährige versteht es, sich medienwirksam in Szene zu setzen, sie hat ein Faible für auffällige Designerbrillen, ist bekannt für ihren Humor. Bandion-Ortner, Mutter eines fast sechsjährigen Sohnes, lud etwa statt zur Hochzeit, zur „Urteilsverkündung“ ins Graue Haus.
Ihren Ehemann, einen Kriminalbeamten, heiratete sie 2002 also genau dort, wo sie Helmut Elsner später verurteilen sollte: am Straflandesgericht. Die neue Ministerin, laut einem ZiB-Bericht diese Woche „auch häufig auf Seitenblicke-Events zu sehen“: „Es kommt viel Arbeit auf mich zu. Es geht mir vor allem darum, eine funktionierende, unabhängige Justiz zu gewährleisten. Da muss man etwas dafür tun!“
Endlich von der Warteliste in die Regierung geholt
Keine politische Quereinsteigerin, aber dennoch außerhalb Gabriele Heinisch-Hosek (c) APA/SPÖ Niederösterreichs gänzlich unbekannt, ist die neue Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (46). Die Landesrätin für Gesundheit in Niederösterreich, begann ihre politische Karriere 1990 als SPÖ-Gemeinderätin in Guntramsdorf. Bis 2002 unterrichtete sie insgesamt 18 Jahre lang an einer Sonderschule für gehörlose Kinder und war als Pädogogin für die Kinderfreunde tätig. „Ich habe viel von Kindern gelernt und gesehen, wie schwer es manche von ihnen haben.
Ich bin in die Politik gegangen, um diesen Menschen zu helfen.“ Heinisch über ihre eigene Familie: „Bedauerlicherweise haben mein Mann Walter und ich keine eigenen Kinder. Wir haben aber drei Jahre lang einen schwerstbehinderten Buben in einem Kinderheim betreut. Dieser junge Mann war mein größter Lehrer, leider ist er bereits verstorben. Als Ministerin werde ich mich weiterhin für benachteiligte Kinder einsetzen.“
Als politische Quereinsteigerin erfolgreich
Kinder liegen auch Bildungsministerin Claudia Schmied (49) besonders am Herzen. Die ehemalige Top-Bankerin und Lektorin an der Wirtschaftsuniversität Wien ist die einzige Ministerin, die im Jänner 2007 angelobt wurde, die volle Amtszeit absolviert hat und der neuen Regierung erhalten bleibt. Zwei Dinge liegen der Wienerin, die alleine lebt und kinderlos ist, besonders am Herzen: „Wir brauchen die besten Schulen für alle Kinder.“ Wann immer es Schmied möglich ist, besucht sie Theater oder Oper. „In jungen Jahren war ich eine begeisterte Reiterin, aber jetzt entspanne ich beim Wandern.“
Recht & Ordnung
Zeit für ausgiebige Hobbys hat auch Innenministerin Maria Fekter (52) äußerst selten. Die scharfzüngige Justiz-Expertin ist schon seit Juli Chefin der Polizei und wird ihr Ressort so straff wie bisher führen. Allerdings wird Fekter erst in der neuen Regierung die Chance haben, ihre gefürchtete Durchsetzungskraft voll auszuleben. Die Oberösterreicherin – sie ist verheiratet und Mutter einer erwachsenen Tochter – hat sich politisch bisher vor allem als Fraktionsführerin der ÖVP im Eurofighter-Untersuchungsausschuss profiliert. Diesen Sommer wurde der Ministerin in einem Lokal die Handtasche gestohlen. Als Opfer eines Handtaschenräubers wird sie sich wohl auch aus Überzeugung für die Aufstockung der Polizei einsetzen.