Mit ihrer Klimastrategie präsentierte Umweltministerin Elisabeth Köstinger letzte Woche sozusagen Baby Nr. 1. Im Sommer folgt das zweite. Die Spitzenpolitikerin erwartet ihr erstes Kind. Der Talk.
In welch einer Welt wollen Sie Ihr Kind aufwachsen sehen? Eine Frage, die sich Elisabeth Köstinger (ÖVP) gleich doppelt stellen muss: Als Nachhaltigkeitsministerin hatte die 39-Jährige in den letzten Wochen die schwierige Aufgabe, eine Klima- und Energiestrategie vorzulegen, durch die der Emissionsausstoß bis zum Jahr 2030 reduziert werden und Österreich in Sachen Umweltfreundlichkeit wieder auf die Überholspur kommen soll. Aber da ist noch etwas: Die Spitzenpolitikerin wird im Sommer zum ersten Mal Mutter. Auch deshalb ist es ihr „großes Ziel, dass wir Klimaschutz zu einem Anliegen aller machen und dass jeder versteht, dass er etwas beitragen kann“.
Polit-Baby
Köstinger ist erst die zweite Ministerin, die während ihrer Amtszeit ein Kind erwartet. Vor ihr verabschiedete sich nur Ex-Justizministerin Karin Gastinger (BZÖ) in eine ganz kurze Babypause. So etwas wie Mutterschutz, geschweige denn einen Anspruch auf Karenz, gibt es für Politiker aber nicht. Die Amtsgeschäfte können jedoch für einige Wochen von zu Hause geführt werden. So wird Köstinger es auch halten und danach geht Lebensgefährte Thomas Kassl in Karenz. „Im Herbst will ich wieder voll durchstarten“, verrät Köstinger im MADONNA-Talk.
Köstinger ist erst die zweite Ministerin, die während ihrer Amtszeit ein Kind erwartet. Vor ihr verabschiedete sich nur Ex-Justizministerin Karin Gastinger (BZÖ) in eine ganz kurze Babypause. So etwas wie Mutterschutz, geschweige denn einen Anspruch auf Karenz, gibt es für Politiker aber nicht. Die Amtsgeschäfte können jedoch für einige Wochen von zu Hause geführt werden. So wird Köstinger es auch halten und danach geht Lebensgefährte Thomas Kassl in Karenz. „Im Herbst will ich wieder voll durchstarten“, verrät Köstinger im MADONNA-Talk.
Sie haben letzte Woche Ihre Klima- und Energiestrategie präsentiert, wurden aber bereits vor der Präsentation mit Kritik der Umweltorganisationen überhäuft. Es würden ein Zeitplan und das nötige Budget fehlen. Was halten Sie dem entgegen?
Elisabeth Köstinger: Es ist eine Strategie bis zum Jahr 2030, mit der eine Reduktion der CO2-Emissionen gelingen soll. Wir haben da erstmals wirklich einen integrierten Ansatz zustande gebracht. Wir sehen das als großes Ganzes und wollen diese großen europäischen Ziele darauf herunterbrechen, was jeder Einzelne tun kann und tun soll. Das hat es so in Österreich in den letzten 20 Jahren nicht gegeben.
Wie wollen Sie die Emission reduzieren?
Köstinger: Ganz wichtig sind zwei Bereiche: Das ist einerseits der Verkehr, hier soll es rund 7 Millionen Tonnen an CO2-Einsparung geben. Und das Zweite ist der Gebäudesektor, da wollen wir eine Reduktion von rund 3 Millionen Tonnen CO2 zustande bringen. Ein weiteres großes Projekt ist der Ausstieg aus den Ölheizungen – das ist nämlich eine der CO2-intensivsten Wärmeformen, die es in Österreich gibt.
In Neubauten sollen ab dem Jahr 2020 keine Ölheizungen mehr installiert werden. Warum nicht ab sofort?
Köstinger: Zum einen braucht es gesetzliche Anpassungen, die wir erst gemeinsam mit den Bundesländern beschließen müssen. Und ich glaube, dass es schon auch wichtig ist, eine gewisse Planungssicherheit sicherzustellen.
Die bestehenden Ölheizungen sollen sogar erst ab 2025 ausgetauscht werden ...
Köstinger: Heizkesseltausch ist auch sozial eine sehr schwierige Frage, weil man ein neues Heizsystem einbauen muss. Wenn wir 2025 beginnen, werden wir die Gesamtzahl der bestehenden Anlagen bis 2030 halbiert und bis 2050 dann den vollständigen Ausstieg geschafft haben.
Was bedeutet das für jeden Einzelnen?
Köstinger: Generell ist zu sagen, dass niemand seinen bestehenden Ölkessel herausreißen muss. Aber wenn der Kessel ans Ende seiner Lebensdauer kommt, soll auf eine erneuerbare Heizform getauscht werden. Aber in einem Neubau wäre es ratsam, fokussiert erneuerbare Heizformen zu überlegen. Die Bundesländer bieten einen großen Katalog an Förderungen an, in der Steiermark etwa wird das mit 5.000 Euro gefördert.
Jetzt fällt das ja in Länderkompetenz und schon Ihr Vorgänger Andrä Rupprechter hat sich erfolglos für ein Ölheizungs-Aus eingesetzt. Warum soll das jetzt gelingen?
Köstinger: Wir haben natürlich die Bundesländer im Vorfeld miteinbezogen in diese Überlegung. Niederösterreich ist hier unser Vorbildland, weil es den Ausstieg schon beschlossen hat. Aber auch die anderen sind bereit, etwas zu tun. Ich bin da also sehr zuversichtlich.
Die CO2-Emissionen wollen Sie bis 2030 merklich reduzieren, gleichzeitig testet die Regierung Geschwindigkeit 140 auf Autobahnen. Nicht gerade sehr klimafreundlich. Wie passt das denn zusammen?
Köstinger: Das ist eine Maßnahme, die Norbert Hofer als Verkehrsminister angekündigt hat. Hintergrund ist da das Thema Verkehrsfluss, aber er plant Teststrecken und das ist noch weit weg von einer Anwendung in ganz Österreich. Wir müssen uns das genau anschauen, auch ob das jetzt einen Mehrnutzen hat. Der Verkehrsminister war sehr stark eingebunden in die Arbeit an der Klimastrategie und hat mit uns die Vereinbarung getroffen, 7 Millionen Tonnen CO2 im Verkehr einzusparen. Die müssen wir gemeinsam natürlich bringen.
Apropos Klimaziele im Verkehr: Ab 2050 soll niemand mehr mit Benzin fahren?
Köstinger: Wir leben gerade in einer Zeit, wo wir einen ganz massiven Technologiesprung machen. Im Moment fehlen uns technisch noch die Alternativen, etwa was E-Mobilität betrifft: zu wenig Angebote an Fahrzeugen, an Modellen, die Leistungsfähigkeit. Was uns in der Infrastruktur noch maßgeblich fehlt, sind Ladestationen. Man kann das ja nur schrittweise machen. Wir sind aber sehr zuversichtlich, die Innovation schreitet rasant voran.
Was fahren Sie privat für ein Auto?
Köstinger: Einen alten Volvo, aber der ist im Moment kaum in Verwendung.
Sie werden ja bald Mutter und 2030 wird Ihr Kind 12 Jahre alt sein. Wird es dann schon bessere Luft atmen? In welch einer Welt wünschen Sie sich, dass Ihr Kind aufwächst?
Köstinger: Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir ein ähnliches Bewusstsein für Klimaschutz zustande bringen, wie wir es jetzt schon für Mülltrennung haben. Österreich ist ja bekannt dafür, eines der besten Mülltrennsysteme der Welt zu haben, und das funktioniert nur deswegen, weil jeder Einzelne mitmacht. So soll es auch mit der Klima- und Energiestrategie sein: Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass es hier nicht um irgendein Projekt der Regierung geht, sondern um uns alle. Es ist unsere Welt und unsere Gesundheit, die maßgeblich dran hängt. Mein großes Ziel ist es, dass wir Klimaschutz zu einem Anliegen von jedem machen und dass jeder versteht, dass er mit dem Fahren eines E-Autos oder dem Einbau einer Fotovoltaikanlage etwas beitragen kann.
Sie erwarten im Sommer Ihr erstes Baby. Wie geht es Ihnen jetzt?
Köstinger: Mir geht es ausgezeichnet und ich freue mich wirklich sehr.
Ab Juli ziehen Sie sich zurück. Wann kehren Sie wieder auf die Polit-Bühne zurück?
Köstinger: Das wird natürlich vom Geburtstermin abhängen. Ziel ist es, für einige Wochen über den Sommer beim Baby zu sein und im Herbst dann wieder voll durchzustarten.