Lauren Bacall war gerade 19, als sie Humphrey Bogart (damals 44) begegnete. "Haben Sie mal Feuer?", war der Satz, mit dem sie ihre Filmkarriere begann und das Herz von Hollywoods "einsamem Wolf" entflammte. Am 16. September feiert Hollywoodstar Bacall ihren 85. Geburtstag.
Jung, verführerisch, mit grünen Augen und Whiskey-Stimme wurde sie seine letzte große Liebe. Der Ehe von "Bogie und Baby" waren nur elf Jahre beschieden. Der "Casablanca"-Star mit der Zigarette im Mundwinkel, dem ironischen Blick unter dem weichen Filzhut und dem zerdrückten Regenmantel starb im Jänner 1957 an Kehlkopfkrebs.
Ihr blieben außer Erinnerungen die beiden Kinder Stephen und Leslie. Auf die Frage, ob sie nicht einsam sei, antwortete sie Jahrzehnte später: "Ich war elf Jahre glücklich. Das reicht für ein ganzes Leben". Im Verlauf ihrer jetzt 66-jährigen Karriere wurde sie am Broadway genauso begeistert gefeiert wie in Hollywood. Zuletzt stand die große schlanke Schauspielerin für Paul Schraders "The Walker" (2007) vor der Kamera. In seinem Remake von "Ein Mann für gewisse Stunden" spielt sie eine ältere Damen, die die Begleitung eines homosexuellen Gigolos schätzt.
Nach dem Auftakt in Howard Hawks Verfilmung von Ernest Hemingways "Haben und Nichthaben" ("To Have and Have Not") erlebte ihre Karriere zahlreiche Höhepunkte und ist möglicherweise auch jetzt noch nicht zu Ende. Mit Bogart ist sie in weiteren drei Filmen verewigt, den Krimis "Tote schlafen fest" (1946) ebenfalls unter Hawks Regie, "Das unbekannte Gesicht" im Jahr darauf und dem John-Huston-Klassiker "Gangster in Key Largo" (1948). Schlagzeilen machte Hollywoods Traumpaar auch mit seinem mutigen Widerstand gegen die berüchtigten "Schwarzen Listen" der Kommunistenjäger in der McCarthy-Ära.
Anfangs versuchten Produzenten noch, Bacall den Stempel des heißen Sex-Symbols aufzudrücken. Mit dem Kassenschlager "Wie angelt man sich einen Millionär" (1953) mit Marilyn Monroe, in "Harper" (1966) neben Paul Newman (1966) und in "Mord im Orient-Express" (1974) überzeugte sie auch die letzten Zweifler von ihrem Können. In den 50er Jahren offenbarte Bacall auch ein Talent für intelligente Komödien - immer mit einem beträchtlichen Schuss Zynismus. "In den Wind geschrieben" (1956) und die Vincente-Minnelli-Komödie "Warum hab ich ja gesagt?" gehören zu ihren großen Erfolgen aus dieser Zeit.
Nach Bogarts frühem Tod floh sie zurück nach New York. Dort war sie als Tochter eines Verkäufers und einer Sekretärin jüdischer Abstammung 1924 auf die Welt gekommen. Bald lag ihr der Broadway zu Füßen. Für ihre unvergesslichen Darstellung in "Applause", der Bühnenversion eines Betty-Davis-Films, und der Komödie "Woman of the Year" wurde sie 1970 und 1981 mit je einem Tony-Preis belohnt. Eine zweite Ehe mit dem Schauspieler Jason Robards ging nach wenigen Jahren in die Brüche.
Für Sidney Lumets "Mord im Orient-Express" ließ sich Bacall 1974 wieder aufs Filmen ein. John Wayne bekam sie für seinen letzten Film "The Shootist" (1976), und Peter Ustinov gewann sie für "Rendezvous mit einer Leiche" (1987). Fernsehzuschauer sahen Bacall neben Gregory Peck in "The Portrait" (1992) und mit Alec Guinness in dem TV-Film "Auf fremdem Felde". Eine weitere Charakterrolle besetzte sie in "Liebe hat zwei Gesichter" neben Barbra Streisand.
Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen dem heutigen Film und Hollywoods goldener Zeit antwortete Bacall der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" 2007: "Ich sage nur ein Wort. Qualität. Es gab bessere Filme, talentiertere Regisseure und Autoren. Vergessen Sie auch nicht die wunderbaren Nebendarsteller, die das Studiosystem hervorgebracht hat, einen Walter Brennan, Szöke Szakall oder Elisha Cook. Die gibt es einfach nicht mehr. Es gibt die Filme nicht mehr für sie. Heute nennen sich Leute Stars oder werden so genannt, die noch einen weiten Weg dorthin vor sich haben, wenn sie es denn überhaupt schaffen. Wo sind die Cagneys, die Gables, die Stewarts, die Bogarts? Ihre Größe erkennt man doch daran, dass sie sich so lange Zeit gehalten und überdauert haben."