Neue Zeugen

Neues dunkles Rätsel um Natascha Kampusch

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Neue Zeugenaussagen: Mehrmals soll Natascha Kampusch mit ihrem Peiniger dessen Mutter besucht haben.

"Das ist noch lange nicht alles, was in diesem Fall ans Tageslicht kommen wird“, gibt sich Privatdetektiv Walter Pöchhacker kryptisch. Pöchhacker hat seit dem Verschwinden der Natascha Kampusch vor zehn Jahren diesen Fall recherchiert. Jetzt, scheint es ihm, nimmt dieser Fall wieder eine spektakuläre Wende. Gleich zwei Magazine, die deutsche Aktuelle und das profil, greifen in ihren aktuellen Ausgaben das Thema Natascha auf.

Beide Medien decken Widersprüche in den Aussagen der Mutter des Täters Wolfgang Priklopil auf. Die Mutter hatte gegenüber der Polizei angegeben, sie hätte Natascha Kampusch während ihrer Gefangenschaft ein bis zwei Mal kurz gesehen, als sie zu Besuch bei ihrem Sohn im Haus in Strasshof in Niederösterreich war.

Nachbar sah Natascha
Sie habe die unbekannte Person jedoch für eine Putzfrau gehalten und nie mit ihr gesprochen. "Stimmt nicht“, zitiert die Aktuelle den Nachbarn von Frau Priklopil, Hans K., "Ich habe Priklopil mit Natascha in unserem Haus gesehen, wie sie die Mutter besuchten.“ Auch das profil zitiert besagten Nachbarn. Wenigstens einmal sei Natascha mit Wolfgang Prilkopil zu Besuch bei dessen Mutter gewesen. Vor mittlerweile gut zwei Jahren sei das gewesen. Mutter Priklopil öffnete ihrem Sohn damals die Tür.

K. erinnerte sich, dass das junge Mädchen in Begleitung für die Jahreszeit dünn bekleidet war und ein violettes Kopftuch trug, das "auf türkische Art gebunden war, mit einem Streifen quer über der Stirn und nach hinten geknüpft“. Ganz so, wie sich Natascha nach ihrer Flucht der Öffentlichkeit präsentierte. Sie dreht sich in jenem Moment zu K. um: "Heute weiß ich, dass es ein Hilferuf war.“

Die Aktuelle präsentiert außerdem einen neuen Zeugen, einen Freund Ernst Holzapfels, des Partners von Priklopil. Dieser Zeuge bestätigt eine Behauptung, die Nataschas Mutter, Brigitta Sirny, bisher heftig bestritten hat: "Holzapfel hat gesagt, dass sie (Nataschas Mutter und Priklopil, Anm.) sich sehr wohl gekannt haben.

Die neue Wendung kommt gerade recht zum Prozess von Ex-Richter Martin Wabl gegen Brigitta Sirny Mitte Februar.

Vater will Fall neu aufrollen
Wabl behauptet in seinem Buch, dass Sirny in den Fall Natascha verstrickt sein soll. "In diesem Prozess werde ich auch beantragen, dass der Strafakt als Beweis zugelassen wird.“ Dieser mehrere tausend Seiten lange Akt kam nie an die Öffentlichkeit. Unterstützung bekommt Wabl von Nataschas Vater, der den Fall offensichtlich neu aufrollen will. Das Rätsel um Natascha Kampusch wird jedenfalls immer mysteriöser.

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Nataschas Vater Ludwig Koch äußert Bedenken, dass bisher die ganze Wahrheit ans Licht befördert wurde.

ÖSTERREICH: Es gibt neue Hinweise darauf, Natascha habe die Mutter ihres Entführers viel öfter gesehen als bisher bekannt war.

Ludwig Koch: Das glaube ich nicht. Aber ich kann dazu auch nichts Konkretes sagen, weil ich mit meiner Tochter noch nicht darüber sprechen konnte.

ÖSTERREICH: Haben Sie selbst Nataschas Entführer, Wolfgang Priklopil, gekannt?

Koch: Als mir die Polizei sein Foto zeigte, hab ich gesagt: Der Mann kommt mir bekannt vor, aber ich kann ihn nicht zuordnen.

ÖSTERREICH: Eine Ex-Mitarbeiterin von Ihnen schwört, sie habe Priklopil mehrmals gesehen.

Koch: Das würde erklären, warum er mir bekannt vorkam. Komisch ist nur, dass Sirny bei einem Notar eine eidesstattliche Erklärung abgab, sie habe Proklopil nie gesehen. Die Mitarbeiterin und ich schon – sie aber „ganz sicher“ nie?

ÖSTERREICH: Glauben Sie, Sirny hat den Entführer gekannt?

Koch: Das war schon ein wunder Punkt in den achteinhalb Jahren, als Natascha verschwunden war. Mir sind manche Aussagen Sirnys komisch vorgekommen.

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Ein steirischer Ex-Richter will neue Zeugen im Fall Kampusch präsentieren.

Der Ex-Richter und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat Martin Wabl (62) recherchiert seit Jahren verbissen den Fall Natascha Kampusch. Sogar ein Buch zum Fall hat der Steirer schon auf den Markt gebracht. Wabl glaubt, der Fall Kampusch sei noch längst nicht vollständig geklärt. Der ungeheuerliche Vorwurf: Brigitta Sirny, die Mutter Nataschas, sei eine der Verantwortlichen für den Fall. Sie habe die Entführung von Natascha mitgeplant, so Wabl. Das will er nun auch noch vor Gericht beweisen. Einen Prozess gegen Sirny hat Wabl bereits verloren. Durch die Wiederaufnahme des Verfahrens wittert er nun aber eine neue Chance.

Gerichtsaussage Nataschas
Er will nun nämlich Natascha Kampusch selbst als Hauptzeugin vor Gericht laden. "Durch Nataschas Aussage besteht die Möglichkeit, dass ich gewinne“, so Wabl.

Außerdem will Wabl den gesamten Strafakt zum Fall öffnen lassen, weil sich darin noch entscheidende Hinweise befänden, die seine These stützen würden. Etwa jene Aussage einer Angestellten Brigitta Sirnys, die den Entführer Priklopil im Geschäft gesehen haben will. Insgesamt acht neue Zeugen will der Ex-Richter laden, die beweisen sollen, dass es eine Verbindung zwischen der Mutter und dem Entführer gegeben haben soll.

Die Beschuldigte Brigitta Sirny sieht das naturgemäß ganz anders. In der deutschen Zeitschrift die aktuelle verteidigt sie sich gegen die Vorwürfe.

Sirny: "Kranke, zwanghafte Menschen"
Brigitta Sirny nimmt sich in der aktuellen kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Attacken des Ex-Richters Wabl geht: "Es gab immer Verrückte, die sich an Nataschas Geschichte und unserem Schicksal berauschen.“ Diese Menschen wollten sich bereichern oder seien krank und zwanghaft. Und Sirny weiter: "Natürlich regt es mich auf, bin ich aufgewühlt. Wissen Sie, wie Rufmord funktioniert? Ist eine Geschichte noch so abstrus und erlogen – sobald sie in der Welt ist, und man dazu Stellung nimmt, entfaltet sie ihre Eigendynamik “

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