Lokalaugenschein

Falsche Cops: Wer schoss wirklich?

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Der Waffeneinsatz gegen die mutmaßlichen Autobahnräuber wurde nachgestellt. Die verletzten Rumänen widersprechen der Polizeiversion.

Notwendiger Einsatz der Dienstpistole bei der Verbrecherjagd – oder fahrlässiges Ignorieren des Gesetzes? Diese Frage beschäftigt die Justiz nach dem Tod eines Rumänen auf der S 1-Raststätte bei Schwechat weiterhin intensiv.

Wir berichteten: Am 19. April gerieten „falsche Polizisten“ an echte Cops. Schüsse fielen, alle drei Verdächtigen wurden voll getroffen. Vasile C. (24) starb. Am Montag wurde die Polizeiaktion rekonstruiert: Die Beamten, gegen die ermittelt wird, und die beiden überlebenden Verdächtigen schilderten vor Ort, was geschehen war.

Bedrängt
Die Erklärungen, wie es zu den tödlichen Schüssen gekommen war, klaffen nämlich weit auseinander. „Der erste Schuss fiel, weil ein Verdächtiger in seine Jacke griff. Dann raste das Fluchtauto der Rumänen auf einen Beamten zu“, erklärte LKA-Chef Franz Polzer nach dem Vorfall. Im Klartext: Seine Männer seien gefährlich bedrängt worden.

Aussage
„Stimmt nicht. Mein Mandant berichtet, er sei im Auto gesessen, als die Schüsse fielen“, sagt nun Rudolf Mayer, der Anwalt von Dumitru C. Der Rumäne hatte sich gegenüber den Undercover-Beamten als Polizist ausgegeben. Er habe aber ­weder in die Jacke gegriffen, noch sei das Auto auf die Cops zugerast. Denn, so gab Dumitru C. im Verhör mit dem Büro für Interne Angelegenheiten an: Das Fluchtauto stand noch, als die Schüsse fielen. Hinzu kommt laut Jurist Mayer, dass nicht die angeblich bedrängten ­Ermittler schossen. Vielmehr habe eine zweite Streife vor Ort das Feuer eröffnet – ohne Grund, glaubt Mayer.

Enthaftet
Möglicherweise alles Schutzbehauptungen – deshalb auch die Rekonstruktion. Tatsache ist allerdings, dass der dritte Verdächtige, Cornel P., überraschend aus der U-Haft entlassen wurde. „Ihm konnte kein einziger Vorwurf nachgewiesen werden“, sagt sein Anwalt Christian Werner.

Der Staatsanwalt hat Berufung eingelegt: Ohne Grund saß P. wohl nicht im Fluchtauto. Bleibt dennoch die Frage: Waren die Rumänen wirklich so gefährlich, dass geschossen werden musste?

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