Mittersill

Furcht vor Rache nach Asyl-"Mord"

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Ein Armenier (25) erstach einen Landsmann und Bekannten (30). Die Sicherheitslinie von Polizei und Land soll nicht generell verschärft werden.

Nach der Bluttat im Asylheim von Mittersill sind Politik und Behörden um Schadensbegrenzung bemüht: Wie ÖSTERREICH erfuhr, reisten Familienangehörige von Opfer Andranik C. (30), die in Vorarlberg leben, nach Mittersill. Sie wollen offiziell der Caritas dabei helfen, die Witwe und ihre beiden Kinder zu betreuen.

Die Behörden fürchten jedoch Racheakte. Daher wurde unmittelbar nach Bekanntwerden der Bluttat die schwangere Frau von Täter Georg F. (25) in eine andere, geheime Unterkunft gebracht. Alle Beteiligten werden bis auf Weiteres von einem Krisenteam der Caritas psychologisch betreut.

Zurückhaltung
Die Landespolitik hält sich in dem heiklen Fall zurück. SPÖ-Sicherheitssprecher Arno Kosmata sagt auf Anfrage von ÖSTERREICH nur, man müsse die Ermittlungsergebnisse abwarten, um zu sehen, ob es Gründe gebe, am Betreuungssystem etwas zu ändern.

Sicherheitsdirektor Franz Ruf sieht keinen akuten Handlungsbedarf. Er weist im ÖSTERREICH-Gespräch darauf hin, dass es mehrere Male im Monat Kontrollen in Asylanten-Heimen gebe. Dabei würden auch Sicherheitsdialoge durchgeführt, um Probleme schon im Ansatz zu erkennen.

Beziehungstat
Generell wird die Bluttat als tragischer Einzelfall dargestellt: Ein geistig verwirrter Täter habe aus Eifersucht einen Bekannten erstochen, mit dem er erst kurz zuvor von einer dreitägigen Reise zurückgekehrt war.

Der Mittersiller Bürgermeister Wolfgang Viertler (parteifrei) fordert hingegen Konsequenzen: „Es geht darum, was für eine Gemeinde sozial verträglich ist.“

Mittersiller Bürgermeister im Interview: "Es wird auch weiterhin etwas passieren."

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Bluttat?
Wolfgang Viertler: Ich will diesen tragischen Fall als Anlass für eine Diskussion nehmen. Man muss sich dem Thema sachlich nähern. Es reicht nicht, nur vor den Wahlen darüber zu reden.“

ÖSTERREICH: Was meinen Sie damit?
Viertler: „Es geht darum, was sozial verträglich ist. Da gibt es Schmerzgrenzen. Es ist immer wieder etwas passiert, und es wird auch weiterhin etwas passieren. Warum haben wir in der 6.000-Einwohner-Stadt Mittersill ein größeres Asylantenheim als die Stadt Salzburg?“

ÖSTERREICH: Irgendwo müssen diese Menschen ja untergebracht werden.
Viertler: Die einzige Grundlage der Asylpolitik ist derzeit, ob jemand willig ist, zu vermieten. Das kann’s ja nicht sein. Es geht darum, vernünftige Einheiten zu schaffen. Es muss ja auch das größte Asylheim nicht mitten im Ort sein.

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