Verwüstete Schule

Vandale: "Ich mag Juden nicht"

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Ein antisemitisches Motiv ist naheliegend. Glaubensgemeinschaften warnen vor einer "Atmosphäre der Bedrohung."

Der Mann, der in der Nacht auf Sonntag die jüdische Schule am Rabbiner Schneerson-Platz in Wien-Leopoldstadt verwüstete, habe bei seiner Einvernahmen durch Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) erklärt, "dass er Juden nicht möge ". Das sagte ein Sprecher der Wiener Polizei am Montag. Die Identität des Mannes sei weiterhin "nicht hinreichend geklärt" .

Nicht in Österreich gemeldet
Der etwa 30 Jahre alte Mann habe einen Namen und ein Geburtsdatum genannt, beide müssten noch überprüft werden, sagte der Sprecher. Der Verdächtige sei in Österreich nicht gemeldet und habe ausgesagt, hier auch keine Bekannten zu haben. Wie er auf die Lauder Chabad als Ziel kam und woher er die Eisenstange hatte, mit der er unter anderem Fensterscheiben sowie Waschbecken zertrümmerte, habe er nicht erklärt, sagte der Sprecher.

Antisemitisches Motiv "nahe liegend"
"Der Verdächtige ist nicht sehr kooperationsbereit", hieß es bei der Polizei. Ein antisemitisches Motiv sei nahe liegend, dass der Mann sich als " Adolf Hitler" vorgestellt habe, konnte die Behörde nicht bestätigen. Sein psychischer Zustand soll untersucht werden. Die Einvernahmen werden fortgesetzt.

Schüler reagieren "erstaunlich erwachsen"
Die Kinder der verwüsteten jüdischen Schule in Wien-Leopoldstadt hätten "erstaunlich erwachsen" auf den Vorfall reagiert. Das sagte der Vorstand der Schulleitung, Jacob Biderman, am Montag. " Überraschenderweise sind alle bis auf zwei erschienen."

"Wir haben die Kinder versammelt und ihnen erklärt, was geschehen ist. Im Leben passieren auch solche Dinge", sagte Biderman. "Die Schulpsychologin schaut jetzt, ob es Fälle gibt, in denen besondere Unterstützung gebraucht wird." Eine Praktikantin aus New York, die in Wien an der jüdischen pädagogischen Akademie studiert und sich bis unmittelbar vor dem Eindringen des Vandalen in dem Gebäude aufhielt, habe einen Schock erlitten.

Eltern für weiteren Betrieb
Die ganze vergangene Nacht sei durchgearbeitet worden, um die Schäden zu beheben und unter anderem Glassplitter zu beseitigen. In dem Schulgebäude ist auch ein Kindergarten untergebracht, einige Kindergärtnerinnen hätten Bedenken gehabt, heute wieder zu öffnen, aber die Eltern seien dafür gewesen, sagte Biderman. "Es ist staubgesaugt worden, alles Spielzeug und sämtliche Puppen sind gereinigt worden."

Verstärkte Polizeipräsenz
Insgesamt 362 Kinder und Jugendliche - bis zur Matura - besuchen Kindergarten und Schule. "Die praktische Ebene ist erledigt", sagte der Vorstand der Schulleitung. Die Schule und die pädagogische Akademie samt Internat in unmittelbarer Nähe würden derzeit verstärkt bewacht. "Uns beschäftigt aber, was mit dem Internat sein wird, wenn die Polizei in ein paar Tagen nicht mehr da ist", sagte Biderman.

Antisemitisches Klima?
Wolfgang Neugebauer von der "Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich" erklärte in einer Aussendung, "wie in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit ist auch nun zu befürchten, dass der Zerstörungsakt rasch als die Tat eines verrückten Sonderlings verharmlost und entpolitisiert wird". Schließlich bedürfe es unabhängig von der psychischen Verfassung des Täters "eines bestimmten - eben antisemitischen - Klimas", das "solche verabscheuungswürdige Taten" hervorbringe. Neugebauer verwies in diesem Zusammenhang auf eine Gallup-Umfrage von 2001, wonach 57 Prozent der Österreicher eher und 11 Prozent sehr "negative Gefühle gegenüber Juden" haben.

Atmosphäre der Bedrohung
Der Synodalausschuss der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich erklärte in einer Stellungnahme: "Unabhängig von den noch unbekannten persönlichen Motiven des Täters stellt diese Untat einen massiven antisemitischen Übergriff dar. Wir denken vor allem an die Schülerinnen und Schüler, deren Schulräume zerstört wurden und die nicht in einer Atmosphäre der Bedrohung aufwachsen sollen. Wir teilen die Besorgnis und Betroffenheit der Israelitischen Kultusgemeinde." Die Evangelische Kirche habe "gemeinsam mit allen christlichen Kirchen festgehalten, dass es gegenüber dem Antisemitismus keinerlei Toleranz und Verständnis geben darf".

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(c)ÖSTERREICH/ Hochmuth

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