ÖSTERREICH-Interview

Strache sagt jetzt Rot-Blau an

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HC Strache für Koalition in Salzburg: FPÖ will Bundes-Neuwahl am 5. Mai.

ÖSTERREICH: Herr Strache, im Sommer haben Sie im Interview angekündigt, dass Sie zum Jahreswechsel Nummer 1 sein werden, jetzt sind Sie abgeschlagen Nummer 3.
STRACHE: In der Stimmung bei den Menschen bin ich Nummer 1, Umfragen zählen nicht. Seit 2005 erlebe ich jedes Jahr, wie die FPÖ in Umfragen schlechtgeschrieben wird und dann bei Wahlen siegt. In Wien hatten wir vor der Wahl 19 %, am Wahltag 27 %. Mein Job ist, die Wahl zu gewinnen. Die einzige Umfrage, die ich ernst nehme, ist das amtliche Wahlergebnis.

ÖSTERREICH: Ihre matten Umfrage-Ergebnisse kratzen Sie überhaupt nicht?
STRACHE: Die sind mir sehr wurscht. Stimmungsmäßig wird die FPÖ bei der kommenden Wahl Nummer 1 – aber es wird ein sehr knappes, spannendes Duell zwischen HC Strache und Werner Faymann werden.

ÖSTERREICH: ÖVP und Spindelegger sind ohne Chance?
STRACHE: Für die ÖVP ist nicht mehr als Platz 3 drin. Die Entscheidung wird zwischen Strache und Faymann fallen. Da stehen sich zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten gegenüber. Faymann ist als Kanzler ein EU-Bückel, der unser Steuergeld nach dem Motto „Darf’s ein bisserl mehr sein?“ an die EU vergeudet, und wo man leider erkennen muss, dass er die österreichischen Interessen in der EU nicht durchsetzt, sondern nur die von Banken und Konzernen.

ÖSTERREICH: Und Sie?
STRACHE: Ich bin das Gegenmodell: Kanzler mit Selbstbewusstsein, der unsere Interessen in der EU durchsetzt, der so wie der Brite Cameron sagt: Leute, wir haben ein Recht darauf, dass unsere Zahlungen an die EU, die mittlerweile bereits 3 Milliarden Euro betragen, zumindest halbiert werden.

ÖSTERREICH: Kommt unter Ihrer Kanzlerschaft sofort die Volksabstimmung zum EU- und Euro-Austritt?
STRACHE: Unter meiner Kanzlerschaft kommt sofort eine neue Ära der direkten Demokratie. Jedes Volksbegehren, das 100.000 Stimmen erreicht, führt dann automatisch zu einer Volksabstimmung. Ich bin sicher, dass eine der ersten Initiativen, die zu einem Votum führt, dann eine Abstimmung über Euro und EU sein wird. So wie das auch die Briten tun.

ÖSTERREICH: Alle sagen: Der Euro erlebt einen Aufschwung.
STRACHE: Das ist Unsinn. Ich befürchte, dass die Euro-Krise dramatisch weitergeht. Wir haben eine dramatische Inflation, sind bald in einer Deflation, befinden uns am Weg in die Rezession – von Erholung keine Spur. Der Präsident der Deutschen Bundesbank sagt schon: Wir werden in der EU eine reale Geldentwertung von 40 % erleben. Das heißt, dass jedes Sparbuch auf dem heute 100.000 Euro sind, bald nur mehr 60.000 Euro wert sein wird, wenn wir im Euro bleiben.

ÖSTERREICH: Sie sind weiter für den Euro-Austritt?
STRACHE: Ich würde das als Kanzler sehr gut überlegen. Ich würde Partner finden für eine Währungstrennung innerhalb der Euro-Zone – das ist die einzige Lösung, den Crash zu stoppen.

ÖSTERREICH: Sie glauben, es kommt zum Crash?
STRACHE: Derzeit wird bei der Euro-Krise alles nur verschleppt nach der deutschen Wahl im Herbst – und das ist eine Katastrophe. Alles steht still – auch bei uns. Bis zur Wahl wird diese Regierung nichts mehr zustande bringen. Deshalb werden wir als Nächstes im Parlament einen Neuwahl-Antrag stellen.

ÖSTERREICH: Sie wollen tatsächlich sofortige Neuwahlen?
STRACHE: Jawohl – wir sind für Neuwahlen am 5. Mai, dem Tag der letzten Landtagswahl. Das würde Geld sparen und rasch eine handlungsfähige Regierung schaffen.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich schon überlegt, mit wem Sie nach der Wahl koalieren?
STRACHE: Ich kann Ihnen offen sagen: Es hätte einen gewissen Reiz, in Salzburg mit der SPÖ dafür Sorge zu tragen, den ganzen Wahnsinn, der sich dort abgespielt hat, restlos aufzuklären. Dort tragen ja SPÖ und ÖVP die gleiche Verantwortung, aber die ÖVP versucht, jede Schuld zu leugnen, und blockiert die Aufklärung. Wenn die SPÖ wirklich bereit ist, das ehrlich aufzuarbeiten und den Schaden wiedergutzumachen, dann steht die FPÖ als Partner zur Verfügung – aber nur dann, wir sind kein Soletti, das überall dabei ist.

ÖSTERREICH: Rot-Blau in Salzburg ist für Sie denkbar?
STRACHE: Warum denn nicht? Das zeigt doch, dass insgesamt Demokratie bei uns lebendig ist und der völlig dumme Ausgrenzungskurs vom Herrn Faymann überholt sein muss. Blau-Rot ist genauso denkbar wie jede andere Koalition. Faymann ist nach der Wahl ohnehin Geschichte.

ÖSTERREICH: Sie haben für heftige Aufregung gesorgt, weil Sie vom Jägerball gepostet haben: „Viele Jäger und Hasen – auf, auf ihr Hasen, hört ihr nicht die Jäger blasen!“ Sind Sie da in die Sexismus-Falle getappt?
STRACHE: Also das finde ich nur lächerlich, sogar wahnsinnig. Ich habe ein Kinderlied zitiert – so bin ich immer von meiner Mutter aufgeweckt worden.

ÖSTERREICH: Darf ein Politiker Frauen „Hasen“ nennen?
STRACHE: Das ist lächerlich – es geht um die Jägersprache. Da ist überhaupt nix Anstößiges, nichts Sexistisches. Wenn ich Frauen liebevoll als „Hasis“ bezeichne, dann ist das ein Liebkosungsname, wie ihn alle haben. Zigtausende nennen ihre Partnerin „Hasi“ – übrigens auch Frauen ihre Männer. Vielleicht fordern die Grünen ja demnächst, dass man auch das Wort „Hasi“ ins Strafrecht aufnehmen sollte, damit man den FP-Chef verhaften kann. Das ist eine künstliche Aufregung.

ÖSTERREICH: Soll Po-Grapschen ins Strafrecht kommen?
STRACHE: Sicher nicht. Die Regierung soll sich lieber darum kümmern, dass Vergewaltiger endlich härter bestraft werden und nicht mit Fußfesseln frei herumlaufen …

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