Aus für "After Hours" am frühen Morgen. Die Szene protestiert. Wird Ibiza jetzt zur Familieninsel?
Nächtelang feiern und tanzen, bis die Kräfte schwinden. Dies macht für Disco-Fans in ganz Europa den Reiz der spanischen Ferieninsel Ibiza aus. Die Clubs und Diskotheken mit ihren Shows und ihren renommierten Discjockeys machen das Balearen-Eiland jeden Sommer zu Europas Party-Metropole. In diesem Jahr jedoch erlebte so mancher Disco-Besucher eine unangenehme Überraschung: Die Zeit der Endlos-Partys auf Ibiza ist vorüber.
Sperrstunde
Die Inselregierung hatte die Gemeinden angewiesen,
eine Art von Sperrstunde einzuführen und dafür zu sorgen, dass die
Disco-Partys in den Morgenstunden eine Pause einlegen. Konkret bedeutet
dies: Ibiza erklärte die sogenannten After Hours für illegal. Dabei handelt
es sich um Bars und Clubs, die bisher immer dann öffneten, wenn in den
normalen Diskotheken gegen 6.00 Uhr früh die Lichter ausgingen.
Tag und Nacht feiern
Die "After Hours" hatten es
party-verrückten Feriengästen ermöglicht, Tag und Nacht rund um die Uhr zu
feiern. Solche Nonstop-Feiern standen die jungen Leute oft nur durch, indem
sie sich mit Drogen aufputschten. Die Folge war, dass Ibiza in den Ruf eines
Drogenparadieses geraten war. Die britische Sensationspresse sprach gar von
einem "Sodom und Gomorrha des Mittelmeers".
Keine After Hours mehr
Die Inselbehörden sorgten in diesem Jahr
dafür, dass die Nächte auf Ibiza nicht mehr so lang sind wie bisher. Mit dem
Verbot der "After Hours" sollen die Partys verkürzt, der
Drogenkonsum bekämpft und der Ruf der Insel aufpoliert werden. "Wir
mussten uns entscheiden, welchen Tourismus wir haben wollten", sagte
der Chef der Inselregierung, Xico Tarres. "Es ist schön, dass es bei
uns Musik und Diskotheken gibt. Aber wollen wir auch Leute anlocken, die für
zwei Tage auf die Insel kommen, sich nicht einmal in ein Hotel einquartieren
und mit Hilfe von Pillen nonstop durchfeiern?"
Weniger Drogen
Vor dem Ende der diesjährigen Saison zieht der
Regierungschef eine positive Bilanz: "Dank der neuen Regelung wurden in
diesem Sommer nur halb so viele Menschen wegen Drogenkonsums in die
Notaufnahme der Krankenhäuser gebracht wie im Vorjahr." Die
Tourismus-Beauftragte Pepa Mari Ribas ergänzte, es komme auch seltener vor,
dass junge Leute im Alkohol- oder Drogenrausch von den Balkons ihrer
Hotelzimmer in die Tiefe stürzten.
Szene protestiert
In der Szene kommen die Einschränkungen
weniger gut an. "Es ist absurd, dass es überall in Spanien
After-Hours-Lokale gibt, nur auf Ibiza nicht", sagte Cesar de Melero,
einer der bekanntesten spanischen Discjockeys. Der Diskothekenbesitzer Jose
Maria Echaniz erklärte: "Es ist ein Fehler, auf einen
Familientourismus zu setzen. Ibiza ist anders als andere Ferienziele. Das
Niveau ihrer Diskotheken hat die Insel zu etwas Besonderem gemacht."
Umsatzrückgang
Die Tourismuswirtschaft beklagt, die Zahl
der Urlauber sei im Vergleich zum Vorjahr um fünf bis sieben Prozent
zurückgegangen. Läden- und Kneipenbesitzer verzeichnen Umsatzeinbußen von 20
bis 30 Prozent. "Dies hat mit dem Verbot der After-Hours-Lokale nichts
zu tun", betonte der Regierungschef nach Angaben der Zeitung "El
País". "Wir haben hier zwei Millionen Touristen im Jahr. Wenn
weniger Urlauber kommen, liegt das daran, dass das Reisen teurer geworden
ist."
Bild: (c)sxc