Morgen um 17:00 beginnt das große Wiener Derby.
Mit drei Toren und zwei Assists ist Alexander Grünwald nicht nur der beste Torschütze von Austria Wien, sondern nach sechs Runden auch der zweitbeste Scorer in der Fußball-Bundesliga. Nach der verpatzten vergangenen Saison inklusive langer Verletzungspause hat der 29-Jährige aktuell Spaß am Sport. Mit dem großen Wiener Derby bei Rapid steht am Sonntag "ein großes Spiel vor der Brust".
Das Derby-Kribbeln im Bauch
Der gebürtige Kärntner ist seit 2011 durchgehend bei der Austria und damit der mit Abstand längst dienende Kaderspieler. Routine ist ein Derby deswegen aber nicht. "Man geht ganz anders in den Tag hinein. Ich denke schon beim Frühstück mehr nach, als sonst", versicherte Grünwald im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Das erste Derby ist auch etwas Besonderes, aber ich bin lange dabei. Man merkt einfach, wie wichtig dieses Spiel für den Verein und das ganze Umfeld ist."
Ausschlaggebend sollen gegen den Erzrivalen "die Grundtugenden sein. Wir müssen die wichtigen Zweikämpfe gewinnen, aggressiv in das Spiel gehen und Rapid unser Spiel aufzwingen", forderte der Regisseur der Veilchen.
Intensive Reaktionen
Die Bilanz der Violetten im Allianz Stadion kann sich sehen lassen. Nach vier Spielen ist man in Hütteldorf noch ungeschlagen. Zweimal gelang dabei ein Auswärtssieg. Den peilt die Austria auch am Sonntag an. "Man bekommt viel mehr Reaktionen. Wenn man gewinnt, wird man gefeiert, wenn es schiefgeht, bekommst du den Frust viel direkter ab", berichtete Grünwald.
Dass es in Hütteldorf bei Derbys zuweilen besonders aggressiv zugeht - zwei der bisher vier gespielten Stadtduelle im neuen Stadion standen nach Wurfgeschoßen aus dem Rapid-Sektor kurz vor dem Abbruch -, war auch Grünwald bewusst. Dennoch müsse man sich auf die eigene Leistung konzentrieren, wollte er die Stimmung nicht künstlich anheizen.
Austria will Rapid-Unruhen ausnützen
Gänzlich ausblenden konnte Grünwald die derzeitige Situation beim Stadtrivalen aber nicht. "Wir haben schon mitbekommen, dass es bei Rapid momentan nicht komplett ruhig ist", spielte Grünwald auf die anhaltenden "Gogo-raus"-Rufe der Fanszene gegen Trainer Goran Djuricin in den vergangenen Wochen an. Die mögliche Unsicherheit beim Gegner soll ausgenutzt und befeuert werden. "Wir wollen mit unserer eigenen Leistung dafür sorgen, dass die negative Stimmung dort aufrecht bleibt."
Vorbildwirkung durch Leistung
Neben dem "guten Saisonstart" (10 Punkte nach sechs Spielen) für die Austria läuft es auch für Grünwald persönlich momentan nach Wunsch. Die Gründe dafür liegen für den Mittelfeldspieler auf der Hand. "Ich habe die Vorbereitung ganz gut absolvieren können und bin momentan zu hundert Prozent fit." Der eigene Anspruch ist klar. "Ich bin Kapitän dieser Mannschaft und muss mit Leistung vorangehen."
Der körperliche Topzustand ist beim 29-Jährigen nicht selbstverständlich. In der vergangenen Saison erlitt Grünwald im August just in einem Derby (2:2) - einen Knorpelschaden. Das Comeback in der Kampfmannschaft (ein Heim-0:4 gegen Rapid im heurigen April) dürfte nicht zu den Lieblingserinnerungen zählen.
Dennoch ist Grünwald seinem Coach Thomas Letsch "irrsinnig dankbar", dass dieser zum Schluss der Vorsaison auf Grünwalds Qualitäten vertraute, "obwohl ich noch nicht ganz bei hundert Prozent war." Dass ihm vorgeworfen wurde, die Wende in der verkorksten Vorsaison nicht eingeleitet zu haben, nahm Grünwald mit Humor. "Schlechte Nachrichten kannst du auch nicht verhindern, wenn es gut läuft."