Zum 150. Geburtstag des FC Sheffield spielte der englische Achtligist ein Freundschaftsspiel gegen Inter Mailand.
Für den kleinen FC Sheffield war es ein Tag für das Geschichtsbuch. Vor der Rekordkulisse von fast 19.000 Zuschauern spielten die Freizeitkicker des nordenglischen Achtligisten am Donnerstag gegen die Stars von Inter Mailand mit Weltmeister Marco Materazzi an der Spitze. Den Anstoß im Stadion an der Bramall Lane hatte kein Geringerer als der brasilianische Weltstar Pele ausgeführt, und das anschließende 2:5 tat der Feierlaune keinen Abbruch.
Prominenz gratulierte
Der 150. Geburtstag des FC Sheffield -
nicht zu verwechseln mit den Proficlubs Sheffield United und Sheffield
Wednesday - hatte Fußball-Prominenz in die Stahlstadt gelockt. Ist doch der
Club der älteste Fußball-Verein der Welt, oder wie Sheffields Vorsitzender
Richard Tims lieber sagt: Der erste - der Ort, wo "Fußball angestoßen wurde".
Weinhändler William Prest und Rechtsanwalt Nathaniel Creswick gründeten den Club 1857, wenn auch nicht aus Liebe zum Fußball oder dem, was man damals darunter verstand, sondern zum Cricket. Das wurde aber nur im Sommer gespielt, im Winter brauchten die "Cricketers" einen Sport, um fit zu bleiben.
Idee im Internat entstanden
Das Spiel mit dem Ball hatten Prest
und Creswick auf dem Eliteinternat Harrow und dem Sheffield-College
kennengelernt. Ihre Vereinsgründung war die erste, die den englischen
Fußball aus dem Umfeld von Schulen und Universitäten herausführte.
Die Anfänge des Fußball
Anfangs waren die Gentlemen
allein auf weiter Flur und mussten gegen sich selbst antreten, zum Beispiel
in der Konstellation "Junggesellen gegen Ehemänner". Dann begannen sie
damit, feste Regeln aufzustellen, und der Verein wurde zum Geburtsort
zahlreicher Neuerungen: Erste feste Torbalken (anstelle eines Seils), erster
Eckball, erster Freistoß, erster Einwurf. In den 1850er- und 1860er-Jahren
war der Club die erste Fußball-Adresse. Gegen den Nachbarn FC Hallam trug
Sheffield das erste Derby der Geschichte aus und gewann.
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Gründung der Football Assosciation
Doch der Ruhm
hielt nicht lange. Die Gründung des englischen Fußballverbands Football
Association (FA) 1863, an der der FC Sheffield maßgeblich beteiligt war,
verlagerte die Arbeit am Regelwerk nach London. In den 1870er-Jahren
schaffte es der FC Sheffield noch ins Viertelfinale des FA-Cup, wo der Club
zweimal den späteren Gewinnern vom FC Wanderers aus London unterlag.
Doch schon Mitte der 1880er-Jahre fegten die Neulinge von Notts County den FC Sheffield mit 8:0 vom Platz. Zum Abstieg trug bei, dass der Club streng am Amateur-Ethos festhielt und keinen festen Spielplatz etablierte. Immerhin gewann der Verein 1904 den FA-Cup der Amateure.
Auf zu neuen Höhen
Seine neue Prominenz verdankt der FC
Sheffield Präsident Tims, der 1999 die Führung übernahm, als die Mannschaft
in einem angemieteten Leichtathletik-Stadion kickte. Mittlerweile hat der
Verein mit der kleinen Bright-Finance-Arena am Sheffielder Stadtrand ein
eigenes zu Hause, ist neben Real Madrid einziger Träger des Verdienstordens
des Weltverbandes FIFA und engagiert sich mit dem Spendenprojekt "Schuhe für
Afrika" für den Fußball-Nachwuchs in der Dritten Welt.
In einer vom Geld regierten Fußball-Welt hält der FC Sheffield heute die Werte eines gewachsenen Lokalvereins hoch. "Der Club ist sozusagen das gute Gewissen", sagte Tims vor dem Spiel der BBC, "wir wollen rund um die Welt der zweitliebste Verein jedes Fußballfans werden."