EL-Thriller

Austria ging durch Himmel und Hölle

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Auf Euphorie folgte Fast-Out, ehe Elfer Austria von Gruppenphase träumen lässt.

Fünf Treffer mit der Torfolge 1:0, 2:0, 2:1, 2:2, 3:2, dazu acht Gelbe Karten, von denen zwei zu Gelb-Rot wurden, ein Elfer und zwei Schüsse auf Metall - das Drittrunden-Rückspiel der Qualifikation zur Europa League zwischen FK Austria Wien und NK Olimpija Laibach war am späten Donnerstagabend in der Generali Arena nichts für schwache Fußball-Nerven. Mit dem 2:0 15 Sekunden nach Wiederbeginn schien alles entschieden, doch dann wähnten sich plötzlich die Slowenen mit dem 2:2 im Play-off. Letztlich gab es ein Happy End in Violett.

Nächstes Ziel: Gruppenphase
Gegen Mitternacht, nach vollbrachter, harter Arbeit und Abklingen der Emotionen, freuten sich die Favoritner über das Erreichte und auf die Auslosung, für die sie gesetzt waren. Einen Wunschgegner nannte von den Spielern niemand, aber Karl Daxbacher sprach wohl für alle, als er meinte: "Ein schlagbarer Gegner, gegen den wir in die Gruppenphase kommen". Dass die Violetten überhaupt am Freitag in Nyon aus dem Topf gezogen wurden, verdankten sie letztlich einem Mann: Nacer Barazite markierte die ersten zwei Tore und erzielte aus einem etwas schmeichelhaften Foulelfer das Siegestor.

Neues System greift
"Es war ein sehr enges Spiel, es ist fantastisch für die Mannschaft, und ich bin glücklich, drei Tore erzielt zu haben", sagte der Stürmer, der nun bei sechs EL-Treffern hält. Drei Tore in einem Spiel hatte der Niederländer, wie er erzählte, zuletzt für die Reserve von Arsenal London erzielt. Das 4-2-3-1-System, in dem er auf der rechten Seite hinter Solo-Stürmer Roland Linz agierte, behagte ihm sichtlich. "Ich liebe es, wir haben es in Innsbruck erstmals gespielt, und jetzt beim zweiten Mal hat es funktioniert", meinte der praktizierende Muslim. Gegen Wacker hat das System noch nicht so gewirkt, weil Tomas Jun noch auf der Seite aufgeboten worden war und damit weniger Wirkung erzeugte als von der zentralen Position.

Goldgriff Barazite
Den Ramadan, den Barazite seit 1. August einhält, merkte man ihm keine Sekunde an. "Das ist für mich kein Problem, ich komme damit gut zurecht", sagte der 21-Jährige, der sich von der Einberufung ins marokkanische Nationalteam überrascht zeigte. "Ich liebe das Land meines Vaters, doch meine erste Wahl sind die Niederlande", erklärte der dribbelstarke Techniker, den Daxbacher nach der Gala lobte: "Wir wissen um sein Potenzial, er muss es öfter zeigen. Seine Laufbereitschaft wird immer besser, und körperlich hat er sich auch gesteigert. Wir sind froh, dass wir ihn haben, und hoffen, dass wir ihn noch lange haben".

Er gebe auch im Training immer alles, meinte Manuel Ortlechner. "Wenn er sein Können öfter abruft, werden wir mit ihm noch mehr Freude haben", glaubt der Verteidiger, der von der "Europacup-Atmosphäre pur" begeistert war. "Wir haben bewiesen, dass wir auch kämpfen und kratzen können. Die letzten 30 Minuten haben Gänsehaut total erzeugt". Für Zlatko Junuzovic war das 2:2 ein Schock gewesen, "aber wir sind mit einem Mann weniger wieder gekommen und haben beweisen, dass wir gut drauf sind", sagte der Mittelfeldmann.

Junuzovic lässt Barazite den Vortritt
Er sprach von einem aufreibenden Spiel, das "brutal anstrengend" gewesen wäre. Normal hätte er den entscheidenden Elfer schießen sollen. Warum er es nicht getan hat, begründete er so: "Nacer war heute super drauf!" Und dann holte er noch zu einem Seitenhieb auf die Kritiker aus: "Es hat mich ein bisschen angezipft, was bei uns alles schlechtgeredet wurde. Wir haben bisher nur einmal verloren, wir sind zufrieden und von jedem Gegner nur schwer zu besiegen. Vier vier Vereine im Play-off heißt schon was", sagte der ÖFB-Teamkicker.

Daxbachers Nerven
Während der ausgeschlossene Alexander Grünwald "seine schlimmste halbe Stunde" seiner Karriere erlebt hatte, fühlte sich Daxbacher nach den zweiten 45 Minuten gealtert: "Ich hoffe, man sieht es nicht, ich fühle mich wie ein Greis". Er war natürlich mit dem Resultat und über den Aufstieg besonders zufrieden. Die Violetten sind zum zehnten Mal nach einem (insgesamt zwölf) Auswärtsremis (diesmal 1:1) im Europacup aufgestiegen.

"Läuferisch und kämpferisch war die Leistung topp, der Aufstieg verdient. Damit hat sich die Mannschaft die Latte höher gelegt, so ist einiges mehr drin. Mit diesem Sieg wird das Selbstvertrauen besser, wir müssten immer ein so hohes Tempo gehen", resümierte der 58-Jährige, der nur zwei Punkte kritisch anmerkte: Der Doppelschlag von 2:0 zum 2:2 dürfe auch nicht mit zehn Mann nicht passieren ("naives Verhalten"), auch wäre mehr Präzision wäre wünschenswert.

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