Siebenstelliges Plus

Der ÖFB schreibt wieder schwarze Zahlen

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Die positive Stimmung rund um Österreichs Fußball-Nationalteam macht sich auch auf dem Konto des ÖFB bemerkbar.  

Nach zwei Jahren mit einem Budget-Minus werden 2023 wieder schwarze Zahlen geschrieben, wie Geschäftsführer Bernhard Neuhold der APA bestätigte. Grund dafür sind unter anderem höhere Einnahmen aus Ticketverkäufen. Das Oktober-Spiel im Happel-Stadion gegen Belgien ist bereits ausverkauft, Selbiges wird wohl auch bald für den November-Test gegen Deutschland gelten.

"Wir haben für 2023 einen niedrigen siebenstelligen Betrag im Positiven eingeplant, und wie der Forecast zeigt, sind wir gut auf Schiene", erklärte Neuhold. Nach einer schwarzen Null 2020 gab es 2021 ein Minus im mittleren sechsstelligen Bereich und 2022 einen Abgang im niedrigen siebenstelligen Bereich. "In den letzten beiden Jahren war Covid noch immer ein Thema. Wir konnten Hospitality Tickets und normale Tickets nicht in dem Ausmaß wie gewohnt verkaufen, dazu kamen etwa kollektivvertragliche Lohnerhöhungen und die Inflation als Kostentreiber", sagte der Geschäftsführer.

Positives Eigenkapital

Dementsprechend reduzierte sich das Verbands-Vermögen. "Nichtsdestotrotz steht der ÖFB auf stabiler wirtschaftlicher Basis und hat nach wie vor ein positives Eigenkapital im zweistelligen Millionenbereich", betonte Neuhold. Der Ausblick gibt Zuversicht: In diesem Jahr erwirtschaftet der ÖFB einen Umsatz von über 50 Millionen Euro und lukriert dabei über 10 Millionen Euro an Sponsoreinnahmen - so viel wie noch nie in seiner Geschichte. Zudem profitiert man von einer Aufstockung der Bundessportförderung.

Diese beiden Bereiche zählen gemeinsam mit den FIFA- und UEFA-Förderungen, Ticketerlösen und TV-Verträgen zu den sechs Haupt-Einnahmequellen des größten heimischen Sport-Fachverbandes. "Jetzt geht es darum, diese Säulen weiterzuentwickeln", erklärte Neuhold. Die Chancen dafür stehen nach den jüngsten Erfolgen gut. "Man merkt, dass gerade bei bestehenden Partnern noch größeres Commitment herrscht und nach Wegen gesucht wird, möglicherweise Ausweitungen der Verträge zu definieren."

Eine Vergrößerung des bestehenden Sponsor-Pools soll - wenn überhaupt - nur in kleinem Rahmen passieren, wie Neuhold berichtete. "Wenn es darum geht, attraktive Leistungen zu verkaufen, können wir nicht aus ewiger Reserve schöpfen. Wir haben für unsere Partner auf den Werbebanden und Interviewwänden nur 15 dieser Pakete vorgesehen, um diesen Premium- und Top-Sponsoren einen qualitativ hochwertigen Auftritt zu ermöglichen und keinen Logo-Friedhof darzustellen."

Man sei aber auch für neue Sponsoren offen. "Wir haben natürlich den Ansatz, bei allfälligem Interesse Lösungen und attraktive Angebote anzubieten, doch wenn es um einzelne Assets geht, sind wir aus den angesprochenen Gründen schlichtweg limitiert. Da steht in erster Linie im Mittelpunkt, Partner hochwertig zu transportieren", meinte Neuhold.

EURO 2024

Die Aussicht auf die bevorstehende Teilnahme an der EURO 2024 in Deutschland macht eine vertiefte Partnerschaft mit den aktuellen Geldgebern wahrscheinlich und steigert das Fan-Interesse an Tickets - das Belgien-Match am 13. Oktober war binnen weniger Stunden ausverkauft. Auch dank eines zweiten VIP-Clubs im Sektor E warten allein aus diesem Spiel Brutto-Einnahmen von rund 1,5 Millionen Euro und ein höherer sechsstelliger Reingewinn. Das trifft auch für das Freundschaftsspiel am 21. November gegen Deutschland zu, sollte das Happel-Stadion wie zu erwarten voll werden.

Die Situation erinnert an die Jahre 2015 und 2016, als eine große Euphorie herrschte und selbst ein bedeutungsloses EM-Quali-Match gegen Liechtenstein das Happel-Stadion füllte. "Ich glaube schon, dass der Vergleich zulässig ist, aber wir sind gefühlt noch nicht ganz dort, wo wir damals waren. Man merkt, dass die Stimmung extrem ins Positive gegangen ist. Jetzt müssen wir den Herbst nützen, um dort anzuknüpfen, wo wir Mitte 2016 aufgehört haben", forderte Neuhold.

Der Herbst muss allerdings auch dazu genützt werden, das rund 70 Millionen Euro teure Infrastruktur-Projekt in Wien-Aspern endgültig zu fixieren. Sofern dies wie zu erwarten gelingt, würde das ÖFB-Budget zusätzlich belastet werden - derzeit ist angedacht, dass die Kosten in einer Drittellösung zwischen dem Bund, der Stadt Wien und dem Verband aufgeteilt werden. "Das sind Gelder, die wir entweder aus Rücklagen oder aus einem Finanzierungsmix zwischen Rücklagen und Fremdkapital nehmen müssen", sagte Neuhold.

Unabhängig davon hätte der ÖFB nach Realisierung auch noch beträchtliche Betriebskosten zu stemmen. Neuhold: "Hier geht es darum, das Trainingszentrum so gut wie möglich zu nutzen und mit einem Naming-Right-Partner und Dritt-Veranstaltungen zu vermarkten. Trotzdem wird noch ein Betrag X übrig bleiben, den wir jedes Jahr aus dem Regelbudget zu begleichen haben, und den gilt es durch gezielte Vermarktung und optimale operative Prozessdefinitionen und Kosteneffizienz so niedrig wie möglich zu halten."

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