Kandidaten-Check

Diese Trainer hat DFB jetzt im Visier

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Das Chaos-DFB-Team muss am Dienstag gegen Vize-Weltmeister Frankreich in Dortmund ran. Ohne Bundestrainer, ohne Plan, neun Monate vor der Heim-Europameisterschaft. Deutschland sucht den Supertrainer - Dieter Bohlen wird wohl nicht in der Jury sitzen. Die Kandidaten im Check:

Seit Sonntag ist es fix – Hansi Flick ist Geschichte und Fußball-Deutschland quält nur eine Frage: Wer wird sein Nachfolger? Zunächst sprang wie schon im Jahr 2000 Rudi Völler in höchster DFB-Not ein, dieses Mal soll aber nach einem Spiel für ihn Schluss sein. Wer nach dem Kräftemessen gegen Frankreich übernehmen wird, ist völlig offen.

Fans wünschen sich Klopp als Bundestrainer

Die Wunschlösung vieler Fans und Beobachter ist äußerst unwahrscheinlich. Jürgen Klopp ist noch länger an Liverpool gebunden. „Jürgen hat beim Liverpool FC einen Vertrag bis 2026 – und er hat vor, diesen zu erfüllen“, erklärte sein Berater Marc Kosicke im vergangenen Dezember. Es ist nahezu auszuschließen, dass der 56-Jährige für das Bundestrainer-Amt quasi über Nacht bei den „Reds“ hinschmeißt, zumal er die Möglichkeit schon nach dem WM-Debakel 2022 abgelehnt hat.

Julian Nagelsmann könnte wieder auf Flick folgen

Ein anderer Kandidat ist Julian Nagelsmann, der von der Bild-Zeitung in Front gebracht wird: Der 36-Jährige war noch im März vom FC Bayern München vor die Tür gesetzt worden, galt bislang als zu teuer für den von finanziellen Problemen geplagten Verband. Sein Vertrag bei den Bayern gilt noch bis 2026, die Münchner könnten aber an einer Auflösung interessiert sein. Der Rekordmeister hatte einst auch Flick zum DFB ziehen lassen.

Ralf Rangnick: »Ist für mich keine Thema«

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick (65) gab dem DFB Montagvormittag einen Korb: Gegenüber dem ORF stellte der Deutsche vor dem Abschlusstraining in Windischgarsten klar: „Ich habe mich vor 14 Monaten dazu entschieden, hier als Teamchef zu arbeiten und die Mannschaft so vorzubereiten, dass wir uns für die EM qualifizieren und dort auch eine gute Rolle spielen. Alles andere ist für mich kein Thema.“

Auch Matthias Sammer verzichtet auf das Amt. Zuletzt hatte der Europameister von 1996 und frühere DFB-Sportdirektor die Entwicklungen im deutschen Fußball scharf kritisiert. Zuletzt war Sammer vor vielen Jahren als Trainer tätig. Bei den Bayern hörte er 2016 wegen gesundheitlicher Probleme als Sportvorstand auf. Den Bundestrainer-Job bis zur Heim-EM hatte er kürzlich im Interview der Süddeutschen Zeitung ausgeschlossen. "Ich habe vor einiger Zeit für mich die Entscheidung getroffen, dass ich operativ nicht mehr tätig sein möchte. Dabei soll es auch bleiben." 

Will denn keiner Bundestrainer werden?

Mit Stefan Kuntz kommt ein weiterer ehemaliger DFB-Mann ins Spiel: Nach dem jüngsten 1:1 gegen Armenien muss Kuntz stark um seinen Job als Nationaltrainer der Türkei bangen. Kuntz kennt als früherer Erfolgstrainer der U21 den Verband. Intern wird er aufgrund seines angenehmen und konstruktiven Kommunikations-Stils geschätzt. Der Europameister von 1996 würde sich aber kaum nur als Übergangslösung bis zur Heim-EM sehen. 

Oliver Glasner auch in Frankreich heiß begehrt

Auch Oliver Glasner wird als Kandidat gehandelt. Allerdings soll der gerade über ein Engagement bei Frankreich-Klub Olympique Lyon nachdenken. Glasner, der mit Eintracht Frankfurt vor einem Jahr den Europa League-Titel geholt und das Pokal-Finale erreicht hat, ist heiß begehrt. Laut französischer L‘Equipe fanden letzte Woche konkrete Gespräche in Salzburg statt. Lyon warte nur auf „ein Signal von Glasner“, wie die Zeitung vermeldet. Bei Redaktionsschluss trennte sich der Klub gerade von Trainer Laurent Blanc.

Auch Lothar Matthäus nicht interessiert

Im Blickfeld: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (62) hat bereits gesagt, der Bundestrainer-Job passe nicht in seine "Lebensplanung". Roger Schmidt (56) ist zuletzt mit Benfica Lissabon portugiesischer Meister geworden, hat in Portugal aber noch einen Vertrag bis 2026. 

Oldie Van Gaal flirtet via „Bild“-Zeitung mit DFB

In Stellung brachte sich hingegen Ex-Oranje und Bayern-Trainer Louis van Gaal. In der Bild kokettierte er mit dem Satz: „Normalerweise trainiere ich nicht mehr bei einem Verein, aber ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen!“

Beeindrucken muss die Mannschaft nach den desaströsen Leistungen auch die Fans. Und was, wenn gegen Frankreich plötzlich alles besser funktioniert? Rudi Völler sitzt gemeinsam mit Sportdirektor-Kollege Hannes Wolf (42) und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner (35) auf der Bank. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entscheider im DFB dann sagen: Das hat doch was! Vor 23 Jahren wollte Völler auch nur Übergangslösung sein und blieb dann vier Jahre. 

Spätestens im Oktober muss ein Neustart her, wenn die DFB-Elf bei einer USA-Reise den Reset-Knopf drücken muss.

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