Backstage-Interview

Austria-Coach Ilzer: 'Unser Teamchef heißt Sebastian Kurz'

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Austria-Coach Christian Ilzer (42) im großen ÖSTERREICH-Interview über die Corona-Krise und die aktuelle Liga-Phase.

ÖSTERREICH: Hallo Chris, wo erwische ich dich?
 
Christian ILZER: In der Wohnung in Hinterbrühl bei meiner Familie.
 
ÖSTERREICH: Inwieweit hat die Corona-Krise jetzt dein Privatleben verändert?
 
ILZER: In den letzten Jahren war ich fast ausschließlich durchgehend mit Fußball unterwegs, jetzt habe ich viel Zeit für meine Frau und meine Kinder - dafür bin ich sehr dankbar. Wir sind quasi Tag ein, Tag aus zusammen. Ich unterstütze meine zwei Burschen beim Lernen, wir spielen auch viel zusammen. Ich bekomme jetzt richtig viel von meinen Kindern mit. Das ist das Positive an dieser schweren Zeit.
 
ÖSTERREICH: Was ist da genau dein Part beim Lernen?
 
ILZER: Meine Frau und ich haben uns das Lernen mit den Kids aufgeteilt. Ich kümmere mich um Mathematik und Naturwissenschaften, alles andere macht Nina. Vormittag ist Schule angesagt, am Nachmittag Freizeit.
 
ÖSTERREICH: Du kommst aus der Steiermark. Dort leben deine Eltern. Hast du Angst um sie?
 
ILZER: Ich komme aus einem ländlichen Gebiet, aus Puch bei Weiz. Wir haben dort ein Haus mit viel Grund dabei. Meine Großeltern sind beide 90 Jahre alt. Da ist man natürlich ständig im Kontakt. Ich habe es mit meinen Eltern und Großeltern besprochen, dass wir uns konsequent an die Maßnahmen der Regierung halten. Dann muss man keine Angst haben.
 
ÖSTERREICH: Wird die Welt nach Corona eine andere sein?
 
ILZER: Ich glaube schon. Natürlich habe ich jetzt auch Zeit, mich neben meiner Familie und dem Fußball auch mit globalen Dingen zu befassen. Da beschäftigt man sich natürlich mit dieser Pandemie und deren Maßnahmen. Wenn man das ummünzt, haben wir jetzt einen Teamchef, der Sebastian Kurz heißt. Der hat einen großen Betreuerstab, sprich, ein Expertenteam. Kurz muss aber gegen einen Gegner spielen, den er eigentlich nicht wirklich kennt. Das heißt: Er kann sich nicht richtig vorbereiten. Er muss daher sehr flexibel reagieren. Und das ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen. Auf der einen Seite das Gesundheitssystem, das nicht kollabieren darf. Auf der anderen Seite die Wirtschaft. Ich habe beim Kurz ein gutes Gefühl.
 
ÖSTERREICH: Apropos Trainer, wie viel Zeit bringst du jetzt für die Austria auf?
 
ILZER: Sehr viel. Ich bin ja im Homeoffice. Wir haben unsere klaren Schwerpunkte, die wir im Trainerteam umsetzen wollen. Und da arbeite ich Tag für Tag dran. Wir halten Kontakt zur Mannschaft. Die Spieler haben ein sehr detailliertes und umfangreiches Heimprogramm, das von unserem Fitnesscoach unter meiner Aufsicht gesteuert ist. Wir haben eine App installiert, quasi ein Kontrollinstrument für die Profis. Da sehen die Spieler selbst, wie ihr Tag war, ob sie genügend trainiert oder geschlafen und sich richtig ernährt haben. Die Spieler sollen beim Tag X wieder voll da sein.
 
ÖSTERREICH: Wann glaubst du, werden die Mannschaften in Österreich wie jetzt in Deutschland wieder in Gruppen trainieren können?
 
ILZER: Das kann keiner sagen. Im Moment sind wir, um in der Fußballersprache zu bleiben, für die Regierung keine Schlüsselspieler. Aber eine Isolation kann auf die Moral drücken und es können die Momente kommen, dass man die Unterhaltungsbranche wieder braucht, sprich Fußballspiele, bei denen sich die Leute ablenken können. Aber ich befürchte, dass wir zuerst Geisterspiele sehen werden. Wir müssen die Matches auf die Fernsehsender bringen, um zu überleben.
 
ÖSTERREICH: Kann die Meisterschaft überhaupt zu Ende gespielt werden?
 
ILZER: Aus Fairnessgründen hoffe ich es. Aber wenn es sich zu weit nach hinten zieht, dann haben wir in Österreich den Vorteil, dass wir schon zwei Durchgänge gespielt haben. Dennoch wollen wir es unbedingt sportlich fertig spielen.
 
ÖSTERREICH: Bei Abbruch würde die Austria höchstwahrscheinlich um einen Europacupplatz umfallen - die UEFA will ja da mitbestimmen.
 
ILZER: Da wir schon jeder gegen jeden gespielt haben, haben wir es uns nicht verdient. Darum wollen wir uns ja unbedingt sportlich qualifizieren.
 
ÖSTERREICH: Wie lange brauchst du, um die Mannschaft wieder Match fit zu bekommen?
 
ILZER: Eine Woche bis zehn Tage Vorbereitung müssten reichen.
 
Wolfgang Ruiner
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