Die Hoffnung lebt, die Wahrscheinlichkeit auf den Klassenerhalt ist aber äußerst gering.
Austria Lustenau steht drei Runden vor Schluss in der Qualifikationsgruppe der Fußball-Bundesliga mit "eineinhalb Beinen über dem Abgrund", wie es Lustenau-Trainer Andreas Heraf nach dem 0:0 bei der WSG Tirol treffend formulierte. Aufgeben ist aber keine Option. "Es sind noch drei Runden, vielleicht passiert ein Wunder", sagte der 56-Jährige. Gerettet ist neben den Tirolern auch BW Linz.
Die Lustenauer brauchen drei Siege, der Vorletzte Altach darf zudem keinen Punkt mehr machen. In der letzten Runde steht noch ein direktes Duell in Altach an. Zuvor geht es für das Schlusslicht gegen die Wiener Austria und BW Linz jeweils zu Hause. Die Altacher empfangen den WAC und sind bei der WSG zu Gast. "Ich habe noch genug Hoffnung, weil wenn ich die letzten drei Spiele hernehme, wissen wir, dass wir gegen jeden gewinnen können. Somit ist es auch möglich, drei Spiele in Serie zu gewinnen", sagte Heraf.
Das wäre allerdings um einen Sieg mehr, als es die bisherige Ausbeute in der laufenden Saison war. Nur beim 2:0 bei der WSG am 11. Februar und dem 2:0 gegen BW Linz am 10. März wurden drei Punkte eingefahren. "Wenn du von 29 Spielen nur zwei gewonnen hast, klingt es nicht so wahrscheinlich, dass du drei in Serie gewinnst. Aber wir sind noch am Leben und wer weiß, was das Leben noch so mit sich bringt", gab Heraf preis. Dafür bedarf es aber vor allem einer Steigerung im Abschluss. In den vergangenen sieben sieglosen Runden gab es nie mehr als einen Treffer.
"Werden nicht belohnt"
In Innsbruck wäre dieser absolut verdient gewesen, auch wenn die Tiroler genauso das eine oder andere Mal nicht kaltschnäuzig agierten. "Auf den Punkt gebracht ist es so, dass der Ball nicht ins Tor wollte. Wir werden für unser Risiko nicht belohnt und sind im Moment auch nicht vom Glück verfolgt", resümierte der Wiener. Das war zuletzt auch schon beim 1:1 und 1:2 gegen den WAC der Fall. "Es ist die Qualität im Abschluss, die uns daran hindert, mehr Punkte am Konto zu haben", gab sich Pius Grabher selbstkritisch. Und Tormann Domenik Schierl ergänzte: "Der Fußballgott schaut leider nicht runter auf uns."
Die Tiroler hingegen jubelten über den fünften Klassenerhalt in Folge seit dem Aufstieg 2019. Thomas Silberberger kann den Club somit im Sommer im Oberhaus an seinen Nachfolger übergeben. "Für uns sind heute alle Dämme gebrochen, der Druck war enorm in den letzten Monaten, wir sind überglücklich", betonte der WSG-Coach. Den Erfolg wollte er mit seinem Trainerteam noch ordentlich feiern, das hatten auch die Spieler fix eingeplant. "Heute wird auf jeden Fall die Nacht zum Tag gemacht, jetzt geben wir Gas", kündigte Abwehrspieler Felix Bacher an.
Auch BW Linz gerettet
Zuvor hatten sie ihren Trainer, der seinem Team zwei freie Tage gönnt, während des Sky-Interviews mit Bierduschen bedacht. Diese gab es auch für BWL-Trainer Gerald Scheiblehner in der Gästekabine in Wolfsberg nach dem 2:0-Sieg gegen den WAC, den Simon Seidl (6.) und Alexander Briedl (55.) fixierten. "So richtig glauben kann ich es eigentlich noch nicht", meinte Scheiblehner. "Es ist wichtig, dass wir jetzt einmal die ersten zwei, drei Jahre in der Liga bleiben und als Verein wachsen. Das ist uns dieses Jahr gelungen", sagte er im Wissen, dass sich seine Mannschaft nach einem zwischenzeitlich sehr düsteren Herbst enorm verbessert und stabilisiert hat.
Auch Seidl freute sich und sagte: "Für die meisten von uns ist es das erste Jahr in der Bundesliga, für mich auch. Da will man natürlich in der Liga bleiben." Gefeiert dürfte laut der Ankündigung von Scheiblehner kräftig werden: "Ich bin mir sicher, dass der Bus einige Male stehen bleiben muss bei den Tankstellen. Das haben sich die Burschen auch verdient, wir haben jetzt drei Tage frei. Es ist einfach eine tolle Stimmung heute."
Ab der nächsten Woche richtet sich der Blick dann kollektiv nach oben. Nur noch drei Punkte liegt der achtplatzierte WAC vor den Oberösterreichern, die bei Punktegleichheit aufgrund der Abrundung nach dem Grunddurchgang fix vorgereiht werden. "Jetzt haben wir noch drei Spiele, jetzt lassen wir es laufen und schauen, was rauskommt", sagte Scheiblehner. "Jetzt können wir sogar noch nach oben angreifen", hatte auch Seidl schon die kleine Hoffnung auf die Europacup-Teilnahme im Hinterkopf. Platz zwei in der Quali-Gruppe hat aber auch die WSG noch im Visier, die punktgleich hinter den Linzern Vierter ist.