Austria-Coach Ilzer: 'Absoluter Fehlstart, der unglaublich schmerzt'.
Ein Sieg im Wiener Fußball-Derby unmittelbar vor einer Länderspielpause hat einen besonders süßen Beigeschmack, eine Niederlage einen umso bittereren. Rapid stehen nach dem 3:1 am Sonntag in der Generali-Arena zwei geruhsame Wochen bevor, die Austria hingegen rutschte endgültig in die Krise - fünf Punkte aus sechs Partien und Tabellenrang acht sind viel zu wenig für die Ansprüche der "Veilchen".
Der Erzrivale liegt zwar mit zehn Zählern auch nur auf Rang sechs, der Rückstand auf den zweitplatzierten LASK beträgt aber lediglich drei Punkte. Eine Aufholjagd scheint angesichts der kommenden Gegner Admira, WSG Tirol, Hartberg und Mattersburg durchaus möglich. Und nicht zuletzt dürfte nach der Pause auch wieder der eine oder andere derzeit verletzte Spieler zur Verfügung stehen.
Kein Wunder also, dass sich Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer in Feierlaune befand. "Heute ist ein wunderschöner Tag für uns", resümierte der 48-Jährige und sprach von einem verdienten Erfolg, "weil wir den Sieg ein bisschen mehr wollten".
Auch Kapitän Stefan Schwab war die Erleichterung über die ersten drei Punkte gegen die Austria nach zuletzt zwei Niederlagen deutlich anzumerken. "Das war ein ganz wichtiger Sieg. Wir haben es in der zweiten Hälfte clever gemacht. Wir haben gewusst, dass die Austria unter Druck gerät, wenn sie in Rückstand kommt, und so war es auch."
Sonderlob für Hütteldorfer Youngster Velimirovic
Sonderlob vom Mittelfeldspieler gab es für den 18-jährigen Dalibor Velimirovic, der aufgrund zahlreicher Ausfälle überraschend sein Profi-Debüt gab und dabei eine starke Darbietung ablieferte. "Er hat großartig gespielt. Man hat gemerkt, dass er sehr gute Nerven hat", sagte Schwab über den Teenager, der vor acht Jahren noch im Nachwuchs der Austria kickte. Ähnlich äußerte sich Thomas Murg. "Er war sensationell, für sein Alter unglaublich abgebrüht."
Auch Kühbauer zeigte sich von Velimirovics Auftritt beeindruckt, war aber bemüht, keine zu großen Erwartungen aufkommen zu lassen. "Er hatte ein unglaublich gutes Debüt, aber bitte belassen wir es dabei. Wir machen in Österreich oft Spieler zu schnell groß."
Velimirovic war einer der wenigen Lichtblicke in einem Derby auf bescheidenem Niveau. Intensive Zweikämpfe prägten die Partie, spielerische Glanzlichter hatten - möglicherweise auch wegen des schlechten Rasen-Zustands - Seltenheitswert. Dazu gesellten sich Aussetzer wie jener von Rapids Mateo Barac, dessen missglückter Rückpass zum 1:1 durch Christoph Monschein führte. Auf der Gegenseite präsentierte sich Austria-Innenverteidiger Mauro Jarjue des Öfteren als Unsicherheitsfaktor für die eigene Mannschaft, so etwa beim ersten Tor der Hütteldorfer durch Murg.
Auch Umstellungen halfen Austria nicht
Die Auswechslung des Afrikaners noch vor der Pause begründete Coach Christian Ilzer damit, dass er aufgrund der Gelben Karte für Jarjue keinen Ausschluss riskieren wollte. Zudem erachtete der Steirer die damit verbundene Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette als notwendig, um einen besseren Zugriff aufs Mittelfeld zu bekommen.
Auch mit dieser Maßnahme konnte die Niederlage und der Sturz in die Krise nicht vermieden werden. "Es ist ein absoluter Fehlstart, der unglaublich schmerzt", berichtete Ilzer. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Favoritner nun zwei Wochen lang nicht für die Pleite rehabilitieren können. "Von der Gefühlslage her würden wir am liebsten morgen wieder spielen, doch wir brauchen auch Zeit, um Dinge zu verbessern. Ein erster Schritt ist, hinten Stabilität reinzubringen", meinte Ilzer.
Für Ilzer wird es ungemütlich
Der frühere WAC-Betreuer bezeichnete Rapids Erfolg als verdient, war aber auch unglücklich mit der Entstehung des vorentscheidenden 1:2 durch Taxiarchis Fountas. Dem Treffer war ein Handspiel von Stephan Auer vorangegangen, das zwar nicht vorsätzlich passierte, aber durch die neue Regel zu ahnden gewesen wäre. Dennoch wollte Ilzer diese Aktion nicht als Ausrede für die Niederlage gelten lassen. "Wir waren zuletzt nicht vom Glück verfolgt, aber das Glück kommt am Ende der Fahnenstange. Wir haben viele Themen, die davor zu lösen sind."
Auch Austria-Kapitän Alexander Grünwald führte das Scheitern gegen Rapid nicht auf das Schiedsrichtergespann zurück. "Wir hätten den Ball in dieser Szene schon früher klären können, damit es gar nicht so weit kommt." Der Offensivspieler forderte für die kommenden Tage eine detaillierte Aufarbeitung des Fehlstarts. "Die Situation ist wirklich nicht gut, da kann keiner wegschauen. Mit einem kleinen Lauf können wir zwar wieder relativ weit nach vorne kommen, doch zuerst müssen wir einmal ein Spiel gewinnen."
Ein Blick auf den Spielplan hinterlässt allerdings Zweifel an einer unmittelbar bevorstehenden Austria-Siegesserie. Als nächste Aufgaben warten der WAC (auswärts), Altach (daheim), Red Bull Salzburg (auswärts) und Sturm Graz (daheim).