ÖSTERREICH-Interview

Rapid-Kapitän Schwab: "Liga-Abbruch statt Geisterspiel"

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Die Bundesliga muss sich einer Corona-Pause unterziehen. Rapid-Kapitän Stefan Schwab beschreibt die ungewohnte Situation.

ÖSTERREICH: Stefan, die Bundesliga ist in Corona-Pause – wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Stefan Schwab: Es ist einfach schade, aber es kam nicht überraschend. Nachdem schon in Italien, Schweiz oder Deutschland Spiele abgesagt oder ohne Fans stattgefunden haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei uns soweit ist. 

ÖSTERREICH: Wie hat die Mannschaft die Nachricht aufgefasst?

Schwab: Schon in den letzten 2-3 Wochen war der Corona-Virus ein heißes Thema bei uns in der Kabine, da wurde viel diskutiert. Klar, wir wollen alle kicken, am liebsten vor Fans. Aber wir müssen es so nehmen, wie es ist. Das größte Problem ist die Ungewissheit. Wann geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Jetzt geht es darum, dass wir uns fit halten und die Spannung hochhalten. Wir sind frisch und voll in Saft. Am Freitag haben wir einen Test gegen den FAC, dann bekommen wir das Wochenende frei. Das Trainerteam wird die richtige Mischung für diese ungewohnte Situation finden. 

ÖSTERREICH: Sind Sie einverstanden mit der Entscheidung der Bundesliga?

Schwab: Ja definitiv. Ich finde auch, dass der Fußball von Zuschauern lebt. Mir ist lieber, dass wir im April alle drei Tage spielen, als jetzt vor leeren Rängen. Erst wenn es sich terminlich nicht mehr anders ausgeht, könnten Geisterspiele zum Thema werden. Aber mir wäre in dem Fall persönlich lieber, die Meisterschaft gleich zu beenden.

ÖSTERREICH: Wäre das fair?

Schwab: Ich denke schon. Jeder hat gegen jeden zwei Mal gespielt, hatte gleich viele Heim- als auch Auswärtsspiele. Deswegen denke ich: Keiner braucht sich beschweren, auf welchem Platz er derzeit steht. Auch, wenn das Weiterspielen unter normalen Bedingungen und vor Fans für uns alle die liebste Option wäre, aber das liegt leider nicht in unserer Hand. 

ÖSTERREICH: Wie wird bei euch als Mannschaft mit dem Thema Corona umgegangen?

Schwab: Derzeit gibt es keinen, der mit irgendwelchen in Quarantäne stehenden Menschen in Kontakt war. Aber wir haben die Thematik klar angesprochen: Damit ist nicht zu spaßen! Wenn sich wer nicht gut fühlt, soll er daheim bleiben. Falscher Ehrgeiz würde in dem Fall keinem helfen. 

ÖSTERREICH: Wie ungelegen kommt Rapid die gezwungene Pause?

Schwab: Wir waren sportlich sehr gut drauf in den letzten Wochen, deswegen ist das sehr bitter. Aber das wird uns nicht aus der Bahn werfen. Wenn die Saison weitergeht, werden wir bereit sein.

ÖSTERREICH: Bleibt jetzt in der Corona-Pause mehr Zeit für die Vertragsverhandlungen?

Schwab: (lacht) Dafür ist immer Zeit. Wir sind in Gesprächen, mehr gibt es aber nicht zu vermelden. Vom Gefühl her wird es auch noch ein bisschen dauern, ich möchte mir einfach bewusst Zeit geben um diese sehr wichtige Entscheidung zu treffen. 

ÖSTERREICH: Was bedeuten die derzeitigen Einschränkungen für Ihr Privatleben?

Schwab: Ich kann nur daran appellieren, dass wir alle die Ratschläge der Bevölkerung annehmen. Ich werde das eine oder andere Abendessen oder den ein oder anderen Kaffee auslassen und lieber zu Hause konsumieren. Mein Online-Studium bei Fokus Zukunft für den MBA Administration & Sport ist nicht eingeschränkt und erledige ich weiter von Zuhause aus. Im Moment sind die Einschränkungen noch nicht gravierend, erst auf Dauer werden sie wahrscheinlich mühsam.

ÖSTERREICH: Sie bekommen die Corona-Situation wahrscheinlich noch hautnaher mit: Ihre schwangere Frau ist Italienerin, ihre Verwandtschaft lebt in Italien …

Schwab: Ja, wir stehen mit ihnen in telefonischen Kontakt. Ihre Eltern leben zum Glück in Salzburg, sind nur beruflich hin- und wieder in Italien unten. Aber ihre Cousins, Onkel oder Tanten leben alle in Padua, in Vicenza – also eh dort, wo es richtig rund geht. Sie sind zwar nicht erkrankt, stecken aber seit zwei Wochen in Quarantäne. Die Situation ist für sie schrecklich, ihr Leben hat sich komplett verändert. Ich wünsche ihnen, dass sich die Lage bald beruhigt.

Interview: ÖSTERREICH-Sportredakteur Philipp Scheichl

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