Verräter oder Retter?

Rapid-Trainer Kühbauer spaltet das Land

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Didi der Retter, oder Didi der Verräter – Österreich diskutiert über seinen Rapid-Transfer.

 

Montag, kurz nach 20 Uhr, platzt die Bombe. Didi Kühbauer ist neuer Rapid-Trainer. Wechselt von St. Pölten, das er auf den 2. Ligaplatz geführt hat, nach Hütteldorf. Binnen Minuten verbreitet sich die Nachricht. Ganz Fußball-Österreich diskutiert seither den blitzartigen Sensations-Transfer. Die Meinungen könnten unterschiedlicher nicht sein.

„Einberufungsbefehl“

Die Rapid-Fans feiern den Wechsel als Heldentat, sehen Kühbauer trotz 650.000 Euro Ablöse als Ideallösung. Als einen, der die Wiener aus ihrer derzeitigen Fußball-Krise führen kann. Und als einen, der sich nach einigen gescheiterten Versuchen einfach die Chance verdient hat, Rapid zu trainieren. Die Fans feiern ihn als Messias – und wurden von den Rapid-Bossen bestätigt. „Wenn Rapid vor der Tür steht, muss man das machen“, stellt Kühbauer klar. Der Rapid-Ruf war praktisch ein „Einberufungsbefehl“.

Kritiker werfen Kühbauer fehlenden Charakter vor

Aber auch heftige Kritik wird laut. ÖSTERREICH-Experte Hans Krankl wirft Kühbauer fehlenden Charakter vor. Weil Rapid Kühbauer in den vergangenen Jahren immer abblitzen ließ. Keiner hat offenbar an seine Qualitäten geglaubt. Jetzt, in der schwierigsten Phase, seien Präsident Krammer und Co. wieder angekrochen gekommen.

Kühbauer steckt die Kritik über seinen Blitzwechsel weg. Über die Krankl-Vorwürfe sagt er: „Er hätte das Angebot vielleicht auch angenommen.“

Was man ihm noch vorwirft: Dass er St. Pölten, das ihm eine neue Chance ge­geben hatte, bei der ersten Gelegenheit wieder verlässt. Kühbauer hatte sich sogar eine Ausstiegsklausel für Gespräche mit Rapid in den St.-Pölten-Vertrag reinschreiben lassen. Als Rapid-Sportdirektor Bickel anrief, ging er, ohne zu zögern. P. Scheichl

Don Didi: Seiner Erfolge und seine Dramen

16. Februar 1997. Kühbauer (damals 25) spielt seine beste Saison bei Rapid (insg. 148 Spiele/33 Tore), kommt gerade vom Trainingscamp aus Dubai. Seine Frau Michaela verunglückt auf dem Weg zum Flughafen. Koma. Ein halbes Jahr später stirbt die junge Frau.

Das prägt den Teamfußballer. Kühbauer, über Mattersburg-Jugend und Admira zu Rapid gekommen (Europacup-Finale 1995, Meister 1996), flüchtet zu Real Sociedad nach Spanien. Später ist er Kapitän bei Wolfsburg. Als Trainer sorgt er bei Admira, WAC & St. Pölten für Furore.

Frenkie Schinkels pro Kühbauer: Gut, dass Didi Ja zu Rapid sagt

Es war spannend, Didi Kühbauer gestern bei der Antritts-Pressekonferenz in Hütteldorf zu beobachten. An seiner Körpersprache sah man: Der will jetzt was bewegen! Didis Traum ist in Erfüllung gegangen. Er hat endlich seine Chance bekommen, die musste er ergreifen. Jetzt wird er mit ähnlichem Enthusiasmus loslegen wie zuletzt bei St. Pölten. Platz 2 mit einer No-Name-Mannschaft, das muss man einmal schaffen.

Bei Rapid bringt Kühbauer eine andere Stimmung rein, mit seinem Schmäh wird er gleich einmal einige Verkrampfungen lösen.

Sportlich kommt Didi mit einer klaren Ansage: Die Jungs werden härter trainieren müssen. Er wird die Mannschaft nicht mehr ins offene Messer laufen lassen. 
Das werfe ich Vorgänger Djuricin vor.

Mit der Entscheidung pro Kühbauer hat sich Sportdirektor Bickel vorerst gerettet. In Wahrheit ist er aber entmachtet – jetzt hat Didi das Sagen.

Hans Krankl kontra Kühbauer: Charakter hat er nicht gezeigt

Ich hatte im Vorfeld eine klare Meinung zu Kühbauer und Rapid: Wenn Didi Charakter hat, dann nimmt er diesen Job nicht an. Zweimal haben sie ihn nicht genommen, jetzt ist er plötzlich gut genug.

Jetzt musste ihn Rapid um viele Hunderttausend Euro freikaufen. Zyniker könnten sogar süffisant einwenden: Für dieses Geld hätte man einen weiteren „Super-Transfer“ tätigen können …

Auf der anderen Seite wollte Didi diesen Job unbedingt. Und weil ich ihn mag, vergönne ich es ihm auch, dass er endlich seine Chance bekommt. Deswegen ist meine Botschaft: Ich wünsche dir alles gute, Didi, und ich wünsche dir, dass du deinen Weg durchziehst!

Ich sag: Didi wird ­Rapid auf Kurs bringen. Die Mannschaft spielte zuletzt nur mittelmäßig, ist aber besser. Da ist viel mehr drinnen als der 8. Platz, auf dem Rapid jetzt herumdümpelt. So gesehen kann Kühbauer nur gewinnen.

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