Comeback als Buchautor und Kommentator

Rapid-Legende Andy Marek im großen oe24-Interview

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Im Gespräch mit oe24 ezählt Rapid-Legende Andy Marek über 27,5 treue Jahre beim SK Rapid, sein neues Buch und was ihn aktuell beschäftigt.

Nicht vielen gelingt es im Fußball eine Klub-Ikone zu werden, ohne jemals ein Spiel für den Verein absolviert zu haben. Doch bei Andy Marek und seinem Herzensklub Rapid Wien geschah es genau so.

Seit den frühen 90er Jahren gingen der mittlerweile 58-Jährige und die Hütteldorfer gemeinsame Wege. Als Stadionsprecher im legendären Hanappi-Stadion angefangen, kamen über die Jahre zahlreiche Aufgaben hinzu. Als Begründer und Leiter des Klubservices war Marek jahrelang die Schnittstelle zwischen Klub und Fans. Nach 27,5 Jahren und 599 Spielen en suite kam dann überraschend die Trennung aus gesundheitlichen Gründen.

Nach einer Auszeit meldete sich Marek mit einem neuen Buch zurück. In "Mein Leben mit Rapid" gewährt er einen Einblick in fast drei Jahrzehnte mit den "Grün-Weißen". Packende Erlebnisse und amüsante Anekdoten über den populärsten Fußball-Klub Österreichs inklusive. Doch auch die Schattenseiten werden innerhalb der 27,5 Kapitel schonungslos offen gelegt.

Rapid-Legende Andy Marek mit seinem Buch

Rapid-Legende Andy Marek präsentiert sein neues Buch "Mein Leben mit Rapid 27,5".

© TZOe Artner
× Rapid-Legende Andy Marek mit seinem Buch

Für die EURO 2020 schlüpft der vielseitige Entertainer in eine neue Rolle. Mit Fußball-Legenden wie Hans Krankl, Toni Polster oder Andi Ogris ist Marek für "oe24.tv" als Moderator und Kommentator im Einsatz. Mit "oe24" plauderte der stimmgewaltige "Rapid-Tausendsassa" unter anderem über erste Schritte als Kommentator, sein aktuelles Buch und Sohn Lukas, der in seine Fußstapfen getreten ist.

Andy Marek im großen oe24-Interview:

Oe24 hat mit Ihrer „Verpflichtung“ als Moderator und Kommentator einen echten "Coup" gelandet. Wie gefällt Ihnen diese neue Rolle bis jetzt?

Andy Marek: "Es macht mir total Spaß. Der Moderator-Job ist mir relativ leicht von der Hand gegangen, weil ich das schon seit drei Jahrzehnten mache. Das Kommentieren war für mich etwas ganz Neues. Du bist pausenlos am Geschehen dran. Du musst zum Beispiel alle 22 Spieler auf dem Rasen kennen und vor allem erkennen. Es bedarf einer gewissen Vorbereitungszeit, um so ein Spiel kommentieren zu können. Das habe ich am Anfang vielleicht ein bisschen unterschätzt, aber es hat dann doch ganz gut funktioniert."

Oe24: Sie hatten bei den Spielen jeweils einen Fußball-Experten zur Seite gestellt. Gibt es unter Polster, Krankl und Ogris einen, bei dem die Chemie besonders gepasst hat?

Marek: "Es hat mit jedem von ihnen gepasst. Mit Hans Krankl verbindet mich durch Rapid eine jahrelange Freundschaft. Toni Polster kenne ich auch schon lange. Zu Andi Ogris hatte ich durch seine Austria-Vergangenheit und meine Rapid-Tätigkeit bislang eher ein distanziertes Verhältnis. Aber es hat dann sehr gut funktioniert. Es war eine super Zusammenarbeit mit allen dreien."

Oe24: Was sind ihre Eindrücke von der EM 2020 bisher?

Marek: "Das klingt vielleicht ein bisschen besserwisserisch, aber bis jetzt bin ich ganz gut gelegen (lacht). Am ersten Übertragungstag bei oe24.tv habe ich vor dem Eröffnungsspiel gemeint, dass Belgien mein Favorit ist. Das Portugal-Aus habe ich prognostizieren können. Dass Frankreich sich schon so früh von der EM verabschieden muss, war eine große Überraschung. Die Franzosen hatte ich weiter vorne gesehen."

Oe24: Österreich hat im Achtelfinale gegen Italien fast die Sensation geschafft. Wie sehen Sie die Leistung des Nationalteams bei der EM 2020?

Marek: "Bei der EURO 2016 war eine unglaubliche Euphorie für unser Team zu spüren. Ich war als Stadionsprecher für Österreich direkt in Frankreich vor Ort, bekam alles hautnah mit. Bei der diesjährigen Endrunde fehlte diese Begeisterung. Die Vorbereitungsspiele für die EM 2020 haben nicht das Gefühl ausgelöst: 'Das könnte etwas Großes werden'. Nach der erfolgreichen Gruppenphase, war ich der Meinung, dass diese Mannschaft auch Italien schlagen kann. Im Endeffekt wäre es ja beinahe so gekommen. Sie hätten sich die nächste Runde verdient."

Oe24: Nach 27,5 Jahren mit Rapid kam es im vergangenen Jahr zur Trennung. Wie schwer ist Ihnen der Abschied gefallen?

Marek: "Natürlich ist er mir sehr schwer gefallen. Durch die Krankheit war mir klar, dass ich nicht mehr dieses Tempo halten kann: Ich bin jeden Tag 296 km vom Waldviertel nach Wien gependelt. Ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, nicht mehr die Leistung bringen zu können. Kurz danach bin ich in ein großes Loch gefallen. Es ist dann aber wieder bergauf gegangen. Jetzt freue ich mich sehr als Fan im Stadion sein zu können."

Oe24: Was hat Sie zu dem Schritt bewegt, Buchautor zu werden?

Marek: "Das hat sich über Jahre gezogen. Zum einen gab es immer wieder prägende Erlebnisse, bei denen ich gedacht habe, sollte ich einmal ein Buch schreiben, müssen diese hineinkommen. Ich wollte aber auch ein anderes Bild als nur das des Stadionsprechers von Rapid zeigen. Man wusste nicht, was beim Klubservice im Hintergrund geleistet wird, wie viel Arbeit und Verantwortung dahintersteht. Das wollte ich im Buch festhalten."

Oe24: Ihr Sohn Lukas hat ihr Amt nahtlos übernommen, ist jetzt die neue Rapid-Stimme im Allianz-Stadion. Wie macht er sich?

Marek: "Er macht es großartig. Er hat zweifelsohne Talent dafür. Ich habe ihm schon als Kind das Mikrofon in die Hand gegeben und wir haben gemeinsam moderiert. Aber das Entscheidende ist: Er hat das Gespür für Rapid. Er hat es während der Geisterspiele sehr souverän gemacht. Ich freue mich für ihn, dass er zur neuen Saison endlich vor vollem Haus sprechen kann."

Oe24: Durch die Corona-Lockerungen ist ein volles Haus wieder möglich. Erwarten Sie einen Fan-Ansturm zur neuen Saison?

Marek: "Grundsätzlich ja. Man darf aber nie glauben, dass es zum Selbstläufer wird. Die Verantwortlichen müssen nun schauen, dass man wieder Fan-Bindung betreibt. Gerade durch die Pandemie haben einige Leute sicher gemerkt, dass es auch andere Dinge gibt als jedes Wochenende ins Stadion zu gehen. So wie Gastronomen jetzt um ihre Kunden kämpfen müssen, muss Rapid dahinter sein die Fans wieder ins Stadion zu locken."

Oe24: Um zum Abschluss noch einmal sportlich zu werden: Was ist für Rapid zur kommenden Saison drin?

Marek: "Wenn man Vizemeister ist, ist alles drin. Rapid hat sich mit Kevin Wimmer und Marco Grüll sehr gut verstärkt. Natürlich wird es aber auch noch ein paar Abgänge geben. Mit Salzburg hat man wieder eine große Hürde, aber nicht erst seit der EURO weiß man, dass alles möglich ist. Ich bin mir sicher, dass Rapid sich von der besten Seite zeigen wird."

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