Europa-League-Sieger gegen deutschen Rekordchampion und Serienmeister: Der Start in die 60. Saison der deutschen Fußball-Bundesliga zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München am Freitag (20.30 Uhr) wird mit Spannung erwartet.
Mit Oliver Glasner ist ein Oberösterreicher mittendrin, der Eintracht-Coach hofft auf eine Überraschung in der Commerzbank Arena. Die Partie wird in rund 200 Ländern übertragen. "Die ganze Welt schaut zu, dem möchten wir gerecht werden", so Glasner.
Nach dem Pflichtsieg in Magdeburg am Montag in der 1. DFB-Pokal-Runde könnte das Programm der Frankfurter spektakulärer nicht sein. Nach dem Duell mit den Bayern vor 51.500 Zuschauern wartet am Mittwoch in Helsinki auch noch im UEFA-Supercup Real Madrid mit ÖFB-Star David Alaba. "Wir spielen am Freitag gegen den Champions-League-Sieger von 2020, und am Mittwoch gegen den aktuellen, das ist ein ganz cooler Auftakt", befand Eintrachts Trainer.
Vorerst ist der Blick aber nur auf die Bayern, zuletzt zehnmal in Folge Meister, gerichtet. Die Rollen sind dabei ganz klar verteilt. "Über die Bundesligasaison gesehen denke ich, dass die Bayern wieder die Nase vorne haben werden, weil sie einfach eine richtig tolle Mannschaft und einen großartigen Trainer haben. Es ist schwierig für die anderen Mannschaften, diesen Rückstand, der in den letzten zehn Jahren entstanden ist, wettzumachen", schilderte Glasner.
Die weiße Fahne werde man aber nicht hissen. "Es wartet eine richtig knifflige Aufgabe, wir werden aber alles daran setzen, mit einem Sieg in die Bundesligasaison zu starten. Ich glaube, dass es in einem Spiel immer möglich ist, gegen jede Mannschaft auf der Welt zu gewinnen." Das haben die Frankfurter in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Zwar ging das jüngste Duell mit den Bayern am 26. Februar zu Hause mit 0:1 verloren, davor hatte es aber zwei 2:1-Siege für die Eintracht gegeben.
"Wir wollen die Bayern beschäftigen und ins Laufen bringen." Der Fokus liegt auf dem Spiel des eigenen Teams, in dem mit Mario Götze ein Ex-Bayern-Kicker ein wichtiger Faktor sein könnte. "Wir haben viel Vertrauen aus der Europa-League-Saison mitgenommen, wollen unseren Fußball auf den Platz bringen, mit hoher Intensität spielen, einen richtigen Fight liefern, ihnen wenig Räume geben und die, die sie uns geben, bestmöglich ausnützen", gab der 47-Jährige die Marschroute vor.
Das wäre auch nach dem Geschmack der Anhänger, deren Erwartungen nach dem internationalen Triumph gestiegen sind. "Den Hype spüre ich seit Monaten, ich wäre manchmal ganz froh, wenn er nicht so groß wäre, ein bisschen Ruhe wäre. Aber grundsätzlich, wenn du gehypt wirst, weil du erfolgreich warst, ist das eine sehr positive Sache", verlautete der Ex-Wolfsburg-Trainer.
In den Griff bekommen müssen die Frankfurter mit Sadio Mane auch einen Akteur, den Glasner noch in Salzburg als Co-Trainer zwischen 2012 und 2014 unter seinen Fittichen hatte. "Er spielt seit vielen Jahren auf Topniveau. Dass es jetzt für einen deutschen Verein möglich ist, einen Spieler von Liverpool loszueisen, ihn für sich zu begeistern, das zeigt, dass die Bundesliga extrem attraktiv ist", sagte Glasner. Der 30-jährige Senegalese soll die Lücke nach dem Abgang von Toptorjäger Robert Lewandowski schließen.
Beim 5:3 im Supercup gegen Leipzig traf Mane gleich, wie auch Jamal Musiala, Benjamin Pavard, Serge Gnabry und Leroy Sane. "Es ist nicht so, dass die Mannschaft völlig umgekrempelt wurde, sondern es ist Mane für Lewandowski und die Spielart hat sich dadurch ein bisschen verändert", analysierte Glasner. Die fünf Treffer in Leipzig seien ein Statement gewesen. "Das zeigt, dass sie nicht von Lewandowski abhängig sind."
Mit Marcel Sabitzer könnte auch ein Bayern-Akteur eine tragende Rolle spielen, der in seiner ersten Saison wenig zum Zug kam. Coach Julian Nagelsmann bezeichnete ihn zuletzt als "Gewinner der Vorbereitung". Fraglich ist der Einsatz von Goalie Manuel Neuer, dem eine Magen-Darm-Verstimmung zu schaffen macht.