Sherida Spitse hat etwas geschafft, was vor ihr kein europäischer Fußballprofi erreicht hat – weder Frau noch Mann: 245 Länderspiele für die Niederlande stehen inzwischen in ihrer Bilanz
Damit ist sie Europas Rekordnationalspielerin – deutlich vor Cristiano Ronaldo (221 Einsätze) und auch vor Größen wie Lothar Matthäus (150) oder Marko Arnautovic (132). Und Spitse macht weiter: Mit der EM 2025 in der Schweiz bestreitet sie bereits ihr neuntes großes Turnier.
Begonnen hat alles mit einem Anruf im Supermarkt. Spitse war 16, als ihre Mutter bei der Arbeit vorbeikam, um ihr mitzuteilen, dass Nationaltrainerin Vera Pauw sie ins Trainingslager eingeladen hatte. Zwei Wochen später kündigte sie ihren Job – und startete ihre Laufbahn als Nationalspielerin. Seitdem ist die Mittelfeldspielerin fester Bestandteil der „Oranjeleeuwinnen“. Ihre Karriere führte sie unter anderem zum SC Heerenveen, nach Norwegen und 2021 schließlich zu Ajax Amsterdam.
Führungsfigur auf und neben dem Platz
Spitse, die mit fünf Jahren Fußball spielen wollte und seither nichts anderes tat, verkörpert Konstanz, Leidenschaft und Führungsstärke. „Ich bin stolz, aber noch nicht fertig“, sagte sie im April, als sie den bisherigen Europa-Rekord von Caroline Seger übertraf. Ihre Erfahrung, ihre mentale Stärke und ihr unermüdlicher Einsatz machen sie zur zentralen Figur im niederländischen Team – auch wenn sich die Mannschaft um sie herum längst gewandelt hat.
Dabei war der Weg nicht immer geradlinig: Bei ihrer ersten EM 2009 kam sie noch nicht zum Einsatz. Doch spätestens mit dem EM-Triumph 2017 im eigenen Land rückte sie ins Rampenlicht – inklusive Treffer im Finale gegen Dänemark und Auszeichnung zur Spielerin des Spiels. Zwei Jahre später erreichte sie mit den Niederlanden das WM-Finale, musste sich dort jedoch den USA geschlagen geben.
„Manchmal wird ihr nicht genug Respekt gezollt“
Ex-Mitspielerin Anouk Dekker sieht in Spitse eine unterschätzte Größe: „Sie ist eine echte Führungspersönlichkeit und eine bemerkenswerte Person.“ Auch Ex-Nationaltrainer Mark Parsons hebt ihre Ausnahmerolle hervor: „Spitse bringt jeden Tag 100 Prozent – und erwartet das auch von anderen. Sie ist das Rückgrat einer erfolgreichen Mannschaft.“
Dass Spitse dabei auf viel familiären Rückhalt bauen konnte, ist ein offenes Geheimnis. Ihre Eltern förderten sie früh, fuhren sie zu jedem Training – auch wenn andere Familienmitglieder dafür zurückstecken mussten. Heute hat Spitse selbst zwei Kinder und weiß, was es heißt, Verantwortung zu tragen – auf und neben dem Platz.
Mit 35 Jahren ist sie längst eine Ikone – nicht nur in den Niederlanden. Und doch bleibt sie bodenständig. „Nichts ist besser, als für dein Land zu spielen“, sagt sie.