Allardyce von Reportern überführt

Bye Bye! England-Coach gefeuert

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61-Jähriger stolperte über pikante Aussagen - Allardyce "tief enttäuscht".

Sam Allardyce ist nicht mehr Trainer von Englands Fußball-Nationalteam. Nach nur 67 Tagen und einem Spiel im Amt muss der Coach wegen einer bizarren Affäre wieder gehen. Wie der englische Fußball-Verband (FA) am Dienstag nach einem Krisentreffen mit dem 61-Jährigen mitteilte, habe man sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.

Allardyce tappt in Reporterfalle
Das Verhalten des erst am 22. Juli verpflichteten Allardyce sei eines englischen Nationaltrainers unangemessen, hieß es in einer FA-Erklärung. Auslöser war ein Bericht des "Daily Telegraph". Demnach soll Allardyce bei einem Treffen mit verdeckt recherchierenden Reportern Tipps zur Umgehung von Transferregeln gegeben haben. Die Journalisten hatten sich als Geschäftsleute ausgegeben und filmten heimlich mit.

Im Glauben, es handle sich um Vertreter einer ostasiatischen Firma, hatte Allardyce erklärt, wie die Regeln des englischen Fußballverbands (FA) zum Besitz von Transferrechten umgangen werden könnten. Außerdem soll er einen lukrativen Beratervertrag ausgehandelt haben. "Das ist eine Entscheidung, die nicht leicht gefallen ist, aber für die FA hat es Priorität, die breiteren Interessen des Spiels zu schützen und die höchsten Verhaltensstandards im Fußball einzufordern", hieß es in der FA-Erklärung.

"Tief enttäuscht"
"Es war eine große Ehre für mich, damals im Juli ernannt worden zu sein, und ich bin tief enttäuscht über dieses Ende", wird Allardyce auf der Verbandsseite zitiert. Nachdem Vorgänger Roy Hodgson wegen des blamablen 1:2 im EM-Achtelfinale gegen Island zurückgetreten war, erhielt Allardyce Ende Juli einen Zweijahresvertrag - für den ihn die FA einem Bericht zufolge für mehr als drei Millionen Euro aus dem Kontrakt mit seinem vorherigen Club Sunderland herauskaufen musste.

Allardyce musste sich am Dienstag bei einem Treffen mit FA-Präsident Greg Clarke und Generaldirektor Martin Glenn erklären - und entschuldigte sich für seine Äußerungen, obwohl er betonte, seine den Journalisten genannten Vorschläge hätten der Zustimmung durch die FA bedurft. "Ich erkenne an, dass ich etwas gesagt habe, was für andere peinlich ist", räumte er ein. Britische Medien hatten berichtet, die FA habe Abschriften der mitgefilmten Gespräche angefordert.

Allardyce am Rande der Legalität
Seit 2008 verbietet die FA, eine Teilhabe an Transferrechten von Spielern zu erwerben. Bei solchen Verträgen sichern sich Investoren einen Anteil an künftigen Transfersummen. Auch der Weltverband (FIFA) untersagt diese Verträge seit 2015. Auf einem Videoausschnitt, den der "Telegraph" veröffentlichte, ist zu hören, wie Allardyce Wege zur Umgehung dieser Regeln schildert. "Das ist kein Problem", sagte Allardyce demnach und: "Das kannst du immer noch umgehen. Da liegt offenbar das große Geld."

Bei den Gesprächen mit den vermeintlichen Geschäftsleuten soll es um einen Beratungsvertrag über umgerechnet 462.000 Euro (400.000 britische Pfund) gegangen sein. Allardyce soll sich bereit erklärt haben, bei mehreren Veranstaltungen für potenzielle Investoren in Ostasien als Redner aufzutreten. Seine Unterschrift unter einem Vertrag habe er aber von der Zustimmung des Fußballverbands abhängig gemacht.

Southgate übernimmt
Für das WM-Qualifikationsspiel am 8. Oktober im Londoner Wembleystadion gegen Malta braucht der Weltmeister von 1966 nun wieder einen neuen Trainer. Laut übereinstimmenden Medienberichten wird der ehemalige englische Nationalteamspieler Gareth Southgate als Interimstrainer für die nächsten vier Spiele fungieren. Allardyce hatte das Team zum ersten und letzten Mal beim 1:0-Sieg in der Slowakei am 4. September betreut.

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