Ole Gunar Solskjaer ist bis Saisonende Trainer des englischen Fußball-Rekordmeisters Manchester United. Das gab der Club am Mittwoch bekannt. Der 45-jährige Norweger folgt auf den Portugiesen Jose Mourinho, von dem sich ManU am Dienstag getrennt hatte. Manchester United liegt nach dem schlechtesten Saisonstart seit 28 Jahren nach 17 Runden schon 19 Punkte hinter Spitzenreiter FC Liverpool.
Solskjaer war einst Torjäger von Manchester United und hat die "Red Devils" im Champions-League-Finale 1999 mit dem entscheidenden Tor in der Nachspielzeit zu einem 2:1-Sieg gegen Bayern München geschossen.
Streit mit den Spielern, ein unspektakulärer Spielstil und auch nur mäßige sportliche Erfolge wurden Startrainer Mourinho zum Verhängnis. Bei den "Red Devils" stellte sich zum wiederholten Mal die Trainerfrage. Seit dem Abgang von Klub-Ikone Sir Alex Ferguson 2013 wurden vier Trainer in fünf Jahren verschlissen – und jetzt muss schon wieder ein Neuer übernehmen, Trainer Nummer fünf.
David Moyes, direkter Ferguson-Nachfolger, blieb nur zehn Monate. Dann übernahm Ryan Giggs für vier Spiele als Interimstrainer. Es folgte Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal, für den nach zwei Jahren schon Schluss war, Nach ihm kam Mourinho, der nach zweieinhalb Jahren nun gehen muss.
Klub-Legende springt ein
Nun übernimmt Solskjaer bis Saisonende. Solskjaers Assistent wird Mike Phelan, der von 1989 bis 1994 als Verteidiger bei ManUnited unter Vertrag stand. "Wir sind überzeugt, dass sie die Spieler und die Fans vereinen", erklärte der stellvertretende Club-Vorsitzende Ed Woodward vielsagend. "Ole ist eine Clublegende mit viel Erfahrung, sowohl auf dem Platz als auch in Trainerrollen." Der Interimscoach soll mit dem Tabellensechsten noch das Minimalziel vierter Platz und damit die Champions League erreichen. Keine leichte Aufgabe, denn Manchester United hat elf Punkte Rückstand auf den derzeitigen Vierten Chelsea.
Einige Fans äußerten sich in den sozialen Medien skeptisch und erinnerten an Solskjaers bisher einzigen Trainerjob in der Premier League. Der verlief nämlich unglücklich. Mit Cardiff City stieg er 2014 als Tabellenletzter ab. Eigentlich sollte Solskjaer den direkten Wiederaufstieg mit den Walisern schaffen, doch nach einem schlechten Saisonstart wurde er schon nach wenigen Wochen entlassen.
Der FK Molde, den Solskjaer von 2010 bis 2014 und seit 2015 trainiert, zeigte sich hocherfreut. "Dass Manchester United den FK Molde bittet, seinen Manager (Anm.: Trainer) auszuleihen, ist an sich schon ein Ereignis und nicht zuletzt eine Vertrauenserklärung für Ole Gunnar und den FK Molde", sagte der Vorstandsvorsitzende Öystein Neerland. "Wir glauben, dass das den FK Molde weiterentwickeln wird und dazu beiträgt, dass wir eine größere Rolle im Fußball spielen."
Nach dem Ende der Premier-League-Saison im Mai soll Solskjaer zurückkehren. Nicht mehr unter seinen Fittichen wird er dann Jungstürmer Erling Braut Haaland haben. Norwegens 18-jähriges Toptalent wechselt im Winter planmäßig von Molde zu Österreichs Meister Salzburg. In seiner Heimat löste Solskjaers Übergangsjob sogar in der Politik Begeisterung aus. Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg gratulierte ihm auf Twitter schon, bevor es offiziell war - und löschte den Tweet kurz danach wieder. Später twitterte sie erneut: "Endlich bestätigt! Ein großartiger Tag für den norwegischen Fußball. Viel Glück dabei, die Red Devils unter Kontrolle zu halten."
Wer kommt nach Solskjaer? Der logische Nachfolgekandidat heißt Zinedine Zidane. Der Franzose hat mit Real Madrid dreimal die Champions League in Folge gewonnen, bevor er selbst im Sommer eine Auszeit nahm. Zidane wurde immer wieder von den englischen Medien ins Spiel gebracht und er ist auch bei den Wettanbietern der Top-Favorit. Allerdings will Zidane Medienberichten zufolge erst im Sommer das Zepter in die Hand nehmen. Der Franzose will vorher noch intensiv Englisch lernen.
Ein anderer Coach gilt schon länger als Kandidat für einen richtig großen Trainerjob: Mauricio Pochettino. Der 46-Jährige leistet seit 2014 hervorragende Arbeit bei Tottenham Hotspur und verfügt bei den Londonern auch noch über einen langfristigen Vertrag bis 2023. Eine Freigabe wird wohl schwer zu erwirken sein.
Die Fans von Manchester United haben einen ganz anderen Favoriten. Sie wollen eine Klub-Ikone als Nachfolger haben: Ryan Giggs:
Vier Spiele lang war Giggs im April 2014 schon mal Interimstrainer. Für die Fans ist der walisische Nationalcoach die logischste Lösung, ist er doch eine Klub-Legende. Giggs spielte von 1990 bis 2014 bei ManU und absolvierte 901 Pflichtspiele. Er liebt diesen Klub – und die Fans lieben ihn. Weitere Kandidaten wären: Arsene Wenger, Antonio Conte, Massimiliano Allegri und Laurent Blanc.