DFB-Teamchef warnt

Löw: "Wir brauchen eine Topleistung"

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Gegner Österreich für deutschen Trainer "wie ein angeschlagener Boxer".

Joachim Löw ist am Donnerstag in seine alte Heimat Wien zurückgekehrt. Deutschlands Bundestrainer war einst Betreuer des Bundesligisten Austria Wien, zudem war Löw auch als Coach des FC Tirol sowie mit der deutschen Nationalmannschaft schon des öfteren zu Gast in der Bundeshauptstadt. "Ich freue mich sehr, dass wir wieder in Wien spielen. Hier im Stadion gibt es immer eine besondere, außergewöhnliche Atmosphäre", meinte Löw, der in Deutschland mittlerweile zum gefeierten Fußball-Lehrer avanciert ist.

"Ohne Topleistung wird es schwer für uns"
Der 51-Jährige hat aber nicht vergessen, dass Österreicher am liebsten den Deutschen ein Bein stellen. So auch am Freitag, wenn es um Punkte in der EM-Qualifikation geht. "Ich weiß, dass die Österreicher in solchen Spielen ganz besonders hinter ihrer Mannschaft stehen. 50.000 Zuschauer werden ihr Team entschlossen nach vorne peitschen. Die Motivation der Österreicher könnte nicht größer sein. Ohne Topleistung wird es schwer für uns", weiß Löw, der auch von einem "Bruderduell und Prestigekampf" sprach. Von einem "Hassduell" will er aber nichts wissen.

Löw warnt vor den Österreichern aber nicht nur aufgrund der besonderen Rivalität zwischen den beiden Nachbarländern. Schließlich gehe es für die mit zahlreichen Deutschland-Legionären gespickten Hausherren nach den Niederlagen gegen Belgien und die Türkei um die wohl letzte Chance auf die Teilnahme an der EM 2012. "Österreich ist nach den zwei Niederlagen wie ein angeschlagener Boxer", so Löw, der sich sicher ist, dass sich Österreich in der Außenseiterrolle weitaus wohler als in jener des Favoriten fühlt.

Löw erwartet Schlagabtausch
Löw erwartet eine hochmotivierte und kampfkräftige ÖFB-Mannschaft. "Sie werden verbissen alles an Einsatz und Kampf in die Waagschale werfen, und wir werden dagegenhalten. Deshalb erwarte ich nicht den großen Fußballleckerbissen, sondern einen heißen und intensiven Schlagabtausch." Man dürfe zudem die lange Saison und die Ausfälle von Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose oder Per Mertesacker nicht vergessen.

Khedira fraglich

Der Einsatz von Sami Khedira in Wien ist weiter fraglich. "Wir müssen das Abschlusstraining abwarten, bei dem er sich einem Härtetest unterziehen muss. Anschließend werde ich mich mit unseren Ärzten unterhalten und dann eine Entscheidung treffen", berichtete Löw vor dem abendlichen Abschlusstraining im Happel-Stadion.

Der Mittelfeldspieler von Real Madrid war wegen einer Muskelverletzung wochenlang ausgefallen. Lukas Podolski, der zuletzt wegen leichter Knöchelprobleme kürzertreten musste, ist nach Angaben von Löw einsatzfähig.

Das Duell mit Österreich bei der EM 2008 an gleicher Stelle ist Löw noch in bester Erinnerung. Nicht nur wegen des 1:0-Sieges seines Teams, das damit ins Viertelfinale aufstieg und Österreich aus dem Turnier warf. Damals wurden Löw und der ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger noch vor der Pause auf die Tribüne verbannt. "Ich habe das Spiel von oben gesehen, das war eine neue Erfahrung für mich", erinnerte sich Löw.

Qualitativ besser als 2008
Löw vertritt die Meinung, dass Österreich aktuell qualitativ besser besetzt ist als 2008 und verwies dabei auf Deutschland-Exporte wie Christian Fuchs oder Martin Harnik. Dass sein eigenes Team seitdem weit größere Fortschritte gemacht hat, wollte Löw so nicht bestätigen. "Wir sind aber in der Lage, einen schnellen und intensiven Fußball zu spielen."

Das werden sich die Deutschen trotz der bisherigen Quali-Maximalausbeute von 15 Punkten auch für Freitag vornehmen. Vor allem Mario Gomez hat noch eine Rechnung offen. Schließlich verfolgt den Stürmer seit fast drei Jahren seine "berühmte Szene". Beim EM-Duell verstolperte Gomez eine Riesenchance. Seitdem sei er "der Blinde mit der Lachnummer von Wien, der den Ball aus einem Meter nicht reinkriegt", wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagte.

"Ich bin überzeugt, dass ich noch viele wichtige Tore für Deutschland machen werde", erklärte Gomez selbstbewusst. Er will "kein Spieler mit zwei Gesichtern sein" - top bei Bayern, Flop im Nationaltrikot, in dem er in 44 Länderspielen 16 Tore erzielt hat. "Die Sorgen der Deutschen möchte ich haben", meinte Österreichs Teamchef Dietmar Constantini, dessen gesamter Kader 17 Tore zu Buche stehen hat.
 

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