Konflikt um Superliga eskaliert

Eklat: Top-Klubs wollen Maulkorb für kleine Ligen

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Juve-Boss will Champions-League-Reform durchboxen - Widerstand der europäischen Ligen.

Zwischen Europas superreichen Top-Clubs und ihren eigenen Profi-Ligen tobt ein Machtkampf um die Zukunft des Europacups. Andrea Agnelli von Juventus Turin fährt einen knallharten Konfrontationskurs, der für massiven Unfrieden in Europas Fußball-Elite sorgt.

Der Italiener treibt an der Spitze der European Club Association (ECA) eine für die Spitzenvereine verführerische Champions-League-Reform voran. Die Ligaverbände um die Deutsche Fußball Liga und die englische Premier League formieren sich zum Protest gegen die Idee einer europäischen Königsklasse im Gewand der US-Profiligen ohne Auf- und Abstiegsmöglichkeit und mit Spielen am für die nationalen Wettbewerbe heiligen Wochenende. Ein solches Modell soll schon im Herbst beschlossen werden, in Kraft treten würde es in fünf Jahren. Für die Großklubs geht es dabei - wie so oft - um Profitmaximierung. Der Fußball wie wir ihn kennen, mit Derbys, lokalen Rivalitäten und Eigenheiten könnte dadurch abgeschafft werden. Eine Zweiklassengesellschaft ist was die Superliga anstrebt.

Vor dem Treffen der Vertreter der European Leagues (EPL) am Dienstag in Madrid, wo unter anderem LASK-Präsident Siegmund Gruber, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer und Vertreter von Sturm Graz und Altach anwesend waren, eskalierte der Konflikt erstmals durch provokante Agnelli-Aussagen. "Ich kann nur davon ausgehen, dass bei diesem Treffen weitere Vorwürfe und Missverständnisse zur Wahrung des Status quo vorgebracht werden, ohne dass versucht wird, die Strategie und die Vision zu verstehen, die die ECA und die UEFA aus ihren kollektiven Beiträgen gestalten", schrieb Agnelli in einem Brief an die ECA-Mitglieder.

Maulkorb für kleinere Ligen?

Indirekt legte er den Club-Vertretern nahe, nicht am Madrid-Meeting teilzunehmen - ein Eklat. Und wenn doch: hinterher keine öffentlichen Kommentare abgeben. Diesen Maulkorb konnte die EPL-Führung nicht hinnehmen. "Unsere Mitgliedsclubs sind erwachsen genug, um ein eigenes Urteil zu fällen, ohne Anweisungen des ECA-Präsidenten zu erhalten", erwiderte EPL-Chef Lars-Christer Olsson, der sich am Mittwoch in Nyon mit UEFA-Boss Aleksander Ceferin treffen will, um die Sicht der Ligen klarzumachen. Auch der österreichische EPL-Generalsekretär Georg Pangl kämpft gegen die ECA-Pläne.

Manch einer der großen Clubs befindet sich in einer Zwickmühle, da er sowohl den nationalen Ligen wie auch den ECA-Interessen verpflichtet ist. Das trifft auf die Bayern oder Borussia Dortmund zu, wie auch auf die Top-Clubs aus England, wo Tradition und Kommerz die Premier League zu einem Erfolgsmodell machen.

Agnelli hingegen tüftelte im März mit der UEFA erstmals konkrete Ideen einer neuen Champions League für den neuen Vermarktungszyklus ab 2024 aus. In einem Drei-Stufen-Modell soll der Wettbewerb organisiert sein. Wer einmal dabei ist, kann kaum wieder rausfliegen. Diese ökonomische Planbarkeit im Milliardengeschäft behagt dem Fiat-Spross Agnelli. "Wir sind diejenigen, die planen müssen, wir sind die, die investieren. Um ein Unternehmen führen zu können, benötigt man die komplette Übersicht", sagte Agnelli.

Protest untermauert

Nach der Versammlung am Dienstag in Madrid erklärte der European Leagues genannte Zusammenschluss, dass die Idee einer geschlossenen europäischen Königsklasse mit möglichen Spielen am Wochenende abgelehnt werde. "Mit großer Zuversicht sage ich, dass die große Mehrheit der Clubs die Entwicklung, die der ECA-Präsident in seinem Brief entwirft, nicht unterstützt", sagte Lars-Christer Olsson, Präsident der European Leagues. "Sie wollen keinen Auf- und Abstieg, sie wollen kein pyramidales System, sie wollen keine geschlossenen Ligen." An dem Treffen hätten 244 Vereine teilgenommen.

In einem Brief an die Mitglieder der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) hatte deren Chef Andrea Agnelli Pläne für ein Europacup-System offenbart, das nicht mehr ausschließlich auf einer Qualifikation über die nationalen Ligen beruht. "Die nationalen Wettbewerbe müssen die Basis für internationale Wettbewerbe sein", konterte Olsson. "Wenn das nicht passiert, werden wir das Interesse der Fans verlieren."

Die ECA hatte im März ihre Gespräche mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) über eine Reform der internationalen Wettbewerbe aufgenommen. Ab 2024 könnte es eine dreistufige Champions League geben. Wochenendspiele hatte Agnelli, Chef von Juventus Turin, explizit nicht ausgeschlossen.

Am Rande der Sitzung sagte ECA-Vizechef Edwin van der Sar aber, dass Spiele am Wochenende nicht im Konzept stehen würden. "Es gibt viele Gespräche über Dinge, die nicht stimmen", betonte der ehemalige Teamtormann der Niederlande. "Es kann keine Entscheidung ohne die Ligen getroffen werden", erklärte indes Javier Tebas, Präsident der spanischen Primera Division. Er gehe darüber hinaus nicht davon aus, dass die größten Clubs Europas sich in einer eigenen Liga organisieren werden. "Es ist mehr ein Bluff", meinte Tebas. Am Mittwoch wollen sich die Ligen-Vertreter mit dem UEFA-Exekutivkomitee zu Beratungen treffen.

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