Vor allem der Hand-Elfer beim 0:2 in London erzürnte die Borussia
Nach Wochen der Rückschläge hat Graham Potter mit Chelsea im Champions League-Achtelfinale einen Befreiungsschlag geschafft. Nach der Wende im Duell mit Borussia Dortmund ballte der "Blues"-Trainer die Faust und schickte Kusshändchen ins Publikum. Groß war an der Stamford Bridge indes der schwarz-gelbe Ärger über das entscheidende Gegentor vom Elferpunkt. Dortmunds Berater Matthias Sammer sah einen "handfesten Skandal". In Lissabon setzte derweil Benfica ein Statement.
Gleich doppelt fühlten sich die Dortmunder beim 0:2 am Dienstagabend benachteiligt, nachdem der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie nach Intervention des Video-Assistenten doch auf den Punkt zeigte und den zunächst von Kai Havertz verschossenen Hand-Elfer (53.) auch noch wiederholen ließ. Da einige Spieler der Borussia zu früh in den Strafraum rannten, konnte die Wiederholung noch als regelkonform gelten. Die Entscheidung, ein Handspiel zu geben, wurde als überhart gewertet.
"Angst vor den Fans"
Dortmunds Emre Can fand deutliche Worte: "Wir haben am Ende unverdient, auch wegen dem Schiedsrichter, verloren. Wir spielen hier an der Stamford Bridge, vielleicht hat er Angst vor den Fans, aber dann soll die UEFA einen anderen Schiri schicken." BVB-Coach Edin Terzic sprach von einer "sehr harten Entscheidung", er wollte sich aber auf keine Schiedsrichter-Diskussion einlassen. TV-Experte Sammer zürnte hingegen: "Der Elfmeter und die Wiederholung. Das ist ein handfester Skandal. Mir braucht auch kein Regelhüter kommen. Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch."
Große Erleichterung herrschte dagegen bei Havertz. "Es war in den letzten Monaten viel Druck auf dem Kessel. In der Liga sieht es nicht gut aus, wir sind aus beiden Pokal-Wettbewerben raus. Deswegen ist die Champions League das letzte Turnier für uns", sagte der deutsche Teamspieler, der gegen seine Landsleute Verantwortung übernahm. Raheem Sterling (43.) hatte das 0:1 nach dem Hinspiel ausgeglichen. Dortmund war mit zehn Siegen in Folge nach London gereist. Chelsea hingegen hatte von den vergangenen vier Spielen drei verloren. Seit Jahresbeginn standen überhaupt nur zwei Siege in 13 Pflichtspielen zu Buche.
"Ich bin nach wie vor hier"
Fast entgegen der üblichen Gepflogenheiten steht Potter jedoch nach wie vor an der Seitenlinie. "Im Leben wird man zwangsläufig schlechte wie auch gute Zeiten haben. Und die Dinge laufen Gott sei Dank nicht ewig schlecht, auch wenn es mir manchmal zu vorgekommen ist", sagte der 47-Jährige nach dem Einzug ins Viertelfinale der Fußball-Königsklasse. Potter gab an, nach dem Spiel kurz mit Chelseas Neo-Eigentümer Todd Boehly geredet zu haben. "Ich bin nach wie vor hier", berichtete er schmunzelnd über den Ausgang des Gesprächs.
Von den 500 Millionen Euro, die die Gruppe um Boehly seit dem Einstieg im vergangenen Sommer in die Mannschaft investiert hat, werden sich nun ein paar Millionen amortisieren. In der Premier League nur auf dem zehnten Platz liegend, ist die Champions League wohl die einzige Möglichkeit für den CL-Sieger von 2021, auch nächstes Jahr international zu spielen. "Wir wollten aufsteigen und in die Top Acht vorstoßen. Das verschafft uns für die kommenden Wochen Auftrieb", sagte Potter.
Im Stadion des Lichts von Lissabon versprühten die Hausherren Glanz. Benfica ließ einem formschwachen Club Brügge keine Chance, gewann nach dem 2:0 in Belgien auch das Rückspiel mit 5:1. Roger Schmidt, Trainer der "Adler", durfte sich über eine souveräne Vorstellung freuen. In Portugal gilt das aktuelle Benfica-Team als beste heimische Mannschaft seit 2004, als Jose Mourinho mit dem FC Porto sensationell den Titel in der Champions League geholt hatte.
"Wir haben ein Ziel, und das ist, jedes Spiel zu gewinnen", sagte Torschütze Rafa Silva. In der laufenden Champions League ist der Großclub aus Lissabon noch ungeschlagen, in der nationalen Liga hat Benfica sieben Spiele in Folge mit einem Torverhältnis von 18:1 gewonnen.
Schmidt wird als Architekt der Mannschaft gefeiert. Über sich selbst wollte der Deutsche nur ungern reden. "Ich bin nicht so wichtig heute", sagte der ehemalige Salzburg-Betreuer (2012-2014) am Dienstag. Natürlich sei er aber glücklich über das Geschaffte. "Die Champions League ist der wichtigste Wettbewerb im Clubfußball", meinte Schmidt. "Wenn du ein Teil davon bist, willst du so lange wie möglich dabei bleiben."