Liverpool steht in der Fußball-Champions-League vor dem Aus. Nach der 2:5-Watschen im Achtelfinal-Hinspiel spricht am Mittwoch (21.00 Uhr/live Sky) im Gastspiel bei Real Madrid kaum noch etwas für die durch die Premier League schlingernden "Reds".
Doch wer, wenn nicht der CL-Sieger 2019 um den aktuellen Königsklassen-Toptorschützen Mohamed Salah (8 Tore), kommt für dieses kleine Wunder infrage? Real-Coach Carlo Ancelotti traut dem großen Vorsprung jedenfalls nicht so recht.
Das Hinspiel an der Anfield Road war ein Spiegelbild der aktuellen Saison von Liverpool. 2:0 lagen die Hausherren in Führung, ehe Vinicius Junior (21., 36.), Eder Militao (47.) und Karim Benzema (55., 67.) den klaren Erfolg der Spanier herausschossen. Liverpool, das noch in der letzten Saison bis ganz zuletzt um vier Titel spielte, ist verletzlich und launisch geworden. Am Wochenende unterlag man nur eine Woche nach dem überzeugenden 7:0 gegen Manchester United bei Abstiegskandidat Bournemouth 0:1, längst wird in England über das mögliche Ende der Ära von Trainer Jürgen Klopp spekuliert.
Zu besseren Zeiten, auf dem Weg zum bisher letzten CL-Titel 2019, korrigierte der 19-fache englische Meister im Halbfinale gegen Barcelona ein 0:3 und stieg mit dem Gesamtscore von 4:3 noch ins Endspiel auf - das allerdings vor Heimpublikum. Ungleich schwieriger wird die Aufgabe für Liverpool am Mittwoch im Bernabeu-Stadion. ÖFB-Teamkapitän David Alaba wird dabei - wie schon im Hinspiel - nach seiner Oberschenkelverletzung noch nicht mitwirken können und wohl auch im Clasico beim FC Barcelona am Sonntag noch kein Thema sein.
Real will nicht überheblich sein
"Wenn wir in dieser Saison eines gelernt haben, dann mit Rückschlägen umzugehen", suchte Klopp in den Trümmern der Bournemouth-Partie nach Positiva. Bei Real ist man bemüht, keine Überheblichkeit an den Tag zu legen. Nicht nur die Anfangsviertelstunde des Hinspiels, als Darwin Nunez (4.) und Salah (14.) den Madrilenen "einschenkten", ist bei Trainer Ancelotti präsent. Auch das letztjährige Viertelfinale ist noch fast frisch. Da geriet sein Team nach dem 3:1-Erfolg bei Chelsea im Heimrückspiel mit 0:3 in Rückstand und musste sich schließlich mühsam zum 2:3 und dem Aufstieg kämpfen.
"Die Chelsea-Partie ist uns noch lebendig in Erinnerung", betonte Ancelotti nun. Ähnliches gelte es gegen Liverpool zu vermeiden. "Wir dürfen nicht einschlafen, müssen die richtige Balance finden und dürfen nicht an das Resultat denken", stellte der Italiener fest. "Vom Psychologischen her ist das Spiel für uns komplizierter als für Liverpool", war Ancelotti überzeugt. Sein Plan: "Wir werden nicht rausgehen und verteidigen, wir müssen unsere Fans glücklich machen." Genauso appellierte Innenverteidiger Eder Miliato an seine Teamkollegen. "Liverpool hat eine super Mannschaft, und wir wollen uns zuhause nicht überraschen lassen", erklärte der Brasilianer.
Klare Rollenverteilung in Neapel
Auch im zweiten Mittwochspiel ist die Favoritenrolle recht klar besetzt. Gastgeber SSC Napoli darf sich gegen Eintracht Frankfurt nach dem 2:0 im Hinspiel beste Chancen auf das erste CL-Viertelfinale der Clubgeschichte ausrechnen. Daran ändert auch die Durchhalteparole von Trainer Oliver Glasner nichts. Man werde nicht "als Touristen mit der weißen Fahne ins Maradona-Stadion in Neapel einlaufen", hatte der Oberösterreicher nach einer wahren Lektion im Hinspiel erklärt. Dass sich Stürmer Randal Kolo Muani dabei Rot abholte und nun gesperrt ist, macht die Aufgabe nicht leichter.
"Ein Spieler allein kann ein Spiel ohnehin nicht gewinnen", betonte Glasner am Dienstagabend. "Die Marschrichtung ist klar: Wir werden alles geben, um weiterzukommen. Wir wollen uns auf Europas größter Bühne zeigen, mit allem, was wir haben."
Der Umstand, dass man gegen den souveränen Serie-A-Tabellenführer um Goalgetter Victor Osimhen und Linksaußen Khvicha Kvaratskhelia auf die eigenen Fans verzichten muss, ist ein weiterer Dämpfer. Den deutschen Fans ist der Zugang zur Arena untersagt, nachdem es am Rande des Hinspiels zu tätlichen Angriffen auf italienische Fans gekommen war. Nach einem juristischem Hin und Her verzichtete Frankfurt am Montag freiwillig auf das ihm zustehende Gästekontingent von 2.700 Tickets, legte aber neuerlich Rechtsmittel gegen die Entscheidung ein.