40-jährige Clubikone vor 100. Europacup-Spiel für Römer.
In der "Ewigen Stadt" ist er der ewige Publikumsliebling. Francesco Totti gilt als Paradebeispiel für Vereinstreue. Im März 1993 gab der gebürtige Römer als 16-Jähriger sein Serie-A-Debüt für die AS Roma. Für die spielt Totti auch mit nun 40 Jahren noch. Am Donnerstag (21.05 Uhr) könnte "Er Pupone" (Das große Baby) gegen die Wiener Austria seinen 100. Europacup-Einsatz für die Römer verbuchen.
Läuft Totti gegen die Violetten im Olympiastadion von Rom ein, wird er das als Kapitän tun. Das Amt des "Capitano" bekleidet der Offensivmann schon seit langem, Trainer Zdenek Zeman machte ihn mit 22 Jahren, einem Monat und vier Tagen zum bis dato jüngsten Kapitän der Serie A. Damaliger Mitspieler war Michael Konsel. "Totti ist Roma. Ihn werden sie immer vergöttern", meint der Ex-ÖFB-Teamkeeper.
Hoher Druck von Anfang an
Konsel, der von 1997 bis 1999 im Tor der Römer stand, erlebte den Aufstieg des Superstars der Giallorossi mit. "Er ist als ganz junger Spieler in die Mannschaft gekommen, hat aber sofort seinen Mann gestellt. Viele sagen, er ist ein sehr einfacher Typ. Aber vom Charakter her muss man es erst einmal schaffen, dem Druck und der Erwartungshaltung standzuhalten", betont Konsel.
250 Tore in der Serie A in 605 Einsätzen hat Totti zu Buche stehen. In der ewigen Torschützenliste steht nur der ehemalige Lazio-Angreifer Silvio Piola (274) vor ihm. Bei den Einsätzen ist Totti die Nummer drei hinter Milans Legende Paolo Maldini (647) und Inters Ex-Star Javier Zanetti (615). An seinem Kultstatus wird niemand mehr kratzen. Totti hat sich dies vor allem durch seine Vereinstreue erarbeitet.
Geld für Totti nicht entscheidend
"Er hat sicher immer wieder Angebote gehabt, aber ihm ist nichts abgegangen", berichtet der des öfteren in Rom weilende Konsel. Infrage gekommen wäre ohnedies nur ein Transfer ins Ausland. Am Monetären allein soll es nicht gelegen haben. "Ich habe nie an Geld gedacht, sonst wäre ich mit 26 gegangen, als Real Madrid und Barcelona mich wollten", sagte Totti schon vor Jahren in einem Interview. "Ich habe während meiner Kindheit für Roma gespielt und ich will für Roma spielen, wenn ich sterbe", in einem anderen.
Zu seinen Vereinserfolgen - 2001 führte er die Roma zum dritten und bis dato letzten Meistertitel, dazu kommen noch zwei Cupsiege - kommt noch der Weltmeister-Titel mit Italien 2006. Im Jahr darauf trat Totti nach 58 Länderspielen und neun Treffern aus der Squadra Azzurra zurück. Einige Male stand ein Comeback vor Großturnieren wie den WM-Endrunden 2010 und 2014 im Raum. Von den damaligen Teamchefs wurde er am Ende dann doch nicht nominiert.
Nicht einfach für Trainer
Mittlerweile scheiden sich an Totti nämlich auch die Geister. Dass er mit 40 nicht mehr die Spritzigkeit vergangenen Jahre hat, liegt auf der Hand. "Natürlich ist es für Trainer und Mitspieler mitunter schwierig", meint Konsel. Aktueller Trainer der Römer ist Luciano Spalletti (57), den der Ex-Rapidler noch aus seiner Zeit bei Venedig (1999-2000) kennt. Dass Spalletti seinen Altstar in der vergangenen Saison nach einer Verletzung nur noch geringe Einsatzzeiten zugestand, ärgerte auch Tottis Ehefrau Ilary Blasi, die Spalletti daraufhin öffentlich als "kleinen Mann" bezeichnete.
Die Diskrepanzen sollen inzwischen ausgestanden sein. Totti verlängerte im Sommer seinen auslaufenden Vertrag um eine weitere Saison. 2017 soll endgültig Schluss sein, danach winkt ein Posten als Technischer Direktor der Roma. Bis dahin dürfen sich seine Fans aber noch auf das eine oder andere Highlight freuen.
So wusste Totti im Europa-League-Heimspiel gegen Astra Giurgiu zu gefallen. Zwei Tage nach seinem 40. Geburtstag am 27. September wurde er nach dem 4:0 zum "Man of the Match" ernannt. Gegen die Austria wird Totti zumindest von Herbert Prohaska wieder in der Startelf erwartet. "In unter Anführungszeichen leichten Spielen spielt er. In Topspielen ist er fast gar nicht mehr im Einsatz", berichtet Romas Meisterkicker von 1983. Bei den jüngsten Ligasiegen gegen Inter und Napoli kam Totti beispielsweise nicht zum Zug. Davon täuschen lassen sollte sich die Austria laut Prohaska aber nicht: "Wenn man ihn lässt, kann er alles."