Nach der nächsten Quali-Schlappe ist Teamchef Franco Foda schwer angezählt.
Österreichs Fußball-Nationalmannschaft befindet sich nur zwei Monate nach dem zufriedenstellenden EM-Abschneiden in einer veritablen Krise. Auf das 2:5 in Israel folgte am Dienstag in Wien ein 0:1 gegen Schottland - die Folge sind erboste Fans und ein schwer in der Kritik stehender Teamchef. Franco Foda zeigte sich zwar kämpferisch und betonte, seinen bis zum Ende der WM-Qualifikation laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. Ob ihm dies vom ÖFB zugestanden wird, ist aber offen.
In der Pressekonferenz nach dem Match sprach Foda bereits über die kommenden Auswärtspartien gegen die Färöer (9. Oktober) und Dänemark (12. Oktober). Allerdings herrschen große Zweifel daran, dass der 55-Jährige dann noch auf der Bank sitzen wird. "Ich kann das nicht sagen, das müssen andere entscheiden. Ich bin schon einige Zeit und gerne Trainer des Nationalteams", sagte Foda.
Skepsis steigt
Der 55-Jährige verwies auf die Erfolge seit seinem Amtsantritt im November 2017. Dazu zählen neben einem Testspiel-Sieg über Deutschland auch die erfolgreiche EM-Qualifikation 2019, der Gewinn der Nations-League-Gruppe 2020 und zuletzt das Erreichen des EURO-Achtelfinales, wo erst nach Verlängerung gegen den späteren Europameister Italien Endstation war.
Dennoch schlägt dem Nationaltrainer immer mehr Skepsis entgegen. Schon die Lehrgänge im November 2020 und im vergangenen März waren alles andere als nach Wunsch verlaufen. Spätestens seit den jüngsten beiden Niederlagen wurde Foda zur Zielscheibe von Fans und Medien. "Wenn es nicht läuft, sucht man immer einen Schuldigen. Das ist unser Trainerbusiness, damit muss man umgehen können", meinte der Nationaltrainer.
"Foda raus"-Rufe
In der letzten halben Stunde der Schottland-Partie ertönten im Happel-Stadion immer wieder "Foda raus"-Rufe. "Natürlich hat man das teilweise mitbekommen, aber das darf mich in meiner Arbeit nicht beeinflussen", erklärte der Deutsche und bemerkte: "Der Trainer trägt immer die Verantwortung." Er stelle sich selbst allerdings nicht infrage, beteuerte Foda und war um Sachlichkeit bemüht. "Klar sieht es so aus, als ob es einen Rückschritt gibt, aber da müssen wir durch. Wir müssen einen klaren Kopf bewahren."
Es mache keinen Sinn, nach Ausreden zu suchen, sagte Foda, um kurz darauf die prekäre Personalsituation zu thematisieren. Stefan Lainer, Xaver Schlager, Sasa Kalajdzic, Julian Baumgartlinger und Marcel Sabitzer fehlten in den September-Partien. Von diesem Quintett kehrt im Oktober lediglich Sabitzer zurück, der Rest fällt bis Jahresende aus. "Viele Spieler haben auch nur wenig Rhythmus bei ihren Vereinen", meinte Foda und nannte in diesem Zusammenhang Konrad Laimer, Florian Grillitsch und Louis Schaub.
In der Gruppe F liegt Österreich nach sechs von zehn Spielen drei Punkte hinter Israel und vier Zähler hinter Schottland an der vierten Stelle. Dennoch hat Foda Platz zwei im Blick. "Man macht sich viele Gedanken, aber ich bin ein Typ, der schon immer gekämpft hat, der nie aufgibt. Es gibt noch zwölf Punkte zu vergeben. Sollten wir die holen, haben wir 19, und dann schauen wir, wo wir am Ende des Tages stehen."
Teamchef verteidigt Leistung
Wie allerdings zum Beispiel Dänemark auswärts besiegt werden soll, erscheint nach den Auftritten gegen Israel und Schottland schleierhaft. Während der EM-Semifinalist am Dienstag die Truppe von Willi Ruttensteiner mit 5:0 aus dem Stadion schoss und die Gruppe mit 18 Punkten und einem Torverhältnis von 22:0 anführt, leistete sich das ÖFB-Team gegen Israel zahlreiche vergebene Hochkaräter und schwere Abwehrpatzer. Das Schottland-Spiel wiederum war von völliger Ideenlosigkeit gekennzeichnet - es reichte gerade einmal zu einer echten Chance durch Christoph Baumgartner in der 79. Minute.
Dennoch verteidigte Foda die Leistung gegen die Schotten. "Wir haben sehr gut angefangen, hatten die eine oder andere Halbchance. In dieser Phase hätte uns ein Tor gutgetan. Nach dem 0:1 haben wir etwas die Kontrolle verloren, konnten nicht mehr Druck ausüben." Die Baumgartner-Möglichkeit hätte ein "Dosenöffner" sein können, vermutete Foda. "Trotz allem war die Mannschaft bis am Schluss bemüht und hat versucht, das Spiel noch zu gewinnen."
Außerdem sei man gegen Schottland defensiv über weite Strecken stabil gewesen. "Und wir kommen eigentlich ganz gut in die letzte Zone, sind dort aber oft zu kompliziert." In den kommenden Tagen wird abzuwarten sein, inwieweit diese Erklärungen die aktuelle und künftige ÖFB-Führung überzeugen. Zumindest die jüngste Entwicklung spricht gegen Foda, und das nicht nur, weil in Heimspielen seit 316 Minuten kein Tor erzielt wurde.
Nach dem Ende des vergangenen Länderspieljahres hielt der frühere Sturm-Graz-Meistermacher noch bei einem Punkteschnitt von 2,1, was vor ihm kein heimischer Teamchef erreicht hatte. 2021 ging es jedoch steil bergab: Aus den bisherigen 12 Partien wurden nur 14 Zähler geholt, Fodas Schnitt nach 42 Länderspielen steht nun bei 1,83. Damit liegt er allerdings in der ewigen ÖFB-Rangliste hinter Karl Stotz (1,88) und ex aequo mit Wunderteamchef Hugo Meisl noch immer auf Platz zwei.