Auch Deutschland kassierte am Mittwoch eine peinliche Heim-Niederlage. Teamchef will daraus lernen, der Boulevard hat seine Freude.
Der große Frust über die gezeigte Leistung gegen Norwegen stand Joachim Löw noch deutlich ins Gesicht geschrieben, da kündigte Deutschlands Fußball-Bundestrainer bereits eine schonungslose Analyse und die rasche Rückkehr zu alter Stärke an. "Wir können uns nicht beklagen, dass wir verloren haben. Aber wir werden die Lehren daraus ziehen und beim nächsten Mal anders auftreten, das kann ich versprechen", sagte Löw nach dem blamablen 0:1 gegen unbekümmerte Skandinavier am Mittwochabend in Düsseldorf.
Ob seine Spieler die Botschaft für die anstehenden Aufgaben in der WM-Qualifikation vernehmen werden, muss erst bewiesen werden. Immerhin sprach Kapitän Michael Ballack offene Worte: "Das ist ein Fingerzeig. Wir müssen wieder hart arbeiten." Und auch Torsten Frings, der bei seiner Rückkehr die Länderspiel-Tauglichkeit auf ganzer Linie schuldig blieb, räumte reumütig eine Kollektivschuld ein. "Gerade als Nationalspieler und hier zu Hause wollen wir jedes Spiel gewinnen. Da können wir nicht so spielen wie heute."
Erstmals unter Trainer Löw, der der Mannschaft zumindest das Bemühen nicht absprechen wollte, und insgesamt zum ersten Mal seit dem Jahreswechsel 2002/03 gingen für Deutschland wieder zwei Spiele in Serie verloren. Die passendste Erklärung lieferte ausgerechnet Norwegens Coach Egil Olsen: "Wir hatten es einfach, weil der Gegner nur halb motiviert war." Eher nach Alibi-Erklärungen klangen die Analysen der DFB-Akteure.
"Das ist in Freundschaftsspielen eben so. Das kann man schwer aus den Köpfen herausbringen, dass man die letzten fünf bis zehn Prozent nicht bringt", lautete die Analyse von Philipp Lahm. Und Bayern-Kollege Bastian Schweinsteiger offenbarte nach dem sportlichen Offenbarungseid: "Ich sehe das nicht dramatisch oder als Weltuntergang. Wir haben ein Freundschaftsspiel verloren." Löw kündigte jedenfalls an, sein Team durch mehr Trainingseinheiten, noch klareren Ansagen und kritischen Einzelgesprächen wieder auf Kurs bringen zu wollen.
Gewohnt schonungslos ging der deutsche Boulevard mit dem Gesehenen um. "Blamage gegen die Wikinger-Touristen - Jogi, das reicht nicht mal gegen Liechtenstein", fand die gewohnt spitzzüngige "Bild"-Zeitung vor der anstehenden Aufgaben gegen den Fußball-Zwerg in der WM-Qualifikation (28. März) deutliche Worte. Bis auf Lahm setzte für alle eingesetzten deutschen Akteure die Note "6". Norwegen sei aufgrund der Liga-Pause mit einer Touristen-Elf angetreten, über die selbst Coach Egil Olsen urteilte: "Da sind Spieler im Kader, die ich in Oslos Fußgängerzone nicht erkennen würde."