Bullen-Krise

Matthäus spricht über Salzburg Klartext

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 Der Weltstar über den Absturz des Mateschitz-Klubs.

ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich die Mega-Krise in Salzburg?

Lothar Matthäus: Ich bin sehr verwundert, was da in Salzburg abläuft. Mit Red Bull hat man nämlich alle Möglichkeiten, um in Österreich dominant zu sein und attraktiven Fußball spielen zu können. Ich habe das als Trainer ein Jahr mitbekommen. Wir haben die Meisterschaft mit 19 Punkten Vorsprung gewonnen. Ich verstehe jetzt nicht, warum man diese Überlegenheit in drei Jahren nicht fortführen konnte. Die Möglichkeiten sind noch besser geworden.

ÖSTERREICH: Was können dann die Gründe für den Absturz sein?

Matthäus: Wahrscheinlich stimmt die Kaderzusammensetzung nicht, wahrscheinlich sind die Spieler nicht so motiviert, dass sie ihr Leistungsvermögen abrufen können.

ÖSTERREICH: Geht es den Spielern zu gut?

Matthäus: In Salzburg geht es jedem gut. Red Bull hat Bedingungen geschaffen, die Vereine nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern nur suchen. Aber natürlich ist es wichtig, dass die Spieler nicht nur diese Möglichkeiten ausnutzen, sondern sie müssen sie auch mit Leistung zurückzahlen.

ÖSTERREICH: Kann es sein, dass die Spieler gegen Trainer Stevens spielen?

Matthäus: Ich kenne das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern nicht. Im Endeffekt spielt jeder für sich selbst und für den Arbeitgeber. Ein Spieler soll nur seine Aufgabe erfüllen, die heißt: Bei vollem Lohn volle Leistung bringen.

ÖSTERREICH: Aber das 1:3 gegen die Feierabend-Kicker von Blau-Weiß Linz grenzte schon an Arbeitsverweigerung.

Matthäus: Dafür ist dann der Trainer verantwortlich, da fehlt die Einstellung der Spieler. Mir persönlich tut es weh, weil ich weiß, was man mit Red Bull alles erreichen kann.

ÖSTERREICH: Ist Stevens der falsche Trainer?

Matthäus: Ich kann nur über meine Zeit in Salzburg sprechen. Als ich den Kader zusammengestellt habe, hat man zum Teil begeisternden Fußball gesehen. Nur wurde die Arbeit nach meinem Abgang nicht mehr so fortgesetzt, wie es sich gehört hätte.

ÖSTERREICH: Sie kennen Didi Mateschitz, wird er sich von Stevens trennen?

Matthäus: Herr Mateschitz ist ein Gentleman, der wird nie nach außen einen Trainer demontieren. Das hat er bei Giovanni Trapattoni auch nicht getan, obwohl er nach meinem Abgang mit sechs Punkten Rückstand hinter Rapid nur Zweiter geworden ist. Er sucht die Fehler wo anders, nimmt die Spieler in die Pflicht.

ÖSTERREICH: Käme für Sie ein Comeback in Salzburg in Frage?

Matthäus: Von meiner Seite aus wäre es ein Traum, dort zu arbeiten. Denn ich kenne die Voraussetzungen. Ich habe mich dort immer wohlgefühlt und mich mit den Verantwortlichen immer gut verstanden. Zu Freunden habe ich unlängst gesagt: Salzburg wäre für mich eine Lebenserfüllung gewesen, weil ich dort das verwirklichen konnte, was ich mir immer als Trainer vorgestellt habe – mit Möglichkeiten zu arbeiten, die ich woanders nie hatte. Salzburg ist für einen Trainer ein Paradies.

ÖSTERREICH: Konkret: Wie geht es mit Ihnen jetzt weiter?

Matthäus: Ich hoffe, dass ich bald wieder auf der Trainerbank sitze. Ich bin mit einigen Nationalmannschaften in Verhandlung, werde aber nur dort unterschreiben, wo ich Perspektiven sehe.

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