"Tut sehr weh"

ÖFB-Damen: Bittere Tränen nach EM-Aus

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Eigenfehler und mangelnde Effizienz verhinderten die große Sensation - Österreichs Fußball-Damen sind aber trotzdem stolz.

Der Traum von der zweiten Teilnahme an einem EM-Halbfinale in Folge hat sich nicht erfüllt: Statt der Vorbereitung auf ein Duell mit Frankreich oder Titelverteidiger Niederlande hieß es am Samstag in der Früh wenige Stunden nach dem 0:2 im Viertelfinale gegen Deutschland Koffer packen. Manuela Zinsberger und Co. waren niedergeschlagen, war doch eine sehr couragierte Leistung in Brentford nur wegen zwei bitteren Eigenfehlern sowie mangelnder Effizienz nicht belohnt worden.

"Im ersten Moment ist es natürlich bitter, weil wir eine sehr gute Leistung gegen ein absolutes Weltklasseteam abgerufen haben", resümierte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Man habe nicht nur den großen Kampf angenommen, sondern es auch geschafft, das Spiel phasenweise zu dominieren. "Am Ende haben wir den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht, den so ein Team auf dem Niveau eiskalt ausnützt", war sich die Wienerin bewusst.

Eigenfehler und Alu-Pech

Statt dass die ÖFB-Auswahl bei einem Stangen-Kopfball von Marina Georgieva (14.) in Führung gegangen wäre, war es der Favorit, der vorlegte. Nach einem nicht idealen Abschlag war es Carina Wenninger, die im Duell mit Klara Bühl zu zögerlich agierte und dann das Laufduell verlor. Ihre Hereingabe verwertete Lina Magull (25.) in der Mitte ohne Mühe. "Das erste Tor nehme ich auf meine Kappe. Der Ball ist irgendwie durchgesprungen, ich war überrascht, habe nicht gedacht, dass Klara so schnell da ist. Da muss ich den Körper besser reinstellen. Dann war es schwer zu verteidigen", schilderte Wenninger ihre Sicht.

Auch wenn die Deutschen danach wie auch zu Beginn der zweiten Hälfte zuerst nahe am zweiten Treffer dran waren, lag der Ausgleich im Bereich des Möglichen. Barbara Dunst (53./Latte) und Sarah Puntigam (57./Stange) scheiterten ebenfalls am Aluminiumgehäuse. "Keine Ahnung welches Pech mich dieses Turnier verfolgt hat, es wollte echt nicht sein", sagte Dunst, die schon beim 2:0 gegen Nordirland die Torumrandung getroffen hatte. Sich nur auf mangelndes Glück auszureden, war für sie kein Thema. "Wir müssen vorne einfach noch effektiver werden und auch schauen, dass wir mehr Akzente setzen können."

Der zweite Gegentreffer im Finish, quasi ein Eigentor von Zinsberger, die Alexandra Popp (90.) anschoss, woraufhin der Ball im Tor landete, spielte keine große Rolle mehr. "Es war technisch nicht gut von mir ausgeführt, natürlich tut das weh", betonte Zinsberger. Die Tränen seien nach dem Schlusspfiff allerdings nicht wegen dieser Situation geflossen. "Einfach weil wir aus dem Turnier raus sind. Es war eine unglaublich schöne Zeit, wir haben unglaublich viel geleistet und Österreich hoffentlich stolz gemacht. Dementsprechend tut es weh, das Turnier zu verlassen", meinte die Niederösterreicherin.

"Tut immer weh"

Ob das Ausscheiden 2017 im Halbfinale gegen Dänemark oder jenes diesmal schmerzhafter gewesen sei, konnte sie nicht beantworten. "Ein Ausscheiden tut immer weh", so Zinsberger. Nach diesem Spielverlauf wohl noch ein Stück weit mehr. "Wir hätten es uns verdient gehabt weiterzukommen. Es ist umso bitterer, umso näher man dran ist", schilderte Julia Hickelsberger-Füller ihre Sicht.

Auch Laura Feiersinger trauerte den vergebenen Chancen im ersten Pflichtspielduell mit dem Rekord-Europameister nach. Wie auch im Männerbereich zuletzt hätte Österreich gegen Deutschland wieder einmal gut gespielt, aber nichts mitnehmen können. "Das muss man leider so sagen, das ist ein bisschen ärgerlich, aber was soll man tun", so Feiersinger. Nach zwei Test-Niederlagen 2016 und 2018 erlebte der Weltranglisten-21. gegen die Nummer fünf des Rankings wieder kein Happy End.

"Jetzt haben uns hoffentlich alle am Zettel" 

"So viel wie heute wurden die Deutschen in diesem Turnier noch nicht gefordert, dementsprechend freut uns das auch, aber um das können wir uns jetzt nichts kaufen", sagte Zinsberger. Mit einigen Tagen Abstand wird sich die Meinung sicher ändern. Auch bei der zweiten Endrunden-Teilnahme unter den besten acht gelandet zu sein, darf auf jeden Fall als Erfolg verbucht werden. "Wenn uns jetzt noch wer unterschätzt, dann weiß ich es auch nicht mehr. Jetzt haben uns hoffentlich alle am Zettel", verlautete Österreichs Nummer eins.

Wenninger betonte, dass man zuerst einmal alles sacken lassen müsse, ehe man ein positives Resümee ziehen könne. "Wir haben in zwei Spielen hintereinander gezeigt, dass wir eine Topnation schlagen und gegen noch eine stärkere sehr gut mithalten können und auch über Phasen dem Gegner unser Spiel aufzwingen können", so die AS-Roma-Legionärin, für die Deutschland der "ganz große" Titelfavorit ist. Deshalb werde auch laut Feiersinger im Endeffekt das Positive überwiegen.
 

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