Lobeshymne

Rangnick: "Ich liebe meine Jungs"

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Coach freute sich nach 2:0 gegen Deutschland über "bestes Spiel" seiner Amtszeit und sieht keine Arroganz-Gefahr. 

Von der Begeisterung rund um das 2:0 der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Deutschland ist auch Teamchef Ralf Rangnick erfasst worden. Nicht nur der Testspiel-Sieg gegen den EURO-2024-Gastgeber an sich, sondern vor allem die Art und Weise, wie er zustande kam, ließ den 65-Jährigen am späten Dienstagabend im Happel-Stadion Lobeshymnen auf die ÖFB-Auswahl anstimmen. "Ich liebe meine Jungs, ich liebe diese Mannschaft", frohlockte Rangnick.

Der Auftritt gegen das Team seines Heimatlandes "war in meiner Amtszeit in Summe das beste Spiel, das wir gezeigt haben", erklärte der Nationaltrainer. "Der Sieg war verdient, auch in dieser Höhe. Mich freut vor allem, dass wir zu null gespielt haben, und dass wir das Spiel eigentlich in jeder Phase unter Kontrolle hatten. Die Jungs haben alle Punkte umgesetzt."

Mutig spielen, Spielfreude zeigen und schnell umschalten, lauteten Rangnicks Vorgaben - und sie wurden eindrucksvoll erfüllt. "Wir haben auf jeder Position maximale Energie investiert. Es war der Sieg einer echten Mannschaft", resümierte der Teamchef.

Positive Stimmung

Ein wesentlicher Grund für die jüngsten Erfolgserlebnisse ist laut Rangnick die positive Stimmung innerhalb der Auswahl. "In dieser Mannschaft steckt unheimlich viel Energie. Sie spielen wie Freunde und verhalten sich auch im Lehrgang so. Man hat gespürt, dass da ein verschworener Haufen zusammengespielt hat."

Christoph Baumgartner
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× Christoph Baumgartner

Am Vortag des Deutschland-Spiels wurde der Teamgedanke noch einmal mit einem spontan organisierten Mannschaftsabend gefördert, nach dem Schlusspfiff folgte gleich die nächste Party. "Es gibt nicht viele Nationalmannschaften, die nach einem Spiel so eine Atmosphäre in der Kabine kreieren", meinte Rangnick.

Die allgemeine Jubelstimmung war auch bei den Fans im vollen Happel-Stadion deutlich zu spüren. "Es war ein Testspiel mit super Rahmenbedingungen. Die Energie im Stadion war großartig", sagte Rangnick. Bei der EM soll wieder gemeinsam mit den Anhängern gefeiert werden. "Da werden hoffentlich viele Österreicher mitkommen, aber es wird nicht die gleiche Heimspielatmosphäre sein wie heute", vermutete der ÖFB-Coach.

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Kein Wunschgegner

Mit einem Massenandrang heimischer Fans ist zu rechnen, wie allein schon die Zahlen der UEFA nach der ersten Phase der Ticketverkäufe erahnen lassen. Hinter Deutschland, England, Frankreich und Spanien kamen die meisten Anträge aus Österreich - und das, obwohl Austragungsorte, Termine und Gegner der ÖFB-Auswahl noch gar nicht feststehen.

Diesbezüglich herrscht am 2. Dezember Klarheit, wenn in Hamburg die EM-Gruppen ausgelost werden. Rangnick hat keine Wunschgegner. "Wir schauen einfach, was kommt." Dass es David Alaba und Co. noch in den zweiten Topf geschafft haben, muss kein Vorteil sein. Aus Topf drei drohen nämlich die Niederlande oder Kroatien, aus Topf vier Italien, Serbien und die Schweiz. Dafür sind Duelle mit Topf-zwei-Teams wie Albanien oder Ungarn ausgeschlossen. "Wenn ich mir die Töpfe anschaue, weiß ich nicht, ob der zweite oder dritte besser gewesen wäre", gestand Rangnick.

Dennoch gab sich der Deutsche gelassen. "Wenn wir alle Mann an Bord haben, können wir jeden schlagen. Das Spiel heute hat es wieder gezeigt. Da ist mir nicht bange, egal, wen wir zugelost bekommen." Das Ziel für die Endrunde ist klar: "Wir wollen weiterkommen, egal in welcher Gruppe wir sind."

Keine Überheblichkeit

Die Zuversicht für die EM ist dem Teamchef deutlich anzumerken, ebenso wie seinen Spielern. Die Gefahr, dass sich daraus Überheblichkeit entwickelt, besteht laut Rangnick nicht. "Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen, die Jungs sind viel zu intelligent und bodenständig. Sie wissen, dass uns das alles nicht vom Himmel in den Schoß fällt, sondern dass man sehr viel Engagement braucht."

Der Blick auf die Realität werde nicht verloren gehen, nur weil man einen prominenten Gegner wie Deutschland beherrscht hat. "Bei uns ist keiner dabei, der glaubt, wir sind Real Madrid als Nationalmannschaft", betonte Rangnick. "Wir sind keine Mannschaft, die in erster Linie Zauberfußball oder rot-weiß-rotes Ballett spielt. Wir kommen klar über Einstellung und Mentalität."

Bis zur nächsten Zusammenkunft mit seiner Auswahl muss Rangnick vier Monate warten. Im März stehen zwei Testmatches an, zwei weitere folgen Anfang Juni, nach Gegnern und Spielorten wird noch gesucht. Der Startschuss zur EURO fällt am 14. Juni.

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