Euphoriebremse

Schlager: "Sachlich zu bleiben, ist in Österreich schwer"

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ÖFB-Spieler nach 6:1 gegen Türkei auf der Euphoriebremse 

Nicht nur ein Blick auf die jüngsten Ergebnisse verrät, welche Veränderungen in Österreichs Fußball-Nationalmannschaft stattgefunden haben. Vor nicht allzu langer Zeit versuchten die Teamspieler noch, aus Niederlagen positive Aspekte herauszufiltern - nun sind sie bemüht, nach Siegen keine übertriebene Euphorie aufkommen zu lassen. Selbst das 6:1-Schützenfest am Dienstag in Wien gegen die Türkei nahmen die ÖFB-Kicker nicht zum Anlass, kecke Aussagen in Richtung EM zu tätigen.

So pochte etwa Xaver Schlager auf eine richtige Einordnung der Partie. "Das Resultat ist überragend, aber zu gut", erklärte der Mittelfeldspieler. "Man hat schon gesehen, dass wir in der ersten Hälfte Probleme hatten. Aber wir haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt geschossen und waren total effizient." Deshalb müssen man "genau aufpassen" und das Spiel richtig einordnen, forderte Schlager.

Fünf Siege in Folge

Die ÖFB-Auswahl hält derzeit bei fünf Siegen in Folge, die letzten drei davon wurden gegen die EM-Starter Deutschland, Slowakei (jeweils 2:0) und Türkei eingefahren - aber eben nur in Testmatches, wie Schlager betonte. "Das ist natürlich super für das Selbstvertrauen, das Teamgefüge und das allgemeine Gefühl. Doch entscheidend ist, wenn die EM losgeht."

Die Vorfreude der Fans auf das Turnier ist schon knapp drei Monate vor dem ersten EURO-Spiel am 17. Juni in Düsseldorf gegen Vizeweltmeister Frankreich gewaltig, dazu kommen seitenweise positive Zeitungsberichte. Davon will sich Schlager allerdings nicht blenden lassen. "Manchmal ist es gescheit, keine Medien zu lesen", meinte der 26-Jährige.

"Dann fallen wir ganz tief"

Schlager weiß um die Mentalität in der Heimat genau Bescheid. "Wir glauben immer, wir sind die Größten, und dann fallen wir ganz tief. Sachlich zu bleiben, ist in Österreich schwer, aber das versuche ich reinzubringen."

Unterstützung erhält Schlager dabei unter anderem von Christoph Baumgartner. "Das Allerwichtigste ist, dass wir als Mannschaft, Staff, Medien und Fans am Boden bleiben, dass wir wissen, wo wir herkommen. Es war heute nicht alles perfekt", erklärte der Niederösterreicher. "Wir denken in Österreich leider oft in Schwarz und Weiß. Einmal ist alles perfekt, dann wieder alles schlecht. Deshalb heißt es, am Boden bleiben, weitermachen und die Spiele wie bisher angehen. Dann ist vieles möglich, und wir werden viel Spaß haben."

Der Dreifach-Torschütze Michael Gregoritsch richtete in diesem Zusammenhang mahnende Worte an die Journalisten. "Wenn ihr uns jetzt in den Himmel lobt und erzählt, wie cool und klasse alles ist, wird die Erwartungshaltung natürlich größer." Die Spieler selbst wollen den Ball auf jeden Fall flach halten, sagte der Steirer. "Wir halten uns sehr bedeckt, was die EM betrifft, und wir wissen schon, dass wir gegen die Türkei das nötige Spielglück hatten."
 

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