"Ungerechtigkeit"

Streit um Länderspieltore: Polster schaltet Anwalt ein

Teilen

Ex-Goalgetter fordert Anrechnung von drei Treffern und drei Partien aus den 1980ern.

Toni Polster ist in den ewigen Bestenlisten der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft ganz oben zu finden. Seine 44 Treffer sind bis heute unerreicht, seine 95 Länderspiele wurden bisher nur von Marko Arnautovic, David Alaba, Andreas Herzog und Aleksandar Dragovic übertroffen. Trotzdem möchte der Ex-Goalgetter seine ÖFB-Statistiken nachträglich gerne aufbessern.

In diesem Zusammenhang hat er drei Matches im Visier, die als inoffizielle Länderspiele gelten und ihm deshalb nicht angerechnet werden. Konkret geht es um die Partien Liechtenstein - Österreich (0:6 am 7. Juni 1984 in Vaduz, ein Polster-Tor), Tunesien - Österreich (1:3 am 7. Februar 1987 in Tunis, zwei Polster-Tore) und Marokko - Österreich (3:1 am 2. Februar 1988, kein Polster-Tor). Diese Spiele scheinen nicht in der ÖFB-Länderspielstatistik auf - das Match ein Vaduz wird auch von Liechtensteins Verband nicht offiziell anerkannt, wohl auch deshalb, weil wild durchgewechselt wurde. So wurde etwa Alfred Drabits in diesem Match aus- und wieder eingetauscht.

Anwalt eingeschaltet

Dennoch fehlt Polster jedes Verständnis dafür, warum die betreffenden Partien nicht gezählt werden. "Ich möchte diese drei Spiele und drei Tore natürlich dazuhaben, alles andere wäre eine riesengroße Ungerechtigkeit", sagte der Wiener der APA.

Dass dies nicht passiert ist, stört Polster nach eigenen Angaben "seit Jahrzehnten". Deshalb hat der 59-Jährige in dieser Causa Anwalt Manfred Ainedter eingeschaltet. Der Jurist hat bereits Kontakt mit dem ÖFB aufgenommen. "Die bisherigen Gespräche haben leider zu keinen Ergebnissen geführt. Jetzt sind wir gerade am Überlegen, wie wir weiter vorgehen", teilte Ainedter der APA mit. Der Anwalt geht davon aus, dass der heimische Verband die drei Spiele als offiziell werten könnte - unabhängig von FIFA und UEFA. "Wir sind der Meinung, dass es ausschließlich Sache des ÖFB ist, die Spiele und Tore anzuerkennen oder nicht."

Dem widersprach ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. "Das ist leider eine FIFA-Thematik, weil es um offizielle Spiele unter der Ägide des Weltverbands geht. Deshalb können wir nicht alleine entscheiden. Wir können nur bei der FIFA einen Antrag stellen, wenn die Kriterien erfüllt sind, aber das ist nicht der Fall", sagte der Jurist der APA.

Hände gebunden

Zu damaligen Zeit gab es noch keinen internationalen Spielkalender und keine Abstellpflicht, Nationalverbände einigten sich untereinander auf Termine und Rahmenbedingungen. "Man hat sich damals bewusst dazu entschieden, dass gewisse Länderspiele nicht offiziell sind. Da ging es zum Beispiel um die Möglichkeit, Spieler aus- und wieder einwechseln zu können", meinte Hollerer.

Die Wiener besprach beim FIFA-Kongress im vergangenen März in Ruanda Polsters Wunsch mit maßgeblichen Weltverbands-Funktionären und erhielt eine unmissverständliche Botschaft. "Es wurde damals so entschieden, dass die Länderspiele inoffiziell sind. Wir können nachträglich keine Bestätigungen bringen, dass sie offiziell gewertet werden", sagte Hollerer und betonte gleichzeitig: "Wir würden Toni gerne helfen. Wir hätten ja auch keinen Grund, es nicht zu wollen, dass ihm die Spiele und Tore angerechnet werden, aber uns sind leider die Hände gebunden."

Sollten Polster die drei Tore wider Erwarten doch noch gutgeschrieben werden, hätte er sein Guthaben auf Arnautovic ausgebaut. Der Legionär von Inter Mailand hielt vor dem (heutigen) EM-Qualifikationsmatch in Tallinn gegen Estland bei 36 Treffern. "Doch das hat absolut nichts mit Marko zu tun, oder dass ich um meinen Torrekord fürchte. Das ist einfach eine Ungerechtigkeit, die gen Himmel stinkt und die ich korrigiert haben möchte", betonte Polster. Sofern er doch noch von Arnautovic übertroffen wird, "bin ich der Erste, der ihm gratuliert", versprach der Wiener.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.