Die Austria hängt früh in dieser Saison in den Seilen. Offensivspektakel wollen die Wiener bieten, nach sieben Bundesliga-Runden ist davon praktisch nichts zu sehen.
Lediglich fünf Tore haben die Violetten bisher erzielt, beim 1:2 in Hartberg am Sonntag gingen die Austrianer bereits zum vierten Mal geschlagen in die Kabine. Platz zehn steht als Momentaufnahme zu Buche. "Wir haben uns das anders vorgestellt", sagte Trainer Michael Wimmer. Seine Spieler wurden deutlicher.
"Ich bin jetzt zwei Jahre da. Es ist jetzt die erste richtige Scheißsituation, in der wir uns befinden", meinte Kapitän Manfred Fischer auf Sky. Auch Andreas Gruber war bedient. "Das war einfach zu wenig", sagte der Torschütze zum frühen 1:0 der Austria. Nach ersten Unsicherheiten brach das Spiel der Wiener aber zusammen. Negativer Höhepunkt: Hartbergs 2:1, als der sonst starke Christian Früchtl ein Slapstick-Gegentor wie zuletzt Matan Baltaxa beim Remis gegen Klagenfurt produzierte. "Wir bekommen Tore, die keine andere Mannschaft bekommt. So ehrlich muss man sein", meinte Gruber dazu.
Höchst instabiles Gebilde
Auffällig war auch in der Oststeiermark, dass das Gebilde Austria Wien ein höchst instabiles bleibt. Wie auch Hartbergs Trainer Markus Schopp anmerkte, hätten die Gäste auch 2:0 führen können. Das Pressing passte zu Beginn. Die Steirer blieben aber geduldig, stellten sich besser auf den Gegner ein und bestraften eine immer fehleranfälliger werdende Austria. Ein ums andere Mal rannte die Wimmer-Elf in Konter. Dass ein Dominik Fitz, Reinhold Ranftl oder auch Fischer seit Wochen von der Bestform weit entfernt scheinen, tut ihr Übriges dazu.
Fischer monierte "blöde Fehler, die uns seit Wochen begleiten. Wir kommen aus dem Nichts zu Unsicherheiten". Nebenmann James Holland merkte an, dass man "manchmal ein bisschen naiv" spiele - er war mit dieser Analyse nicht der erste Austria-Profi in dieser Saison. Die Austria-Anhängerschaft blickte derweilen ein wenig traurig nach Berlin. Dort schoss Haris Tabakovic die Hertha mit drei Toren zum Sieg. Seit dem Abgang des Schweizers ist Gruber vorne praktisch Alleinunterhalter. Hoffenheim-Leihgabe Fisnik Asllani weilt noch zu kurz in Wien für eine Beurteilung. In der halbstündigen Überzahl nach dem Ausschluss von Hartbergs Ousmane Diakite brachte die Austria jedenfalls keinen einzigen gefährlichen Torschuss zustande.
"Gewisse Enttäuschung, die drin ist in den Köpfen"
Coach Wimmer sprach von einer "gewissen Enttäuschung, die drin ist in den Köpfen, die nicht rausgeht". Das Hartberg-Spiel dürfte zur Aufarbeitung wenig beigetragen haben. "Ich kann reden was ich will, das Wichtigste ist ein Erfolgserlebnis", sagte Wimmer auch. Man müsse eine Partie auch einmal "dreckig" zu Ende bringen. Die nächste Chance darauf ergibt sich am Samstag in Altach. Die Vorarlberger liegen drei Zähler vor der Austria. Wenig Erfreuliches hatte am Rande des Hartberg-Spiels auch Austria-Präsident Kurt Gollowitzer zu berichten. Er gab im Sky-Interview an, dass der bekanntlich finanziell angeschlagene Club ein "Sparprogramm" fahren müsse. Der sportliche Bereich soll davon aber nicht betroffen sein.
Bei den Hartbergern durfte Präsidentin Brigitte Annerl bei einer Geburtstagsparty im Stadion mit den Spielern um die Wette strahlen. Donis Avdijaj avancierte im zweiten Auftritt seit seiner Rückkehr aus Zürich zum Matchwinner. Den Platz ganz vorne hatte der Deutsche nur durch die Blessur von Maximilian Entrup erhalten. "Drei Tore in zwei Spielen sind schön, aber noch schöner sind zwei Siege in zwei Spielen", sagte der 27-Jährige. Platz vier sei nur eine Momentaufnahme, "die dem Verein und den Spielern sehr gut tut", so Avdijaj.
WSG-Tirol-Trainer zeigte sich erfreut
Ebenfalls erfreut zeigte sich WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger nach dem 3:2 bei der Lustenauer Austria. "Bitter war nur, dass wir das Spiel nicht früher entschieden haben, die Chancen dafür waren da", meinte der Coach nach dem ersten Saisonsieg der Wattener.
Schlusslicht Lustenau muss hingegen weiterhin auf den ersten Dreier in dieser Spielzeit warten. ""Es ist völlig unerklärlich, wie man so eine erste Hälfte abliefern kann, vor allem, weil wir davor sehr gut trainiert haben", schimpfte Coach Markus Mader, sah aber auch einen Hoffnungsschimmer. "Auf die Leistung in der zweiten Hälfte können wir aufbauen."