Ärzte rieten Ried-Kapitän von Fortsetzung der Karriere nach Kopf-OP ab.
Oliver Glasner
weiß, wann es genug ist. Nach seiner schweren Kopfverletzung hat das Urgestein des österreichischen Fußball- Cupsiegers
SV Ried
Dienstagmittag seinen Rücktritt erklärt. "Es war für mich die erste Verletzung, bei der ich nicht mehr diesen unbedingten Willen verspürte, wieder zurückkommen zu müssen", meinte der 36-Jährige, der 410 Mal in der heimischen Bundesliga gespielt hat, im Josko-Center in Andorf.
Spiel gegen Rapid beendete Karriere
Der dreifache Vater hatte sich am 31. Juli im Liga-Spiel auswärts gegen Rapid (0:0) durch einen Zusammenstoß mit Mario Sonnleitner ein Cut über dem Auge und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Trotzdem war er mit der Mannschaft nach Kopenhagen zum Qualifikations-Spiel der Europa-League gegen Bröndby mitgereist, hatte das Abschlusstraining mitgemacht und Kopfbälle geübt.
Not-OP in Kopenhagen
Später hatte Glasner über heftige Kopfschmerzen geklagt und war sofort ins Spital gebracht worden. Dort war eine Gehirnblutung diagnostiziert worden, die einen neurochirurgischen Eingriff erforderlich machte.
Nach dem Training hatte sich Glasner entschieden, nicht zu spielen. "Dann bin ich duschen gegangen und habe starke Kopfschmerzen bekommen", erzählte Glasner. Zimmerkollege Thomas Gebauer hatte daraufhin den Teamdoktor gerufen. "Von da an weiß ich nichts mehr. Leichte Erinnerungen habe ich an das erste Krankenhaus in Kopenhagen. Ich habe noch kurz meine Frau angerufen und ihr gesagt, dass ich in eine Spezialklinik überstellt werde. Dann weiß ich bis nach der Operation gar nichts mehr", so Glasner über seine Erinnerungslücken.
Risiko zu groß
"Ich habe mir gedacht, dass es einfach nicht mehr dafür steht, für ein halbes Jahr Fußball irgendetwas zu riskieren. Das wäre meiner Familie und auch mir gegenüber sehr fahrlässig gewesen. Ich war sonst immer sehr ehrgeizig, ich habe jetzt aber abgeschlossen und es ist der richtige Zeitpunkt", erklärte Glasner über die Entscheidung, die schließlich endgültig im Krankenhaus in Ried getroffen wurde. Auch auf Anraten der Ärzte. "Die Ärzte haben mir abgeraten, wieder zu spielen", berichtete Glasner.
Kaum Nachwirkungen
Laut eigenen Angaben ist Glasner "eigentlich wieder völlig hergestellt", leichte Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen seien gemäß den behandelnden Ärzten nach so einer Operation normal. Am Mittwoch wird Glasner sogar schon wieder in ein Flugzeug klettern. "Ich werde mit der Mannschaft nach Eindhoven zum Rückspiel fliegen. Mir ist das sehr wichtig, dass ich da dabei sein kann. Von den Ärzten habe ich dafür grünes Licht bekommen, es spricht nichts dagegen."
Glasner bleibt Ried erhalten
Für Glasner und Rieds Manager Stefan Reiter steht fest, dass die mit einer kurzen Unterbrechung (2003/04 LASK) seit 1992 bestehende Zusammenarbeit weitergehen wird. Zuletzt war Glasner nicht nur als Kapitän der Kampfmannschaft, sondern auch als ehrenamtlicher Funktionär in der Nachwuchs-Akademie tätig gewesen. "Ich will jetzt einmal ganz gesund werden. Diese Zeit will ich mir jetzt nehmen. Mit Stefan Reiter habe ich vereinbart, dass wir uns im Herbst dann einmal zusammen setzen und nachdenken, in welcher Form ich weiter im Verein tätig sein könnte. Ab Jänner würde ich gerne in irgendeiner Funktion für den Verein arbeiten", sagte Glasner.
"Wir verlieren mit ihm nicht nur einen großen Sportsmann, sondern auch einen wunderbaren Menschen, der im schnelllebigen Profi-Fußball-Geschäft immer Größe gezeigt hat. Oliver ist in jeder Hinsicht ein Vorbild", so Reiter, der sich sicher ist, dass Glasner 2012 beim 100-Jahr-Jubiläum ein heißer Kandidat für die Wahl zum Rieder Kicker des Jahrhunderts sein wird.