Wettmanipulation?

Betrugsanzeige nach Salkic-Hands

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Umstrittener Hand-Elfer bei Magna - Sturm hat nun Folgen - Anzeige wegen Betrugs.

Der Kampf um den österreichischen Fußball-Meistertitel könnte möglicherweise vor Gericht entschieden werden. Bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ist am Dienstag eine Anzeige wegen des Verdachts des Betrugs im Liga-Spiel zwischen dem SC Wiener Neustadt und Sturm Graz (1:2) am Sonntag eingegangen. Dies teilte Erich Habitzl, Sprecher der Anklagebehörde, zu Mittag mit. Die Anzeige sei von einer Privatperson eingebracht worden.

Es gehe nun um eine "rechtliche Einordnung", die von der Staatsanwaltschaft zu prüfen sei. Dann sei zu entscheiden, "ob und welche Erhebungsschritte eingeleitet werden", so Habitzl. Sturm Graz hatte die Partie durch ein kurioses Handspiel des Wiener-Neustadt-Spielers Edin Salkic und einen dafür verhängten Elfmeter in der 87. Minute für sich entschieden. Dadurch führen die Grazer vor der letzten Runde am Mittwoch zwei Punkte vor der Wiener Austria.

Kommt Anfechtung des Ergebnisses?
Das Ergebnis eines Bundesliga-Spiels ist beglaubigt, sobald bis drei Tage nach dem Match kein Protest gegen das Ergebnis eingeht. Bei außerordentlichen Umständen - dazu würde nachgewiesene Manipulation zählen - könnte das Resultat von den beiden beteiligten Vereinen noch einmal angefochten werden.

Manipulationsvorwürfe gegen Salkic
Gegen Salkic waren am Montag Manipulationsvorwürfe aufgekommen, weil in der Partie gegen Sturm das Wettradar von "Asian Monitoring Early Warning System" angeschlagen hatte. Beim Unternehmen mit Sitz in Bludenz war das Siebenfache der durchschnittlichen Wetteinsätze für eine Partie dieser Kategorie registriert worden, wie die "Kronen Zeitung" am Dienstag berichtete und Geschäftsführer Ralph Koschel bestätigte.

Salkic vorgeladen
Die Clubführung von Wiener Neustadt reagierte und lud Salkic am Dienstag bereits vor Bekanntwerden der Anzeige zu einem Gespräch, an dem unter anderem Trainer Peter Schöttel und Manager Alexander Gruber teilnahmen. Dabei betonte der Stürmer laut Gruber noch einmal seine Unschuld und seine Bereitschaft zur Kooperation - etwa bei einer möglichen Offenlegung von Kontodaten oder Telefonlisten.

Im Zusammenhang mit der Betrugsanzeige will der Verein nun konstruktiv mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. "Wir warten jetzt einmal, wie es weitergeht, und wenn man auf uns zukommt, werden wir alle gewünschten Auskünfte erteilen", erklärte Gruber.

Schöttel will Klarheit
Schöttel würde ein mögliches Verfahren sogar begrüßen. "Wir wollen ja alle miteinander, dass Klarheit herrscht. Und wenn das dazu beiträgt, ist es gut", sagte der künftige Rapid-Trainer. Die möglichen Konsequenzen aus der Betrugsanzeige sah der Wiener auch als Chance für Salkic. "Es wird im Interesse von Edin sein, dass alles aufgeklärt wird. Wenn einer nichts zu verbergen hat, wird er froh sein, dass er das zeigen kann."

Salkic' kurioser Griff zum Ball ist für Schöttel noch immer ein Rätsel. "Im Spiel hat es ganz schlimm ausgesehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er so dumm ist, mit 21 Jahren seine Karriere aufs Spiel zu setzen. Ich wünsche ihm, dass es wirklich ein Blackout war", meinte der 44-Jährige.

Salkic verzweifelt
Im Dienstag-Gespräch habe Salkic einen verzweifelten Eindruck gemacht. "Er hat gesagt, dass er nicht weiß, warum er es getan hat, aber dass es keinesfalls Manipulation gewesen ist", erzählte Schöttel.

Im letzten Spiel nicht im Kader
Im abschließenden Saisonspiel am Mittwoch in Mattersburg steht Salkic nicht im Kader. "Das ist besser, weil viel über ihn geschrieben wird, was nicht stimmt, und es wäre für die Mannschaft nicht gut, weil er viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde und das schlecht für die Konzentration wäre", erklärte Schöttel.

Laut Gruber handelt es sich bei Salkic Streichung aus dem Aufgebot um eine kurzfristige und einmalige Maßnahme. An eine Auflösung des bis 2012 laufenden Vertrags des Angreifers sei nicht gedacht. "Er sagt, er ist sich keiner Schuld bewusst, und wir glauben ihm", betonte der Club-Manager.

Austria will Klärung
Direkte Anschuldigungen an Edin Salkic hat es nicht gegeben, die Empörung über das Handspiel des Wiener Neustädters am Sonntag gegen Sturm Graz war aber auch am Dienstag bei der Wiener Austria nicht zu überhören. "Wenn in so einer Phase so etwas passiert und dann noch meisterschaftsentscheidend ist, dann ist das schon sehr fragwürdig", meinte Trainer Karl Daxbacher.

Wirtschafts-Vorstand Markus Kraetschmer hofft und fordert, "dass die Sache auf Punkt und Beistrich" geklärt wird. Von einem möglichen Meistertitel durch eine Entscheidung auf dem Grünen Tisch wollen die Austrianer nicht sprechen. Ihnen gehe es um Gerechtigkeit und die Glaubwürdigkeit des Fußballs. "Denn so etwas kann den Fußball in seinen Grundfesten erschüttern, das wäre existenzbedrohend für den Sport", sagte Kraetschmer.

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